Weitere Großbaustellen drohen Halbzeit auf der Nordbrücke

BONN/REGION · Seitenwechsel heißt es für die Autofahrer am Wochenende auf der Friedrich-Ebert-Brücke (Nordbrücke). Dann werden die Fahrspuren und die Rettungsgasse auf die Brückenseite in Richtung Meckenheim verlegt. Allerdings darf bis dahin nichts mehr dazwischen kommen.

"Wir haben in unserem Zeitbudget null Spielraum", sagte Jörg Bodenmüller vom Landesbetrieb Straßenbau NRW am Mittwoch. Er beaufsichtigt die Sanierung der Fahrbahnübergänge, die Ende der Sommerferien abgeschlossen sein soll.

Trotz teilweise widriger Wetterumstände zeigt Bodenmüller sich einigermaßen zuversichtlich, das ehrgeizige Ziel zu erreichen und die Brücke rechtzeitig zum Schulbeginn freigeben zu können. Die Fahrbahnübergänge auf der einen Brückenhälfte sind verlegt, der Beton darüber mit Bitumen abgedichtet "Klar, am Montag bei dem Starkregen konnten wir kaum etwas machen", sagte Bodenmüller, "das war eine Extremsituation".

Aber da rund um die Uhr und an sieben Tagen gearbeitet werde, könnten die Arbeiter verlorene Zeit wieder aufholen. Am Freitag soll die Fahrbahn asphaltiert werden. Wenn dann der Asphalt über Nacht ausgekühlt sei, könnten am Samstag und Sonntag die Fahrspuren verschwenkt werden.

[kein Linktext vorhanden]Bodenmüller weiß: Viele Autofahrer ärgern sich tagtäglich über den kilometerlangen Stau vor und hinter der Nordbrücke. "Wir stehen ja selbst auch täglich mitten drin", sagte er. Dennoch halte sich die Verkehrsbehinderung durch die Baustelle aus seiner Sicht noch durchaus in Grenzen. "Wir haben mit viel mehr Chaos gerechnet", sagte er ein wenig verwundert. Offensichtlich habe die intensive Öffentlichkeitsarbeit und Medienberichterstattung Wirkung gezeigt.

"Viele Autofahrer haben sich wohl andere Wege gesucht oder sind auf andere Verkehrsmittel umgestiegen", vermutete er. Hinzu kommt aus polizeilicher Sicht, dass es während der Bauarbeiten bisher kaum größere Unfälle gegeben hat. Denn was bei einem Unfall passiert, bekamen die Autofahrer erst am Dienstagnachmittag im Berufsverkehr zu spüren, als sechs Autos auf der A565 in Höhe Endenich in einen Massenunfall verwickelt waren: Da wurde ihre Geduld auf eine deutlich härtere Probe gestellt.

Wer hofft, mit dem Ende der Sommerferien habe er wieder freie Fahrt in Bonn, der hat sich zu früh gefreut. Dann wird die Stadt verschiedenen Baumaßnahmen starten, die sie mit Rücksicht auf die Brückenarbeiten verschoben hat, erklärte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann.

Dazu zählen unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Der 1,9 Millionen Euro teure Ausbau der B 9 zwischen dem neuen Trajektknoten und der Ollenhauerstraße soll im Herbst beginnen und etwa ein halbes Jahr dauern. Innerhalb der Bauzeit steht dem Verkehr in Richtung Süden etwa sechs Wochen lang nur eine Fahrspur zur Verfügung.
  • Ab Herbst sollen die Leitungs- und Kanalbauarbeiten in der Römerstraße zwischen Augustusring und Wachsbleiche sowie der 1,4 Millionen Euro teure Ausbau der Römerstraße zwischen Salierweg und Augustusring erfolgen.
  • Der lange geplante barrierefreie Umbau der Stadtbahnhaltestelle am Stadthaus als kombinierte Hoch- und Flachbahnhaltestelle soll ebenfalls in diesem Herbst beginnen. Die Kosten betragen etwa 4,63 Millionen Euro (90 Prozent davon bezuschusst das Land).
  • Wegen noch abschließender Gespräche mit der Bahn steht der Beginn der Grundsanierung der maroden Viktoriabrücke, die abgerissen und neu gebaut sowie mit einer Rampe an die Thomastraße angebunden werden soll, noch nicht fest. Das auf drei Jahre angelegte Großbauprojekt soll 24,6 Millionen Euro kosten, der Baubeginn war bisher für 2015 vorgesehen.
  • Verschoben hat der Landesbetrieb die Grundsanierung der Nordbrücke, die jetzt erst im zweiten Quartal 2016 erfolgen soll. Anders als bei den aktuellen Bauarbeiten auf der Brücke soll der Verkehr dann aber auf zwei Spuren je Richtung geführt werden.
  • Voraussichtlich erst nach 2020 erfolgt nach Auskunft des Landesbetriebs Straßenbau NRW die ebenfalls erforderliche Grundsanierung der Südbrücke. Einige Berechnungen seien noch nicht fertiggestellt, deshalb sei eine seriöse Aussage zum Baubeginn und zu weiteren Details zurzeit nicht möglich, hieß es.
  • Große Fragezeichen machen die Ingenieure des Landesbetriebs auch noch hinter dem Tausendfüßler, eine Spannbetonbrücke der A 565 zwischen Endenich und Bonn-Nord. Sie ist ebenfalls marode und damit der Lastverkehr weiter über sie rollen kann, musste sie im vorigen Sommer verstärkt werden. Nur eine provisorische Maßnahme, denn zurzeit laufen die Planungen, die Autobahnbrücke komplett abzureißen und neu zu errichten. Wann dieses Projekt beginnt, ist noch unklar, aber wohl nicht vor 2023.
  • Auch in der Domstadt stehen zahlreiche Brückenbauprojekte auf dem Programm des Landesbetriebs und der Stadt Köln mit weitreichenden Folgen für den Verkehr in der Region Köln/Bonn. Größtes Sorgenkind ist die altersschwache Leverkusener Brücke, die trotz Verbots und empfindlicher Strafen immer noch bis zu 1000 Lastwagen mit mehr als 3,5 Tonnen am Tag befahren. Eine komplette Sperrung wird deshalb nicht mehr ausgeschlossen.
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort