Prozessauftakt in Düsseldorf Bonner Bombe: Marco G. schweigt

BONN/DÜSSELDORF · Der gescheiterte Bombenanschlag auf dem Bonner Hauptbahnhof und ein vereiteltes Attentat von Islamisten auf einen Politiker von Pro NRW werden seit Montag vor Gericht aufgerollt. In Bonn und Aachen ermittelt unterdessen die Polizei, weil sie Anhaltspunkte für eine "Scharia-Zone" beziehungsweise "Scharia-Polizei" haben.

Der Angeklagte Marco G. im Gerichtssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf.

Der Angeklagte Marco G. im Gerichtssaal des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf.

Foto: dpa

Zum Prozessbeginn im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf warf die Bundesanwaltschaft den vier Angeklagten vor, sie hätten aus "Vergeltung für das Zurschaustellen von Mohammed-Karikaturen" Anschläge begehen wollen. Die Angeklagten äußerten sich zunächst nicht.

Bundesanwalt Horst Salzmann bescheinigte den vier mutmaßlichen Islamisten eine "radikal-islamistische Gesinnung" und eine "fundamentalistisch-islamistische Glaubensausrichtung."

Wegen des Bonner Anschlagsversuchs vom Dezember 2012 steht der Deutsche Marco G. vor Gericht. Der 27-Jährige soll auf dem Bahnhof eine Sporttasche mit einer Rohrbombe abgestellt haben, die jedoch nicht explodierte - laut Anklage wegen eines Konstruktionsfehlers oder aber einer fragilen Zündvorrichtung. "Er wollte eine unbestimmte Anzahl von Menschen heimtückisch, mit gemeingefährlichen Mitteln und aus niedrigen Beweggründen töten", sagte Salzmann.

Die Verteidiger griffen die Anklageschrift scharf an. "Ich halte die Qualität der Anklage für äußerst gering", sagte Rechtsanwalt Peter Krieger vor Prozessbeginn. "Das war eine Bombenattrappe, keine Bombe. Die Behauptung, Bonn sei an einem Blutbad vorbeigeschrammt, ist falsch."

Gemeinsam mit den drei Mitangeklagten plante G. dem Bundesanwalt zufolge zudem einen Mordanschlag auf den Pro-NRW-Vorsitzenden Markus Beisicht in Leverkusen. Laut der zum Verhandlungsbeginn verlesenen Anklageschrift sollen die mutmaßlichen Islamisten eine Terrorgruppe gebildet haben, die mit ihren Anschlagsplänen auf Provokationen der islamfeindlichen Partei Pro NRW im NRW-Landtagswahlkampf 2012 reagieren wollte. Aktivisten der rechten Partei hatten zuvor wiederholt vor Moscheen demonstriert und dabei Mohammed-Karikaturen gezeigt. Deshalb hätten die vier Angeklagten ab Februar 2013 Politiker der rechten Partei ins Visier genommen.

In Bonn und Aachen ermittelt unterdessen die Polizei, weil sie Anhaltspunkte für eine "Scharia-Zone" beziehungsweise "Scharia-Polizei" haben. Ein Bonner Polizeisprecher sagte, Polizisten hätten einen Zettel mit der Aufschrift "Sharia controlled zone" gefunden. In Aachen wurde ein Kleintransporter mit der Aufschrift "Sharia Police" gemeldet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat gestern ein entschiedenes Vorgehen gegen die selbst ernannte "Scharia-Polizei" in Deutschland verlangt.

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