Festspielhausprojekt in Bonn "Die Aufgabe bleibt"

BONN · Das überraschende Aus für den geplanten neuen Konzertsaal schockiert die Bonner Kulturszene. Die Vorbereitungen für das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 erleiden einen Rückschlag.

Gips und helles Holz prägen den Innenraum von Valentinys Festspiellhaus-Entwurf, dessen rheinseitige Silhouette als Welle erscheint.

Gips und helles Holz prägen den Innenraum von Valentinys Festspiellhaus-Entwurf, dessen rheinseitige Silhouette als Welle erscheint.

Foto: Deutsche Post

"Das Projekt ist tot, aber man muss jetzt nach vorne schauen", sagt Wolfgang Grießl. In den vergangenen vier Jahren hat der Präsident der Bonner Industrie- und Handelskammer (IHK) mit seiner Initiative "5000 x 5000" Spenden und Spendenzusagen in Millionenhöhe eingesammelt, um die Deutsche Post beim Bau des Festhauses für Beethoven zu unterstützen.

Aus seiner Enttäuschung über das Scheitern macht Grießl deshalb keinen Hehl: "Wir stehen unter Schock", sagt er, auch wenn er die Begründung der Post für den Ausstieg nachvollziehen kann. Aber der IHK-Chef stellt auch klar: "Der Geburtstag bleibt. Und den wollen wir feiern. Beethoven ist als Wirtschaftsfaktor für Bonn von größter Bedeutung."

Beethovens 250. Geburtstags 2020 in der Beethovenhalle zu feiern, ist für ihn keine Alternative. "Das schließe ich aus", sagt er. "Eine Renovierung mit städtischem Geld ist unsinnig. Bonn hat das Geld nicht." Er plädiert dafür, die Säle des WCCB als repräsentative Spielstätte zu nutzen. Der IHK-Chef hofft nun auf Unterstützung. Grießl: "Man muss sehen, dass man den Frust möglichst schnell los wird. Die Aufgabe bleibt."

Gleichwohl rückt mit dem Aus für das Festspielhaus die Beethovenhalle als Spielort für 2020 in den Fokus. Die Stadtverwaltung hatte drei Sanierungsmodelle vorgeschlagen, der Rat die sogenannte Variante 2a für eine vertiefte Planung ausgewählt. Die Kosten sollen zwischen 56 und 70 Millionen Euro liegen.

Es sei denn, die Bonner Bundestagsabgeordneten hätten Erfolg mit ihrem Vorstoß, die 39 Millionen Euro des Bundes, die für die Betriebsstiftung vorgesehen waren, in die Beethovenhalle umzuleiten. Die Post und andere Festspielhaus-Akteure haben stets betont, dass ihr Geld für die Beethovenhalle nicht zur Verfügung steht.

Thema Beethoven 2020 nicht grundsätzlich ad Acta

Grießl will nun im Hinblick auf das Jubiläumsjahr möglichst bald Gespräche mit der Post aufnehmen, die laut einer Pressemitteilung von Dienstag das Thema Beethoven 2020 nicht grundsätzlich ad Acta gelegt hat und zusammen mit Beethoven-Haus und Beethovenfest nach Möglichkeiten sucht, "um die Feierlichkeiten rund um den 250. Geburtstag Beethovens sowohl vor Ort als auch weltweit unterstützen und mitgestalten zu können".

Darauf hofft auch Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner, die zugleich "das Ende eines großen Vorhabens" bedauert. Malte Boecker, der als Direktor des Beethoven-Hauses im Auftrag der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien weitere Jubiläums-Projekte koordiniert, sieht Bonns Stimme im Festchor allerdings geschwächt. Immerhin: "Jenseits von Bonn ist das nicht gefährdet", sagt er über das Jubiläum, das bundesweit gefeiert wird.

Der vorsichtige Optimismus, den Grießl formulierte, wird In der Familie der Bonner Festspielhaus-Unterstützer nicht einhellig geteilt. Monika Wulf-Mathies, Vorsitzende der Festspielhausfreunde, erkennt "enorme Entscheidungsschwäche in dieser Stadt". Stefan Eisel, Vorsitzender der Bürger für Beethoven, geht davon aus, dass die Feierlichkeiten zu Beethovens Geburtstag in Bonn nun lediglich ein "Provinzereignis" würden.

"Ein Ort und eine Plattform für eine überregionale Wirkung fehlen jetzt vollkommen", beklagt er. Und das WCCB? Das sei für die Uno gebaut, die ihre Termine sicher nicht auf das Jubiläum abstimme.

Auch beim Beethoven Orchester war die Enttäuschung groß. "Das Projekt ist von der Stadt nicht wirklich getragen worden", sagte Generalmusikdirektor Stefan Blunier. "Das Ende des Festspielhauses ist ein echter Motivationsbrecher."

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