Solarworld-Hauptversammlung Auch Bewunderer melden sich zu Wort

BONN · Solarworld-Aktionäre sind auf der Hauptversammlung unterschiedlicher Ansicht über Vorstandschef Frank Asbeck.

 Bevorzugt den Auftritt im Trachtenjanker: Vorstandschef Frank Asbeck.

Bevorzugt den Auftritt im Trachtenjanker: Vorstandschef Frank Asbeck.

Foto: dpa

Frank Asbeck bleibt sich treu. Es gibt wohl kaum einen anderen Vorstandsvorsitzenden einer deutschen Aktiengesellschaft, der im ehrwürdigen Ritual des Vorstandsberichtes auf der Hauptversammlung ein Foto einblenden lässt, das ihn zeigt, wie er neben einem anderen Mann auf seinem eigenen Produkt herumhüpft, um dessen Belastungsfähigkeit zu demonstrieren. O-Ton Asbeck: "Und ein kleiner Chinese hilft mir dabei." Dafür erntete er die ersten Lacher des Tages.

Asbeck polarisiert. Für die einen Aktionäre ist er "der letzte Überlebende der deutschen Solarindustrie", wie es in bewundernden Worten hieß: "Ein cleverer Vorstandschef". Solarworld ist einer der wenigen Solarkonzerne Europas, die der Branchenkrise getrotzt haben, die durch einen rasanten Preisverfall durch Billigangebote aus China ausgelöst worden war.

Die Insolvenz des Unternehmens konnte 2013 nur abgewendet werden, weil die Aktionäre im Zuge der Restrukturierung auf 95 Prozent ihres Kapitals verzichteten. Auch die Banken mussten Zugeständnisse machen.

Andere Aktionäre sahen hingegen vor allem die Tatsache kritisch, dass Asbeck durch die Sanierung des Unternehmens finanziell besser wegkam als andere Aktionäre. Asbeck habe seine alten Aktien zum günstigen Zeitpunkt verkaufen können und die neuen Aktien mit einem Nachlass von 70 Prozent erworben, monierte Christian Strenger, früherer Chef der Investmentgesellschaft DWS, der heute viele Hauptversammlungen durch kritische Fragen und Gegenanträge aufmischt: "Eine Rechtfertigung dafür ist nicht zu erkennen."

Die Sanierungsfortschritte des Unternehmens und die weiteren Geschäftsaussichten waren die Hauptthemen, die die gerade einmal rund 230 anwesenden Aktionäre auf der Hauptversammlung gestern im Hotel Kameha beschäftigten. Solarworld ist heute zu 50,15 Prozent in Streubesitz. 20,85 Prozent gehören Asbeck.

29 Prozent der Anteile hält der Investor Qatar Solar SPC aus Katar. Qatar Solar gab in Zuge der Sanierung 35 Millionen Euro an Eigenkapital, einen Kredit über 50 Millionen Euro und bringt den Zugang zum wichtigen Rohstoff Silizium mit. Über die Verbindung mit den Kataris, die auch mit zwei Sitzen im Aufsichtsrat vertreten sind, will Solarworld Märkte im arabischen Raum erschließen, wo Pilotprojekte geplant sind.

"Solarworld 2.0"

Das Bonner Unternehmen sieht sich heute als "Solarworld 2.0", das die Restrukturierung erfolgreich hinter sich gebracht hat und mit Hilfe der guten US-Geschäfte in eine bessere Zukunft aufbricht. An diesem Punkt hakten mehrere der Aktionäre, die sich zu Wort meldeten, nach.

Sie interessierten sich für die Risiken aus einem in den USA laufenden Gerichtsverfahren, in dem der Silizium-Lieferant Hemlock Semiconductors 676 Millionen Dollar Schadenersatz fordert. Solarworld hat für Risiken aus diesem Verfahren bislang keine Rückstellungen gebildet. Grund für die Klage ist die Nichtabnahme von Silizium aus mit diesem Lieferanten abgeschlossenen langfristigen Verträgen.

Solarworld ist der Ansicht, dass die Silizium-Verträge gegen europäisches Kartellrecht verstoßen, was die Verträge nichtig machen würde. "Führende Kartellexperten bestätigen uns", sagte Asbeck. Doch wie Strenger ausführte, hat das für die Klage zuständige US-Gericht das Kartellrechts-Argument zunächst nicht berücksichtigt.

Gelobt wurde Asbeck von den Aktionären für die Übernahme der Solaraktivitäten von Bosch, für die der Konzern vom Verkäufer sogar eine Mitgift von 130 Millionen Euro erhalten hat. "Hut ab", meinte Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Für eine Verlängerung der Anti-Dumping-Maßnahmen gegen China setzt sich Asbeck ein. Chinesische Hersteller müssen seit 2013 Mindestpreise verlangen, wenn sie Solarmodule in die EU einführen. Damit soll Preisdumping verhindert werden. Mit Rückenwind der EU-Maßnahmen will Solarworld den Umsatz deutlich steigern.

Doch die Vereinbarung läuft im Dezember aus. Asbeck nahm am Dienstag Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier als Kronzeugen für seine Argumentation, in dem er ein großes Foto von ihm einblenden ließ und ein Zitat vorlas: Die Anti-Dumping-Maßnahmen würden "den fairen Handel überhaupt erst möglich machen".

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