Nach Festnahme von Salafisten Polizei prüft Spur zum Bonner Bombenfund

Bonn/Essen · Waffen, Sprengstoff und Anschlagspläne: Die Polizei ermittelt auf Hochtouren gegen die vier in NRW verhafteten mutmaßlichen Salafisten. Führt eine Spur zur Taschenbombe am Bonner Hauptbahnhof?

Ein Laken hängt auf dem Balkon einer Wohnung in Bonn, in der die Polizei am 13.03.2013 einen Salafisten festgenommen hat. Am Freitagnachmittag fanden Experten des Landeskriminalamtes einen unbekannten Stoff in der Wohnung und ließen ihn kontrolliert explodieren.---

Ein Laken hängt auf dem Balkon einer Wohnung in Bonn, in der die Polizei am 13.03.2013 einen Salafisten festgenommen hat. Am Freitagnachmittag fanden Experten des Landeskriminalamtes einen unbekannten Stoff in der Wohnung und ließen ihn kontrolliert explodieren.---

Foto: dpa

Nach der Verhaftung von vier mutmaßlichen Salafisten in Nordrhein-Westfalen richten sich die Ermittlungen auch auf einen möglichen Zusammenhang zum versuchten Bombenanschlag von Bonn. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte am Samstag der Nachrichtenagentur dpa, man stehe "in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft Dortmund - auch mit Blick auf mögliche Hinweise, die im Zusammenhang mit dem versuchten Bonner Anschlag stehen könnten".

Die Bundesanwaltschaft ist für den Fall vom Bonner Hauptbahnhof zuständig; die Dortmunder Staatsanwaltschaft leitet die Ermittlungen gegen die vier Männer, die in der Nacht zum Mittwoch festgenommen worden waren.

[kein Linktext vorhanden]Die mutmaßlichen Islamisten im Alter zwischen 23 und 43 Jahren sollen Anschläge auf Mitglieder der rechtsextremen Partei Pro NRW geplant haben. In der Bonner Wohnung des 25-Jährigen Konvertiten Marco G. fanden die Ermittler mehrere sprengfähige Substanzen, darunter Ammoniumnitrat. Eine ähnliche Chemikalie hatte die Polizei auch in der Tasche gefunden, mit der im am 10. Dezember 2012 ein Bombenanschlag auf den Bonner Hauptbahnhof versucht worden war. Der Sprengsatz wurde zwar gezündet, detonierte aber nicht.

Am Freitagnachmittag hatten Experten des Landeskriminalamtes erneut einen gefährlichen Stoff im Appartement des 25-jährigen Konvertiten gefunden, das sich im vierten Obergeschoss eines Wohnkomplexes in Tannenbusch befindet. Die Spezialisten ließen die Substanzen kontrolliert sprengen.

Das Magazin "Focus" (Samstag) berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass sich der Bonner Salafist in einem abgehörten Gespräch als möglicher Bombenleger dargestellt habe. Ein Sprecher der Polizei Essen bestätigte das nicht: Es gebe "keine konkreten Anhaltspunkte" für eine Beteiligung der vier festgenommenen Männer an dem gescheiterten Anschlag vom Dezember.

Die Verdächtigen - zwei türkischstämmige Deutsche, ein Albaner und ein Deutscher - schwiegen zu den Vorwürfen. Die mutmaßlich islamistische Gruppe stand schon seit längerer Zeit unter Beobachtung der Polizei und soll abgehört worden sein.

Spezialeinheiten nahmen in der Nacht zum Mittwoch in Leverkusen, Bonn und Essen die vier Verdächtigen fest - zwei von ihnen in der Nähe des Hauses des rechtsextremen Pro-NRW-Politikers Markus Beisicht. Sie hatten jedoch keine Waffen bei sich. Während der folgenden Ermittlungen fand die Polizei eine Liste mit neun rot markierten Namen von Pro-NRW-Mitgliedern, darunter auch Beisicht. Woher die vier sich kannten, sei unklar, sagte der Dortmunder Staatsanwalt Henner Kruse. Sie hätten jedoch in den vergangenen Wochen regen Kontakt gehabt. Sie sitzen in verschiedenen Haftanstalten.

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