Polizei macht Bande dingfest

BONN · 190 Einbrüche: Ermittlern gelingt es, bei spektakulärer Aktion neun Verdächtige zu überführen

Die Bonner Polizei hat einer hochmobilen und straff organisierten Einbrecherbande das Handwerk gelegt. Sie soll allein in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres 190 Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche in 47 nordrhein-westfälischen Städten begangen haben. Nach Angaben der Ermittler haben die Täter Beute im Wert von 650 000 Euro gemacht und Sachschaden von 70 000 Euro angerichtet. Drei Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Gestern präsentierte die eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe "Fiesta" Details im Ramersdorfer Polizeipräsidium.

Das Ausmaß, in dem die Bande operierte, ließ selbst die leitende Kriminaldirektorin Gerlinde Hewer-Brösch und Anca Lehmann, Leiterin des Einbruchskommissariates, in deren Zuständigkeitsbereich die Ermittlungsgruppe lag, staunen. Rund 200 Einbrüche und Einbruchsversuche, so Hewer-Brösch, werden den neun Beteiligten zur Last gelegt. Die stammen mehrheitlich aus Hagen, sowie aus dem Ruhrgebiet und dem Sauerland. "Ihr Aktionsradius war sehr weit gefasst", führte die Kriminaldirektorin aus. In Nordrhein-Westfalen hätte die Bande in 40 Städten ihr Unwesen getrieben. Allein 50 Taten konnte die Kripo den Einbrechern in Bonn nachweisen, ergänzte Bernd Junkersfeld, der die Ermittlungsgruppe geleitet hatte. Alle Taten seien zwischen dem 15. Oktober und 30. Dezember 2013 begangen worden.

Dass die Bande dingfest gemacht werden konnte, hatte nicht nur mit der guten Zusammenarbeit etwa mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei in Hagen zu tun, wie Anca Lehmann betonte. Vor allem war der entscheidende Hinweis von einem aufmerksamen Bürger gekommen. Dem war am 13. Dezember gegen 20 Uhr ein Ford Fiesta mit Hagener Kennzeichen in Dottendorf aufgefallen, in dem drei Männer saßen. So wie es sich die Polizei in solchen Fällen wünscht, rief der Zeuge die Leitstelle an. Streifenbeamte konnten den Fiesta stoppen, allerdings saß nur noch der Fahrer am Steuer, ein 21-jähriger Südosteuropäer. Zudem fanden die Beamten Einbruchswerkzeuge, ferner Schmuck und Laptops, die zuvor bei Einbrüchen in Bad Godesberg erbeutet worden waren. Während der 21-Jährige dem Haftrichter vorgeführt wurde, versuchten Junkersfeld und sein Team, die beiden Geflüchteten zu ermitteln.

Ihnen gelang es, einen Zusammenhang zu zwei Einbrüchen in Wuppertal und Remscheid herzustellen. So kamen sie einem 23- und einem 25-Jährigen auf die Spur. Beiden wirft die Kripo vor, die Komplizen des 21-Jährigen gewesen zu sein, der in Dottendorf gefasst wurde. Das Duo sowie ein dritter Täter wurden dann am 16. Januar 2014 in Südfinnland festgenommen, nachdem sie dort 35 Einbrüche begangen hatten, schilderte es Jörg Kind von der Hagener Kripo.

Während die zwei nun in Finnland mehrjährige Haftstrafen verbüßen müssen, konnte die Polizei noch weitere sechs Bandenmitglieder im Alter von 21 bis 39 Jahren in Deutschland ermitteln. Darunter ist auch ein 32 Jahre alter Osteuropäer aus Hagen, vom dem Kriminalist Junkersfeld sagt: "Der hat die Fäden gezogen." Nachdem die Kripo am 26. März neun Objekte in Mettmann, dem märkischen Kreis, Olpe und Hagen durchsucht hatte, wurde vollends das Ausmaß des Schadens sichtbar.

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