Festspielhaus Bonn Hoteliers und Wirte starten Initiative zur Finanzierung

BONN · Das Hotel- und Gaststättengewerbe hat am Freitag eine Initiative zur Finanzierung des neuen Konzerthauses in Bonn gestartet. Im Rheinhotel Dreesen hoben 30 Gründungsmitglieder die Genossenschaft "Förderer Beethoven-Festspielhaus Bonn eG" aus der Taufe, die mit Hilfe des "Beethoventalers" einen Baukredit über 25 Millionen Euro finanzieren will.

"Wir beweisen damit, dass es in Bonn und der Region viele Menschen gibt, die das Festspielhaus wollen", erklärte Fritz Georg Dreesen, der Aufsichtsratsvorsitzende der neuen Genossenschaft. Das Hotel- und Gaststättengewerbe habe den ersten Schritt getan, lade aber auch Einzelhandel, Dienstleistungsbetriebe und das produzierende Gewerbe zum Mitmachen ein. "Das Beethoven-Festspielhaus ist für uns alle in Bonn ein wichtiges Ziel", betonte Dreesen. "Dabei können und wollen wir uns nicht auf die öffentliche Hand verlassen."

Als prominenten Unterstützer haben sich die Initiatoren den früheren NRW-Ministerpräsidenten und Bundesminister Wolfgang Clement ins Boot geholt. Der Godesberger bildet mit dem "Bürger für Beethoven"-Vorsitzenden Stephan Eisel und Dehoga-Nordrhein-Geschäftsführer Christoph Becker den Vorstand der Genossenschaft.

Die Stadt Bonn sei in der Pflicht, ihrem Beethoven-Erbe gerecht zu werden, sagte Clement. Er sei überzeugt, dass die Initiative erfolgreich sein werde: "Das ist der wahrscheinlich entscheidende Schritt eines großen Projektes für die Stadt", erklärte Clement. "Die Zeit des Zauderns und Zögerns ist vorbei."

Das frühere SPD-Schwergewicht forderte die Stadtverwaltung auf, die Genossenschaft zu unterstützen. So müsse es eigentlich selbstverständlich sein, dass die Kommune auf eigene Kosten ein Bebauungsplanverfahren in Gang setze, um ihr Interesse an einem Festspielhaus zu unterstreichen (siehe Kasten rechts). Da das hauptsächlich mit städtischem Personal geschehe, könnten die Kosten nicht sehr hoch sein: "Notfalls zahle ich die aus eigener Tasche", scherzte Clement.

Der Bau selbst muss laut Ratsbeschluss komplett privat finanziert werden. Die Stadt Bonn, die das Grundstück in der Rheinaue beisteuern würde, gibt die Investitionskosten mit rund 75 Millionen Euro an. Der Post-Konzern hat 30 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Wolfgang Grießl, Präsident der Industrie- und Handelskammer, will mit seinen Unterstützern 25 Millionen Euro sammeln und hat nach eigenen Angaben bisher Zusagen über 5,2 Millionen Euro erhalten. Mit Grießls Initiative will die neue Genossenschaft eng zusammenarbeiten.

Der derzeit noch virtuelle "Beethoventaler" soll entgegen ursprünglicher Überlegungen nicht von Hotelgästen entrichtet werden. Das Prinzip: Die Genossenschaftsmitglieder dürfen mit der Marke "Beethoventaler" Eigenwerbung betreiben und bezahlen dafür je nach Nutzungsumfang eine Lizenzgebühr zwischen 3000 und 25.000 Euro im Jahr.

Allein die 30 Gründungsmitglieder stellen auf diese Weise einen Baukredit von zwei Millionen Euro sicher. Binnen eines Jahres strebt die Genossenschaft eine Mitgliederzahl von rund 100 an. Am Ende soll genug Geld zusammenkommen, um Zins und Tilgung für einen Baukredit über 25 Millionen Euro zu tragen.

Zu den Gründungsmitgliedern gehören Hotels (zum Beispiel Königshof, Hilton und Petersberg) und Restaurants (zum Beispiel Gasthaus "Im Stiefel" und La Redoute), aber auch die "Bürger für Beethoven" mit 1200 Mitgliedern und die Volksbank Bonn Rhein-Sieg. Deren Vorstandsvorsitzender Jürgen Pütz bekannte sich klar zum Festspielhaus: "Für uns als größte Genossenschaftsbank der Region ist es eine Selbstverständlichkeit, die Initiative nach Kräften zu unterstützen."

Die Volksbank half auch bei den juristischen Vorarbeiten für die Genossenschaft, die als stabile Organisationsform für langfristige Arbeiten gilt. "Sie wird mindestens so lange existieren, bis das Festspielhaus steht", unterstrich Wolfgang Clement. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Genossenschaft sich auch an der Trägergesellschaft für das Bauprojekt beteilige.

Bebauungsplanverfahren

Die Stadtverwaltung beharrt auf einem vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahren: Dabei muss der private Bauträger das Verfahren beantragen, Pläne und Gutachten auf eigene Kosten erstellen. Alternative: Mit Genehmigung des Rates könnte die Stadt selbst die Initiative ergreifen und ein normales Bebauungsplanverfahren anschieben, das den baurechtlichen Rahmen für ein Festspielhaus definiert

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