Festspielhaus Bonn Businessplan löst Kritik aus

BONN · Der Businessplan für das geplante Beethoven-Festspielhaus hat in den Ratsfraktionen kritische Reaktionen ausgelöst. Das Papier, erstellt im Auftrag der Deutschen Post DHL, war den Politikern am Montagabend von der Metrum Managementberatung präsentiert worden.

Die Kritik richtet sich auf die Plausibilität der Zahlen und die Tatsache, dass Synergieeffekte mit der Beethovenfest-GmbH im Businessplan ebenso eingerechnet sind wie 1,5 Millionen Euro Sponsorengelder der Telekom, die bisher zum Teil dem Beethovenfest zur Verfügung stehen.

Selbst in zwei Fraktionen, die das Festspielhaus bislang grundsätzlich befürwortet haben, wurden Zweifel laut. Der Businessplan werfe Fragen auf, erklärte Markus Schuck, kulturpolitischer Sprecher der CDU. Er basiere auf Zahlen anderer Konzerthäuser, die mit Bonn nicht vergleichbar seien. Die angestrebte Auslastung von 78 Prozent beruhe nicht auf den aktuellen Auslastungszahlen in der Stadt und lasse die Konkurrenz durch die Kölner Philharmonie außer Acht. Mit der Umwidmung der Telekom-Gelder und dem vorgesehenen Zugriff auf das Personal des Beethovenfestes werde "massiv in ein städtisch mitfinanziertes Kulturangebot eingegriffen", so Schuck. Die Fraktion wolle sich zudem die Risiken für Beethovenhalle und Oper anschauen. Der Ratsherr gilt als Festspielhaus-Skeptiker, aber auch der Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Gilles betonte: "Wir werden uns mit den Risiken intensiv befassen."

Der Bürger Bund Bonn, bislang Befürworter des Projekts, ging auf Distanz. "Wir haben immer gefordert, dass die Finanzierung - neben dem Bau vor allem auch des laufenden Betriebs - privatwirtschaftlich gesichert sein muss", so Philipp Bender, kulturpolitischer Fraktionssprecher. Der Businessplan beruhe jedoch überwiegend auf wirtschaftlich fragwürdigen Annahmen. Bender: "Sollten sich die Zweifel bestätigen, können wir dieses Wagnis nicht eingehen."

Ablehnend reagierten die erklärten Festspielhausgegner im Rat. Die Grünen bezweifeln sowohl die Besucherzahlen als auch die Kapitalerträge im Businessplan (siehe unten). "Es ist völlig ungeklärt, wer am Ende für anfallende Defizite haftet und wie es nach 2024 weiterlaufen soll", sagte der kulturpolitische Sprecher Tim Achtermeyer. Es gehe den Konzerthaus-Befürwortern nicht um Kultur, sondern um "Status". Die Linksfraktion forderte, "das Luftschloss endlich zu den Akten" zu legen. "Der Businessplan zeigt, dass das Festspielhaus trotz optimistischster Annahmen zu Zinserträgen und Besucherzahlen nur höchst defizitär betrieben werden kann", erklärte Fraktionschef Michael Faber.

Das sieht auch die Alternative für Deutschland so: "Der Businessplan lässt Risiken, aber auch Trends wie den demografisch induzierten Rückgang potenzieller Konzertbesucher außen vor", konstatierte Reinhard-Friedemann Schulz. Die Piraten blieben ebenfalls bei ihrer Ablehnung und bezeichneten den Businessplan als "wissenschaftlich anmutende Werbebroschüre".

Die SPD als zweitgrößte Ratsfraktion sprach sich erneut für das Festspielhaus aus. Nach der Vorlage des Businessplans müsse aber geprüft werden, ob das Konzept langfristig tragfähig sei. "Wir werden darauf achten, dass die Stadt keine Risiken trägt, die sie wegen ihrer Finanzlage nicht tragen kann", betonte Helmut Redeker.

Die FDP, mit CDU und Grünen in einer Koalition, begrüßte die Präsentation des Businessplans als "wichtigen Schritt hin zu einer positiven Ratsentscheidung". Die vorgelegten Zahlen sehe er "vorsichtig optimistisch", unterstrich Wilfried Löbach, Kultursprecher der FDP-Fraktion.

Die Politiker diskutieren den Businessplan am Donnerstag im Kulturausschuss, der ab 18 Uhr im Stadthaus tagt. Danach soll ein unabhängiger Gutachter das Papier prüfen, bevor der Rat Beschlüsse zur Gründung einer Betriebsstiftung und der baureifen Bereitstellung des Baugrundstücks mit einem maximalen Aufwand von 4,4 Millionen Euro fasst.

Die Festspielhaus-Initiativen bezeichneten den Businessplan gestern in einer gemeinsamen Erklärung als "soliden Baustein" für das Projekt und dankten dem Post-Konzern. "Bonn darf die große Zukunftschance nicht verstreichen lassen", schrieben Monika Wulf-Mathies (Festspielhausfreunde), Wolfgang Grießl (Förderverein), Fritz Dreesen (Beethoventaler-Genossenschaft) und Stephan Eisel (Bürger für Beethoven). "Wir erwarten, dass Rat und Verwaltung dieses Bürgerprojekt ebenso engagiert unterstützen wie die Deutsche Post DHL, die Deutsche Telekom, die Sparkasse Köln-Bonn und der Bund."

Die Festspielhaus-Initiativen haben den Businessplan im Internet veröffentlicht: www.beethoventaler.de, www.buerger-fuer-Beethoven.de; www.5000.ag.

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