Zeitzeugen Ilse Möller: "Nach der Entwarnung blickten wir auf das brennende Bonn"

Bonn · Den schrecklichen Bombenangriff habe ich als 11-jährige auf dem Venusberg erlebt, dort war meine Mutter in den Flak-Kasernen dienstverpflichtet und nahm mich immer mit, weil die Schulen ja geschlossen hatten.

Wir fuhren jeden Morgen in der Frühe vom "Adolf-Hitler-Platz"mit der Bahn nach Dottendorf und gingen dann die vielen Treppen nach oben. WennAngriffe waren, konnten wir in den Bunker flüchten, der in den Venusberghineingebaut war und als sicher galt.

Nach der Entwarnung blickten wir auf das brennende Bonn - diesen Anblick werde ich nie vergessen. Wir wussten nicht, ob unsereWohnung in der Paulstraße noch heil war. Meine Schule im Marflach warausgebrannt, wie ich später hörte. Wir hatten noch Glück: unser Haus warunversehrt -- wir waren bei dem ersten großen Angriff auf Bonn halbausgebombt: unser Hinterhaus wurde von einer Luftmine getroffen und demErdboden gleichgemacht. Da am 12. August noch relativ wenige Häuser zerstörtwaren, wurde unser Haus (die Hinterfront war abgerissen, alle Fensterzerbrochen) schnell wieder aufgebaut, sodass wir nach einigen Wochen Aufenthaltbei Freunden wieder einziehen konnten.

Meine Mutter hat uns dann einen Platz im Theaterbunkerbesorgt.

Dort sind wir bis zur Sprengung der Rheinbrücke (sie wurdeam 18. 0ktober nur beschädigt) Tag und Nacht geblieben und hatten eine netteGemeinschaft, u.a. mit Frau Marga Werker, deren Bericht ich mit großemInteresse gelesen habe. Sie versorgte uns mit Limonade, die beim Verlust ihresHauses übrig geblieben war -- köstlich! Nachts durften wir BunkerkinderSchlitten fahren (am Belderberg?), der Zusammenhalt der Menschen war großartig.

Inzwischen habe ich mit Frau Werker telefoniert, die sichsofort an mich erinnerte und mit ihr verabredet, dass ich sie einmal zum Essenabhole. Nach dem Krieg gab es so viele Aufgaben zu erledigen, dass wir leiderkeinen Kontakt mehr hatten. Zum Glück kam mein Vater schon Ende Mai zurück undversorgte uns mit Obst, Gemüse und Kartoffeln aus dem Vorgebirge, er tauschtealles mögliche dafür ein.

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