Bombenfund in Bonn Keine Spur von den Tätern

BONN · Nach wie vor ist der fehlgeschlagene Bombenanschlag am Bonner Hauptbahnhof vom 10. Dezember nicht aufgeklärt. Zwar schließt der für den Fall zuständige Generalbundesanwalt in Karlsruhe aufgrund der Gesamtumstände nach wie vor nicht aus, dass die Tat einen terroristischen Hintergrund hat und von radikal-islamistischen Salafisten begangen wurde, wie Behördensprecher Markus Köhler gestern erklärte.

Aber bei der Suche nach den Tätern ist man offenbar noch keinen Schritt weiter. Denn, so erklärte der Sprecher des Generalbundesanwalts: "Wir blicken und ermitteln nicht nur in eine Richtung." Konkreter wollte sich Köhler unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Auch auf die Frage, ob der nach der Tat sofort in Polizeigewahrsam genommene, jedoch am selben Tag wieder frei gelassene Bonner Omar D. mit der Tat zu tun habe, blieb Köhler die Antwort schuldig. Zwar steht Omar D. den Ermittlern des Staatsschutzes zufolge auf der Liste der Bonner Salafisten ganz oben. Aber der Mann, dessen Wohnung nach dem Bombenfund durchsucht wurde, hat seinem Anwalt Mutlu Günal zufolge mit der Tat nichts zu tun.

Der Bonner Anwalt geht davon aus, dass auch die Ermittler inzwischen zu dieser Überzeugung gelangt sind. Denn sein Mandant habe ihm berichtet, er werde mittlerweile nicht mehr observiert. Die Ermittler, die ihn nach der Tat beobachtet hätten, seien abgezogen. Entgegen anderslautenden Meldungen habe sein Mandant Bonn auch nicht verlassen, versichert der Anwalt. Omar D. arbeite nach wie vor in einem Geschäft in Bonn. "Und in dem hat er übrigens auch zur Tatzeit gearbeitet", so Günal.

Sein Mandant hoffe nun, dass er das von den Polizisten bei der Razzia beschlagnahmte Geld zurückbekomme. Und die Pillen, die als angebliche Amphetamine ebenfalls sichergestellt worden seien. Denn, so Anwalt Günal: Omar D. habe ihm erklärt, diese frei in jedem Supermarkt erhältliche Tabletten seien nur ein Mittel zur Haarglättung.

Auch wenn in Bonn knapp vier Wochen nach dem Bombenfund wieder der Alltag einkehrt zu sein scheint, beschäftigt der Fall die Verantwortlichen nach wie vor. So hatte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch Ende Dezember eine Sitzung von Verwaltung, Fraktionsvorsitzenden und der Polizeipräsidentin zur Einschätzung der Lage in Bonn angekündigt.

Wann das sein wird, steht allerdings noch nicht fest. "Eine Terminierung der angekündigten Sitzung zum Thema Extremismus ist aufgrund der Weihnachts- und Urlaubszeit noch nicht erfolgt; sie wird in Kürze erfolgen", teilte das Presseamt der Stadt gestern auf GA-Anfrage mit.

Auch den Bonner Moscheengemeinden hatte Nimptsch seine Unterstützung beim Einsatz gegen Extremismus zugesichert. Die hatten dem Sprecher des Rates der Muslime, Selim Yesilyurt, zufolge mit Entsetzen auf den Bombenanschlag reagiert. Mehmet Aksar, Vorstandsmitglied der türkischen Moscheengemeinde Ditib, betonte am Freitag: "Wir verurteilen Gewalt generell und diese Tat im Besonderen."

Und Mohamed Haddouti von der Marokkanischen Moscheengemeinde Al Ansar in Bad Godesberg erklärte: Das Thema werde nicht nur in jeder Freitagspredigt aufgegriffen, Auch in zahlreichen Vorträgen würden die Gläubigen dafür sensibilisiert, dass Gewalt keine Lösung sei.

Fehlende Bilder
Nach Informationen des GA macht den Ermittlern das Fehlen von verwertbarem Bildmaterial aus Überwachungskameras bei der Aufklärung des Falls zu schaffen. Zwar gehe man davon aus, dass der Mann mit der blauen Tasche, den eine Kamera im Schnellrestaurant Mc Donald's aufzeichnete, an der Tat beteiligt war.
Aber aufgrund der schlechten Qualität der Aufnahme und der ungünstigen Perspektive ist eine Identifizierung bislang nicht möglich gewesen. Auch die Auswertung weiterer Überwachungsbänder brachte noch keine neuen Erkenntnisse.

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