Dünger und Sprengstoff zugleich Immer wieder verwendeten Terroristen Ammoniumnitrat für den Bombenbau

Bonn · Es ist eine Chemikalie, die viele Gartenbesitzer schon in Händen gehalten haben: Ammoniumnitrat. Das Salz, das sich aus Ammoniak und Salpetersäure bildet, ist beispielsweise im gerne verwendeten "Blaukorn"-Dünger enthalten. Verwendung fand es aber auch immer wieder in einem völlig anderen Zusammenhang: als Sprengstoff bei terroristischen Anschlägen.

 Zerfetzt durch ein Wassergewehr: In dieser blauen Textiltasche transportierte der Täter den Sprengsatz.

Zerfetzt durch ein Wassergewehr: In dieser blauen Textiltasche transportierte der Täter den Sprengsatz.

Foto: dpa

Rechtsextremisten wie der Oklahoma-Bomber Timothy McVeigh und der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik verwendeten die Chemikalie bei ihren Anschlägen 1995 beziehungsweise 2011. Muslimische Extremisten nutzten das Salz mit seiner hohen Sprengkraft beim Anschlag 2002 auf Bali.

Allein bei diesen drei Attentaten starben 447 Menschen, fast tausend wurden zum Teil schwer verletzt. Und nun fanden Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts heraus: Auch die Rohrbombe im Bonner Hauptbahnhof enthielt den pulvrigen Feststoff.

In Deutschland ist der Umgang mit der Chemikalie durch das Sprengstoffgesetz geregelt: In Düngemitteln darf Ammoniumnitrat wegen seiner "latenten Explosionsgefahr" nur in Mischungen verwendet werden. Chemiker wissen: Ammoniumnitrat ist brandfördernd und kann beim Erhitzen explodieren.

Das hätten möglicherweise die vier Butangaskartuschen bewirken können, die Bestandteil der Bonner Bombe waren. Hätte man die handelsüblichen Dosen zur Explosion gebracht, hätte man einen "gefährlichen Feuerball" erzeugt, sagte am Mittwoch Einsatzleiter Norbert Wagner. Wäre die Rohrbombe mit dem Ammoniumnitrat explodiert, hätte diese eine "beachtliche Sprengkraft mit einer erheblichen Splitterwirkung" entwickelt, so Wagner.

Wie genau die Bombe funktioniert haben könnte, wollte gestern niemand dem GA erklären: weder Behörden, noch Bundeswehrexperten, private Sprengmeister oder Chemiker. Zu groß scheint ihnen die Gefahr, dass Leute versuchen, eine solche Bombe nachzubauen. Allzu schwierig soll das nicht sein, wie es in Foren im Internet heißt. Auch Wagner sprach davon, dass man sich den Bauplan herunterladen könne. Zugleich lasse die Konstruktion der Bonner Bombe darauf schließen, "dass sie von Menschen gebaut wurde, die sich damit auskennen".

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