Nordbrücken-Baustelle SWB-Leitstelle meldet fast reibungslosen ÖPNV-Ablauf

BONN · Bis zu zehn Kilometer lange Staus rechts und links der Nordbrücke prägten am Montag im Zuge der Großbaustelle dort die Verkehrslage auf der A 565, A 59, A 555 und B 56. Während Feuerwehr und Polizei die Situation anders als die meisten Autofahrer trotzdem noch als recht entspannt bewerteten, war bei den Stadtwerken Großeinsatz angesagt.

Auf Dutzenden Monitoren, die in einem Halbkreis angeordnet sind, leuchten kryptische Zeichen auf. Auf einer Wand dahinter sind sich kreuzende schwarze Linien eingezeichnet. Viele kleine Lämpchen blinken in unterschiedlichen Farben. Die Leitstelle der Stadtwerke Bonn (SWB) an der Thomas-Mann-Straße erinnert an das Kontrollzentrum für einen Raketenstart. Anhand der Linien, Lampen und Bildschirme erkennen die Mitarbeiter, wo welche Bus- und Bahnlinie gerade unterwegs ist, und ob es irgendwo hakt. Zusammengefasst wird das unter dem Begriff: Intermodales Transport Communication System (ITCS).

Vor der Stell- und Meldetafel und den Monitorreihen stand Montagmorgen auch Leitstellenleiter Joachim Schallenberg. Angespannter als sonst beobachtete er das Geschehen. Gegen 9 Uhr zog er eine erste Bilanz: "Alles läuft planmäßig." Normalerweise kein Grund, das zu betonen. Schließlich ist das die Aufgabe der Stadtwerke: Planmäßig sollen Busse und Bahnen abfahren, ankommen und Fahrgäste transportieren.

Allerdings war am Montag kein normaler Tag. Jedenfalls nicht für jene, die nach Bonn wollten oder aus Bonn heraus. Denn der Montagmorgen war der erste Stresstest für die Stadtwerke. Auf der Nordbrücke werden, wie berichtet, die Fahrbahnübergänge saniert. Statt der sonst üblichen vier Fahrspuren - zwei je Richtung - ist dafür bis zum Ende der Sommerferien die Fahrbahn auf je eine Spur stadteinwärts und -auswärts verengt. Lange Staus sind die Folge. Das wirkt sich auf den Betrieb des Öffentlichen Personennahverkehrs aus.

"Wir haben deutlich mehr Fahrgäste als sonst üblich", sagte SWB-Sprecher Werner Schui am Montagabend. Zwar seien Ferien, aber die fehlenden Schüler seien durch Umsteiger wettgemacht worden. Eddy Keller, der in der Leitstelle via Überwachungskameras die Haltestellen im Blick behält, meldete dennoch von seinem Sitzplatz: "Ganz normaler Verkehr." Insgesamt überwachen 320 Kameras sieben Tage die Woche, rund um die Uhr, die An- und Abfahrten der Busse und Bahnen. Keller und seine Kollegen sind es auch, die Verspätungen durchsagen und die Tafeln an den Haltestellen mit Informationen füllen.

Damit das alles so reibungslos lief, haben die Stadtwerke in der Leitstelle 15 Mitarbeiter zusätzlich eingesetzt. Hinzu kommen mehrere Busse auf Abruf. So kann von der Leitstelle ein Bus flexibel losgeschickt werden, wenn ein anderer droht, sich zu verspäten. Auch die Fahrtrouten können flexibler gestaltet werden, "damit wir uns keinen Bus festsetzen", erklärte Keller. Der Schnellbus 55 zwischen Bonn und Rheidt fährt zum Beispiel über die Südbrücke, wenn die Kennedy- und Nordbrücke dicht sind - ohne eine Haltestelle auszulassen. Und wenn das ITCS einmal nicht funktioniert? "Selbst bei einem Systemausfall können wir reagieren. Wir verfügen über diverse Notfall-Backups", sagte Schallenberg. "Nur, wenn der Verkehr steht, sind wir machtlos." Etwa 50 Minuten Verspätung seien da schlimmer als ein Systemausfall.

Zu Verspätungen kam es am Abend doch noch. Stark betroffen waren vor allem die Buslinien auf der Beueler Seite, teilte SWB-Sprecher Schui mit. Bei den Bahnen sei die Lage den ganzen Tag bis auf wenige Ausnahmen über stabil geblieben. "Wir haben auf der Linie 66 sechs Bahnen pro Stunde eingesetzt. Da fallen fünf Minuten Verspätung kaum auf", sagte er.

Gegen 18.30 Uhr wurden die Autofahrer nochmals auf eine Geduldsprobe gestellt. Auf der A 565 war der Autobahnpolizei zufolge in Höhe Auerberg ein Fahrzeug liegengeblieben. Ab Lengsdorf staute es sich in Fahrtrichtung Beuel bis zu sechs Kilometer. Beobachtungen, nach denen einige Autofahrer die gesperrten Ab- und Auffahrten an der Nordbrücke genutzt haben sollen, bestätigte die Polizei nicht. Nach einem Unfall auf der A 59 war zwischen 20 Uhr und etwa 21.15 Uhr der Brückenzubringer aus Richtung Meckenheim gesperrt. Der Verkehr wurde in Richtung Pützchen abgeleitet.

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