Sperrung der Nordbrücke Für Spediteure geht es "ums nackte Überleben"

BONN · Das Lkw-Fahrverbot auf der Nordbrücke, das während der sechswöchigen Sanierungsphase im Sommer gilt, ist für Speditionen und viele Unternehmen eine mittlere Katastrophe. Gregor Söns sieht sich jedenfalls mit sehr großen Problemen konfrontiert.

Der geschäftsführende Gesellschafter des Logistikunternehmens Am Zehnhoff-Söns, das auch den Bonner Hafen betreibt, ruft Politik und Verwaltung auf, in dieser Phase auf weitere Baustellen im Stadtgebiet zu verzichten. "Und ganz wichtig für uns: Die Autobahnanschlussstelle Auerberg muss für unseren Lkw-Verkehr geöffnet bleiben."

Haribo-Sprecher Marco Alfter schüttelt resigniert den Kopf: "Wir werden in dieser Stadt immer wieder mit neuen Problemen konfrontiert. Das ist mit ein Grund, warum wir unseren Produktionsstandort in die Grafschaft verlagern." Alfter erwartet trotz der Entscheidung, vier Spuren auf der zu sanierenden Brücke zu öffnen, Rückstaus bis in die Innenstadt - und vor allem die für den Süßwarenhersteller so wichtige Reuterstraße. "Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Rohstoffe pünktlich zur Produktion gelangen und unsere frische Ware raus kann."

Das Verbot für Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen bedeutet zwar für die Fahrer einen Umweg ab Bonn-Nord beziehungsweise Beuel, doch der Transitverkehr könne die Nordbrücke weiträumig umfahren, meint Kurt Schmitz-Temming, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Probleme gebe es vor allem für den regionalen Transportverkehr, wie Speditionsleiter Lothar Klatt betont.

Die Spedition Hoss in Siegburg fährt unter anderem Transporte zwischen Siegburg und Euskirchen. "Für unsere Fahrer gibt es dann nur zwei Alternativen: Entweder über die Südbrücke zu fahren und sich durch Bad Godesberg und über die Pecher Landstraße bis Euskirchen durchzuquälen oder den Bogen über die Rodenkirchener Brücke zu nehmen." Klatt hat bereits ausgerechnet, was die Umfahrung der Nordbrücke zusätzlich kosten wird: rund 100 Euro mehr pro Lkw-Tour. Die Kosten lassen sich leicht nachrechnen: Die Fahrt über Rodenkirchen ist hin und zurück etwa 50 Kilometer länger. Zeit, Mehraufwand für Treibstoff und zusätzliche Mautgebühren machten da locker 100 Euro aus.

"Ich denke, dass wir diese Variante nehmen, denn durch Godesberg zu fahren, ist die größere Katastrophe", sagte Klatt. Die IHK spricht sich jedenfalls für die Öffnung der Reuterstraße für Lkw während der Bauarbeiten an den Brückenübergängen aus. Die Nordbrücke sei zudem nicht das einzige Problem: Die Leverkusener Brücke ist gesperrt, die Mülheimer nur bis 30 Tonnen zugelassen, der Kölner Autobahnring überlastet. "Uns fliegen die Kalkulationen nur noch so um die Ohren."

"Die Bonner Nordbrücke ist ja nur ein Beispiel der deutschen Infrastruktur, die total auf den Hund gekommen ist", sagt Ingo Hodea, Sprecher des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes mit Sitz in Bonn. "Ob die Schleusen auf den Wasserwegen, die Schiene oder eben die Autobahnbrücken - die Bodewig-Kommission hat ausgerechnet, dass sieben Milliarden Euro jährlich benötigt werden, um den Status quo zu halten, und die Große Koalition hat gerade mal fünf Milliarden Euro für die gesamte Legislaturperiode zur Verfügung gestellt. Bei den Spediteuren geht's ums nackte Überleben."

"Vorgeplänkel" nennt Söns die sechswöchige Sanierungsphase an der Nordbrücke. Denn die eigentliche für mehrere Jahre angesetzte Instandsetzung der Rheinbrücken kommt ja noch. Da hält es der Logistikexperte für nicht gerade hilfreich, Hauptverkehrsachsen wie An der Josefshöhe zu Tempo 30 Zonen zu erklären. Schneller werden seine Lkw von der Südbrücke über die B 9 und die Römerstraße zum Hafen wohl im Sommer auch nicht fahren.

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