Nordbrücke in Bonn Vier-Spuren-Lösung bei Sanierung kommt

BONN · Die sogenannte 4:0-Lösung hat sich durchgesetzt: Während der Sanierung der Nordbrücke im Sommer werden nun doch zwei Spuren je Fahrtrichtung offen gehalten.

Darauf haben sich am Donnerstag Vertreter des Landesbetriebs Straßen.NRW, der Bonner Stadtverwaltung, des Rhein-Sieg-Kreises, der Bezirksregierung Köln und der Autobahnpolizei geeinigt - "einstimmig", wie Marc Hoffmann, stellvertretender Pressesprecher der Stadt, betont.

Die Autobahnpolizei stellte nur eine Bedingung: Sie brauche zusätzliche Kräfte, um das Lkw-Verbot während dieser Zeit durchsetzen zu können. Das müsse bei der Landesregierung beantragt werden. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ballt die Faust siegesfreudig. Die Nachricht erreicht ihn am Donenrstagmittag per SMS während der Begehung auf der WCCB-Baustelle.

"Ich war nach Gesprächen mit Regierungspräsidentin Gisela Walsken aber auch zuversichtlich", sagte Nimptsch. "Die Entscheidung entspricht dem, was wir an Argumenten vorgebracht haben und ist nach unserer Auffassung der richtige Weg, um den Verkehr von rund 100.000 Einpendlern bewerkstelligen zu können."

Es werde zwar nicht dazu führen, "dass wir in Bonn paradiesische Zustände haben werden", aber es sei eine deutliche Verbesserung als die bislang immer vom Landesbetrieb favorisierte Lösung mit jeweils nur einer Spur. Wie berichtet, wird die zweigeteilte Brücke jeweils einseitig komplett gesperrt, der Verkehr wird dann jeweils über eine Brückenseite gelenkt.

"Jetzt ist es wichtig, dass während der Sanierungsphase eine großräumige Umlenkung des Lkw-Verkehrs, möglichst schon ab Köln, umgesetzt werden kann", sagte Nimptsch. "Das wird noch eine große Aufgabe werden. Voraussetzung ist eine gute Information aller Verkehrsteilnehmer und eine strenge Kontrolle durch die Autobahnpolizei."

Die Forderung der Autobahnpolizei nach mehr Kräften in diesem Zusammenhang irritierte den Landtagsabgeordneten Rolf Beu (Grüne). "Das ist schon ein sehr gewagtes und äußerst ungewöhnliches Verfahren, da nun auch noch eine Forderung an das für die Polizei zuständige Innenministerium gestellt wird", sagte Beu, der es aber grundsätzlich begrüßte, "dass alle wieder auf den Weg der Vernunft zurückgekehrt sind". Die 4:0-Lösung sei die einzig "adäquate Antwort" auf die bevorstehenden Verkehrsprobleme.

Ähnlich reagierte der Bonner SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg: "Das lässt sich ja objektiv überprüfen, ob tatsächlich eine Notwendigkeit für eine personelle Aufstockung der Autobahnpolizei besteht." Wenn dem so sei, werde er sich gerne bei der Landesregierung dafür einsetzen. "Die jetzt getroffene Lösung soll jedenfalls nicht daran scheitern."

Laut Kurt Schmitz-Temming, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, dürfte der Lkw-Verkehr die Autobahnpolizei nicht vor größere Probleme stellen als bei der Leverkusener Autobahnbrücke. "Der Verkehr über die Leverkusener Brücke besteht aus etwa 25 Prozent Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht, die Nordbrücke queren täglich nur fünf Prozent Lastwagen. Das ist weit unterdurchschnittlich."

Reaktionen zur Nordbrücke

  • Alfons Am Zehnhoff-Söns, Vizepräsident der IHK und Hafenspediteur: "Von zwei schlechten Lösungen ist das für uns die bessere Alternative."
  • Kurt Schmitz-Temming, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK: "Für Leicht-Lkw und Lieferfahrzeuge von Handwerkern und sonstigen Dienstleistern gilt das Fahrverbot ja nicht. Und für die Lkw ist ein Umweg immer noch besser als ein zweistündiger Stau vor und auf der Nordbrücke. Im Übrigen sprechen wir uns für die Öffnung der Reuterstraße für Lkw während der Bauarbeiten an den Übergängen aus. Lkw hätten dann die Möglichkeit, während der Sanierung der Nordbrücke auf die Südbrücke auszuweichen. "
  • Dieter Siegberg, Leiter des Straßenverkehrsamts des Rhein-Sieg-Kreises: "Das ist unsere Wunschlösung. Dennoch werden wir an die Bürger appellieren, während der Bauarbeiten auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen." Der Rhein-Sieg-Kreis arbeite zusammen mit der Stadt Bonn beispielsweise daran, den Takt der Schnellbuslinie SB55 nach Niederkassel von 20 auf zehn Minuten zu verdichten. Allerdings fehle auf dem Abschnitt von der Nordbrücke über die Niederkasseler Straße in Richtung Beuel eine Busspur. "Dafür brauchen wir noch eine Lösung, sonst steht der Bus in Beuel im Stau."
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