Kommentar Gekaufte Sicherheit

BONN · Um Missverständnissen vorzubeugen: In Bonn lebt es sich vergleichsweise sicher. Schaut man auf die deutsche Kriminalstatistik, ist das Risiko, einem Verbrechen zum Opfer zu fallen, in Köln und anderen deutschen Städten deutlich höher als hier.

Bei den Wohnungseinbrüchen allerdings gehört Bonn zu den traurigen Spitzenreitern. Genau wie Gewalttäter erzeugen Einbrecher, die mit jedem Diebeszug die Privatsphäre der Opfer verletzen, in ganz besonderer Weise Verunsicherung und Ängste bei den Menschen.

Es ist deshalb nachvollziehbar, wenn wohlhabende Bad Godesberger einen privaten Wachdienst für das Villenviertel anheuern wollen. Sie liegen damit im Trend: In Köln, Mönchengladbach oder Ratingen gibt es längst ähnliche Beispiele, und auch in Bad Honnef diskutieren Gewerbetreibende gerade über den Einsatz eines Sicherheitsdienstes. Die Umsätze der Branche in NRW steigen seit Jahren.

Wenn Bürger ihre Wohnviertel bewachen lassen, dokumentieren sie damit das schwindende Vertrauen in die Polizei. Es ist ein Schritt in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in Fragen der inneren Sicherheit: Wer Geld hat, genießt besseren Schutz vor Kriminellen - wenn es soweit kommt, versagt der Staat.

Mit mehr Personal könnten Polizei und Justiz zweifellos erfolgreicher arbeiten. Das ist dann aber auch kostspieliger für die Steuerzahler. Besonders für die Bonner Polizei wird die Kernfrage in den nächsten Jahren deshalb lauten, ob sie organisatorisch optimal aufgestellt ist. Leise Zweifel sind erlaubt: Bei der Aufklärungsquote von Straftaten jedenfalls schneidet das Präsidium im NRW-Vergleich ziemlich schlecht ab.

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