Nordbrückensanierung ÖPNV als echte Alternative

NIEDERKASSEL · Es ist Dienstagmorgen, 7.25 Uhr, und es regnet in Strömen am Niederkasseler Rathausplatz. Von dort aus startet ein Versuch unter dem Motto: "Nordbrückensanierung: Verkehrskollaps oder Panikmache? - Probefahrt in Hauptverkehrszeit mit dem Öffentlichen Personennahverkehr von Niederkassel nach Bonn".

Mit dabei sind Landrat Sebastian Schuster, Bürgermeister Stephan Vehreschild sowie der CDU-Fraktionsvorsitzende Marcus Kitz und der Vorsitzende des Verkehrs- und Planungsausschusses, Nico Pestel. Auch Harald Pütz, Abteilungsleiter Verkehrssicherung des Straßenverkehrsamtes des Rhein-Sieg-Kreises, und Michael Reinhardt, Sprecher der RSVG-Geschäftsführung, gehören zur Reisegruppe.

Die geplante Reiseroute mit dem Schnellbus SB 55 soll zunächst bis zur Provinzialstraße in Mondorf gehen. Von dort aus ist ein Fußmarsch zur Autofähre geplant, um dann mit der Linie 550 zum Konrad-Adenauer-Platz nach Bonn-Beuel zu fahren. Den Hintergrund des Ausflugs formuliert Fraktionschef Kitz: "Wir wollen zeigen, dass die ÖPNV-Nutzung insbesondere angesichts der Brückensanierung eine echte Alternative zum Auto sein kann." Aktuell fahren nicht nur Zusatzbusse, auch eine größere Fähre und eine veränderte Vorfahrtsregelung an der Mondorfer Kreuzung zum Fährzubringer sollen Erleichterung für den Verkehr schaffen.

[kein Linktext vorhanden]Pünktlich um 7.33 Uhr hält der Schnellbus an der Haltestelle, und der kleine Trupp steigt ein. Es handele sich um den letzten der drei Zusatzbusse, die in einer Testphase für ein Jahr eingesetzt würden, erläutert Kitz. Das Schöne am Dienstagmorgen: Der Bus ist fast leer. Nur zehn Minuten später ist das erste Etappenziel erreicht. Es regnet immer noch, kaum Fußgänger oder Autos sind zu sehen.

Erst an der Kreuzung zur Unterdorfstraße wird es richtig eng. Die Autos stauen sich bis zur Kirche und warten auf einen Platz auf der Fähre, die auf jeder Tour maximal 32 Fahrzeuge mitnehmen kann. Mindestens 60 Autos stehen in einer langen Warteschlange. Bewegung kommt erst in die starre Autoschlange, nachdem die Fähre angelegt hat. 30 Fahrzeuge runter, 30 wieder rauf: "Gestern sind wir von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends nur mit voll beladener Fähre hin- und her gefahren", berichtet Fährmann Robert Funken. Auch die Gruppe um Schuster fährt einmal hin- und einmal her. Sie sieht geduldige und in ihr Schicksal ergebene Autofahrer und marschiert zur nächsten Bushaltestelle an der Ahrstraße.

[kein Linktext vorhanden]Punkt 8.25 Uhr erscheint der Bus der Linie 550, der als Ziel den Konrad-Adenauer-Platz in Beuel hat. Diese Strecke sorgt für Überraschung bei allen Beteiligten. Die L 269 ist fast komplett frei. Während auf den Autobahnen Staus bis zu sieben Kilometer Länge gemeldet werden, scheint es für die Autofahrer um 8.30 Uhr keine Option mehr zu sein, auf der Landstraße über Beuel nach Bonn zu fahren. "So leer ist es hier in der Regel nur am Sonntag - wenn überhaupt", sind sich Politiker und Fachleute einig. Könnte sein, dass sich viele Autofahrer wegen der geschlossenen Auffahrt zur A 565 auf die Friedrich-Ebert-Brücke lieber gleich nach Spich und dort auf die Autobahn begeben haben, mutmaßen die Verkehrsexperten.

Der Bus mit Schuster, Kitz und Co. wäre auch ohne zusätzliche Spur, die inzwischen mit Absperrungen gesichert ist, problemlos nach Beuel gekommen. Dort wird es in den Gassen stellenweise eng, aber nach 20 Minuten ist das Ziel - der Konrad-Adenauer-Platz - erreicht.

Das Fazit der Reisegruppe: Die Nutzung des ÖPNV ist eine wirkliche Alternative. Für die Fähre braucht man aber viel Zeit und Ruhe.

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