Dauerregen eine Herausforderung Nordbrücke: Schwerarbeit in der Stahlwanne

BONN · Danny Dunker und Michael Pfeffer sind auf der Nordbrücke dem Wetter schutzlos ausgeliefert. Während die beiden Arbeiter mit einer Säge den Fußgängerweg aus Beton wie ein Stück Kuchen aus dem Bauwerk herausschneiden, fegt der Regen in jede offene Stelle ihrer Kleidung. "Das macht es hier oben nicht einfacher", sagt Dunker. Zwölf Stunden müssen sie das pro Schicht aushalten.

Wechselkleidung haben sie immer dabei, sie liegt im warmen Container unter der Brücke. Eine wasserdichte Regenjacke ist Pflicht, Pfeffer hat sich sogar einen Kittel aus Mülltüten gebastelt. Die Handschuhe sind trotzdem durchnässt. "Mit dem Regen ist der Baustaub wie Schmierseife", sagt er. Die schwere Säge hält er deshalb besonders fest.

In den ersten Tagen der Sanierungen haben die Bauarbeiter die alten Fahrbahnübergänge in Richtung Meckenheim herausgehoben. Dazu mussten sie sie in etwa zweieinhalb Meter lange Stücke schneiden und mit einem Kran hochziehen. An diesen rund 50 Jahre alten Teilen sieht man gut, warum sie getauscht werden müssen.

"Die Gummidichtungen sind mit der Zeit porös geworden, der Rost frisst sich in den Stahl", sagt Projektleiter Erdal Zorlu vom Landesbetrieb Straßen NRW. Dadurch können die Fahrbahnübergänge nicht mehr den hunderttausenden Rädern standhalten, die jeden Tag über sie hinweg fahren. Viel wichtiger ist aber ihre Funktion als Dehnungsfuge. Mehr als 50 Zentimeter verbreitert und verschmälert sich jeder Übergang, abhängig von den Temperaturen. "Die Nordbrücke ist im Sommer länger als im Winter", weiß Zorlu, der auch Projektleiter bei der Südbrückensanierung war.

Dort wurden ebenfalls die Fahrbahnübergänge getauscht, was aber nicht mit der Nordbrücke zu vergleichen sei. Jedes Mal sei es eine Maßanfertigung, die monatelang geplant werden müsse. Um die neuen Stahlplatten einzusetzen und schweißen zu können, müssen sie wegen der schwankenden Temperaturen an Ort und Stelle noch einmal justiert werden. Das geschieht auf der aktuellen Fahrbahnseite voraussichtlich Ende nächster Woche, wenn der Zeitplan stimmt. Zorlu ist davon überzeugt, dass pünktlich zum Ferienende alle Bauarbeiten erledigt sein werden. "Wir arbeiten hier 24 Stunden am Tag, es gibt keinen Plan B, es muss klappen."

Die aufwendigste Arbeit sei, die Brücke auf etwa fünf Metern Breite aufzureißen und diese Löcher für die neuen Fahrbahnübergänge vorzubereiten. An der Innenseite der Brücke, die über den Rhein geht, treffen zwei Stahlkonstruktionen aufeinander, weshalb die 40 Arbeiter pro Schicht nur per Hand werkeln können. Sie trennen Stahlhalterungen mit Brennern ab und befreien die Bewehrungen von Rost. Nach außen hin, wo die Fahrbahnübergänge auf die Widerlager der Brücke treffen, muss Beton entfernt werden. "Das übernimmt eine Maschine, die von uns gesteuert wird", sagt Zorlu. Um die Stahlstäbe im Bauwerk nicht zu beschädigen, wird mit einem 120 bar starken Wasserstrahl gearbeitet, der nur den Zement zertrümmert.

Die meiste Zeit stehen die Männer in einer Blechwanne, die unterhalb der Fahrbahnübergänge liegt und sonst das durchsickernde Wasser auffängt. Weil wenige Meter von ihren Köpfen entfernt Lastwagen und Autos vorbeifahren, spüren sie jede Erschütterung, die durch die defekten Übergänge auf der anderen Seite entsteht. Zorlu verspricht, dass das in den zweiten drei Wochen der Sanierung nicht mehr so sein wird. Die neuen Fahrbahnübergänge sollen viel leiser sein. Dann kann den Bauarbeitern nur noch das Wetter die Tage und Nächte erschweren.

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