Ako-pro-Seminar insolvent Rückzahlung von 165.000 Euro an die Stadt unwahrscheinlich

BAD GODESBERG · In der Bonner Jugendarbeit geht eine Ära zu Ende. Das Ako-pro-Seminar ist insolvent. "Dem von uns beantragten Insolvenzverfahren ist vor dem Amtsgericht Bonn stattgegeben worden", erklärte der Ako-pro-Vorsitzende, Ako-Lehrer Dirk Stueber. Die derzeit noch 150 Kinder und Jugendliche, die in verbliebenen zwölf Kursen gemeldet sind, würden die Angebote wohl noch bis zum Kursende wahrnehmen können.

Seit über 40 Jahren bot die dem Aloisiuskolleg (Ako) nahestehende Nachmittagseinrichtung Jugendlichen aus dem ganzen Stadtgebiet zahlreiche Nachmittagskurse, Wochenendveranstaltungen und Ferienfreizeiten an. Jetzt hat Insolvenzverwalter Christian Frystatzki das Ruder übernommen. Es gehe nur noch um eine Abwicklung der Geschäfte, sagte der Bonner Rechtsanwalt.

"Das Vereinsleben ist ja im Prinzip schon vor Monaten zum Erliegen gekommen." Letzter Auslöser war wohl die Klage der Stadt gegen Ako-pro, mit der sie mehr als 165.000 Euro Fördergelder vom Verein zurückverlangt. Diese Gelder wurden in den Jahren 2006 bis 2010 für eine "Offene Tür" des Ako-pro-Seminars gezahlt, die laut Staatsanwaltschaft nur auf dem Papier bestand. Die Staatsanwaltschaft erhob deshalb vor zwei Wochen Klage gegen den früheren Ako-pro-Leiter wegen des Verdachts auf schweren Betrug und gegen einen ehemaligen städtischen Jugendpfleger wegen des Verdachts auf Betrug durch Unterlassen.

"Das Damoklesschwert schwebt ja schon lange über uns", sagte der Vereinsvorsitzende Stueber. Der pädagogische Leiter Oliver Braun sowie eine Verwaltungskraft seien als Ako-Angestellte abgesichert.

Die Stadtverwaltung könne derzeit noch nicht einschätzen, was die neue Entwicklung für ihre Rückforderung über 165.000 Euro bedeute, erklärte das Presseamt auf Anfrage. "Die Stadt wird davon wohl einen kleinen Teil, aber sicher nicht die ganze Summe wiedersehen", vermutet der Insolvenzverwalter, der bislang eine Vorprüfung durchgeführt hat.

Es seien beim Verein "ein bisschen" Bargeld und Werte in Form von Ausrüstung vorhanden. Davon seien aber auch die Verfahrenskosten zu zahlen, so Frystatzki. Er bezweifle, dass ein Regressanspruch gegen den beschuldigten ehemaligen Leiter erhoben werden könne - "ob da etwas zu holen" sei. Wie berichtet, soll sich der Mann im Ausland befinden. Auch sehe er zum jetzigen Zeitpunkt keinen Anhaltspunkt, Ansprüche gegen die Aloisiuskollegs GmbH selbst zu erheben, erklärte Frystatzki.

Ako-Rektor Pater Johannes Siebner kündigte im Gespräch mit dem GA an, dass es am Kolleg auch weiterhin außerunterrichtliche Jugendarbeit mit Schwerpunkt kulturelle Bildung und Sport geben werde. "Wir wünschen uns Kursangebote, die über das schulische Angebot hinausgehen."

Ako-pro-Seminar

Über vier Jahrzehnte genoss der Verein in der Bonner Jugendarbeit einen vorzüglichen Ruf. Sein langjähriger Ex-Leiter saß sogar im Jugendhilfeausschuss. In die Schlagzeilen geriet der Mann ab 2010: Missbrauchsverfahren wurden noch wegen Verjährung eingestellt, massive Betrugsvorwürfe durch das Rechnungsprüfungsamt bringen ihn jedoch 2014 vors Landgericht. Er soll über viele Jahre systematisch unrechtmäßig Fördergelder in sechsstelliger Höhe erschlichen haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort