Mutmaßlicher Bombenleger Marco G. soll mehrfach vorbestraft sein

Bonn · Ist der Bombenleger vom Bonner Hauptbahnhof identifiziert? Ist Marco G., ein Medienberichten zufolge mehrfach vorbestrafter Familienvater, der gesuchte Attentäter, der mit seinem Versuch scheiterte, am 10. Dezember 2012 eine Bombe auf Gleis 1 hochgehen zu lassen?

Eine Bombe, die möglicherweise viele Menschen verletzt, wenn nicht gar getötet hätte? Auch wenn sich die Bundesanwaltschaft auch gestern nicht konkreter äußerte, deutet doch vieles darauf hin, dass es sich bei dem 26-Jährigen, der schon seit Mitte März im Gefängnis sitzt, weil er mit Komplizen einen Mordanschlag auf Mitglieder der islamfeindlichen Partei Pro NRW geplant haben soll, um den Gesuchten handelt.

Bei der Dursuchung nach dem vereitelten Attentat auf Pro-NRW-Chef Markus Beisicht am 14. März in Leverkusen fanden die Ermittler in G.s Wohnung in Tannenbusch unter anderem sprengstofffähiges Material, ähnlich dem, wie es auch zum Bau der Bonner Bombe verwendet worden war. War Marco G. vielleicht auch derjenige, der die Bonner Bombe baute?, fragten sich die Ermittler.

Florian Flade von der "Welt" schreibt auf seiner Homepage, dass die Ermittler zudem eine Laptop-Tasche fanden, die über einen Versandhändler zusammen mit der blauen Tasche verkauft wurde, in der die Bombe am Hauptbahnhof deponiert wurde. Auch die Körpergröße von G. passe zu jenem Mann, den Überwachungskameras der Stadtwerke Bonn und von McDonald's gefilmt hatten. Für die Tatzeit soll der 26-Jährige auch kein Alibi haben.

Der belastendste Hinweis scheint jedoch der DNA-Fund an Teilen der Bombe zu sein: Auf einem Metallrohr und einem Wecker fanden sich Spuren, die von G.s Frau und seinem dreijährigem Sohn stammten, wie der "Stern" berichtete. Doch wie gelangten die Ermittler an die DNA-Spuren?

"Aus ermittlungstaktischen Gründen" hält sich die Bundesanwaltschaft mit Antworten weiter zurück. Auch auf die Frage, inwiefern es überhaupt juristisch erlaubt war, von G.s Frau und Kind DNA-Proben zu nehmen. Wolfgang Bosbach (CDU), Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestags, hatte wie berichtet dem GA gegenüber von einem Ermittlungserfolg gesprochen.

Der "Stern" berichtet in seiner gestrigen Ausgabe detailliert über Marco G., der in Oldenburg aufwuchs, dort zum Islam konvertierte und 2011 mit Frau und Kind in den Memelweg nach Bonn-Tannenbusch zog. Bekannt sei, dass er der Polizei das erste Mal auffiel, als er 15 war, wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, wegen mehrfacher Körperverletzung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt.

Wegen räuberischer Erpressung kam er für mehrere Jahre ins Gefängnis. In Bonn soll er sich dann der Islamistenszene angeschlossen und radikalisiert haben. Bonn ist seit vielen Jahren Anziehungspunkt für ultrakonservative Muslime (siehe auch "Radikale Muslime in Bonn").

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