Filmprojekt zur Bombardierung Bonns Der Film von Georg Divossen hat am Sonntag Premiere

BONN · "Am interessantesten ist das Zeitempfinden der Betroffenen", erzählt Georg Divossen. Der Bonner Filmemacher stellte im Café Bottler sein neuestes Filmprojekt über die Bombardements auf Bonn vor.

 Über zehn Jahre lang hat der Bonner Filmemacher Georg Divossen die Erinnerung der Zeitzeugen filmisch festgehalten.

Über zehn Jahre lang hat der Bonner Filmemacher Georg Divossen die Erinnerung der Zeitzeugen filmisch festgehalten.

Foto: Leif Kubik

"Manche dachten, sie wären über zwei Stunden im Bunker gewesen, dabei hat der Angriff nur sechs Minuten gedauert."

"Angriff auf das alte Bonn - Erinnerungen an die Bombardierung" heißt der gut einstündige Film, in dem Divossen Interviews von Zeitzeugen mit Bildern der zerstörten Stadt kombiniert. Außerdem lesen im Film Kinder und Jugendliche von heute Zeitzeugenberichte von Überlebenden. Bis zum 18. Oktober 1944 hofften die Bonner, nicht auch Opfer der großen Flächenbombardements zu werden, mit denen die britische Luftwaffe das Reichsgebiet überzog. Es kam anders, und bei den Angriffen der 129 Lancaster-Bomber kamen 400 Menschen ums Leben.

Die Altstadt sowie große Teile der Innenstadt und der Randbezirke wurden zerstört. "Die Royal Air Force wollte ein neues Zielsystem und die Effizienz der Angriffe testen: 117 Minenbomben, 686 Sprengbomben, 9684 Phosphorbomben und 75.880 Thermitbomben regneten am 18. Oktober auf die Stadt nieder", erzählt Divossen. "Das war der Grund, aus dem die militärisch eigentlich bedeutungslose Stadt bombardiert wurde." Zu Hilfe kam den Bonnern die Tatsache, dass das zu testende Zielsystem ausfiel. Zehn Jahre lang hat der Filmemacher die Erinnerungen der Menschen an diesen Tag, aber auch an die Angriffe vom 12. August 1943 und vom Dezember 1944, filmisch festgehalten: "Bald wird es keine lebenden Zeugen dieser Kriegstage mehr geben", so Divossen.

Die teils übereinstimmenden und teils auch sehr verschiedenen Erinnerungen und Berichte ergeben ein differenziertes Bild vom Erleben der Angriffe in den Bunkern oder Kellern, von den Empfindungen nach dem Verlassen der Schutzräume, von der Konfrontation mit den Opfern und der Zerstörung sowie dem Aufräumen und Bangen bis zum nächsten Angriff.

Nicht zuletzt thematisiert der Film auch die militärischen Hintergründe für das sogenannte "Moral bombing", mit dem die Bevölkerung demoralisiert werden sollte. Zahlreiche Bilder dokumentieren die Zerstörung Bonns. Viele Bauwerke - wie zum Beispiel das Münster - wurden nach dem Krieg restauriert, andere Gebäude sind für immer verloren. Insbesondere die ursprüngliche Altstadt existiert nicht mehr.

Info

Premiere feiert der Film am 19. Oktober um 15.30 Uhr im Gemeindesaal der Stiftskirche. Der Eintritt ist frei.

Die DVD ist im Buchhandel oder versandkostenfrei unter georg.divossen@gmx.de zum Preis von 15,90 erhältlich, die ISBN-Nummer lautet 978-3936-253-84-9.

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