Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Sascha Frenz: "Wenn man was will, schafft man es auch"

BONN · Das "bönnsche Lebensgefühl" ist offensichtlich in Gefahr. Wie lässt sich sonst erklären, dass sich innerhalb kürzester Zeit 30.000 Unterstützer auf der Facebook-Seite "Bonn kann mehr - Rettet das Bönnsche Lebensgefühl" zusammenfanden? Nur, was ist das eigentlich, das bönnsche Lebensgefühl?

 Sascha Frenz ist 29 Jahre alt und Präsident des Bonner SC.

Sascha Frenz ist 29 Jahre alt und Präsident des Bonner SC.

Foto: Roland Kohls

Das fragte der General-Anzeiger Bonner und sprach mit Sascha Frenz, dem Initiator der Facebook-Seite. Sascha Frenz hat ein eigenes Haus und eine fünfjährige Tochter, er ist glücklich verheiratet und führt ein erfolgreiches Unternehmen. Und er ist Präsident des Bonner SC. "Es gibt sicher nicht viele 29-Jährige, die Präsident so eines Fußballvereins sind", sagt er.

An Selbstbewusstsein mangelt es ihm auch nicht. Mit seinen 29 Jahren hat Frenz schon viel erreicht. Und jetzt hat er ein neues Projekt: Er will, dass Bonn zu einer quirligen, rheinischen Metropole zum Wohlfühlen wird. Er rief im Januar über Facebook die Initiative ins Leben, die sich die Rettung des bönnschen Lebensgefühls auf die Fahne geschrieben hat.

"Die Aktion ging irgendwie nach Feierabend aus Frust los", sagt Frenz. Irgendwann sei ihm einfach die Hutschnur geplatzt, als immer mehr Veranstaltungen in Bonn verboten oder infrage gestellt wurden. Jüngstes Beispiel: Public Viewing. "Eine Stadt mit 320.000 Einwohnern muss diese Option einfach bieten." Basta.

Das mag sein. Aber "Rudelgucken", wie der Volksmund sagt, ist kein spezifisches Bonner Phänomen. Was genau sieht Frenz bedroht, was will er retten? Der 29-Jährige denkt kurz nach. Und sagt dann: "Bonner Sommer. Gibt es auch nicht mehr, klar." Aber diese Veranstaltung sei ein gutes Beispiel für dieses Lebensgefühl. Sein Kölsch in der Sonne auf dem Marktplatz zu trinken. So einfach ist das mit dem bönnschen Lebensgefühl. "Ich hätte auch schreiben können ,Rettet das rheinische Lebensgefühl'", sagt Frenz.

Von seinem Wohnort Bornheim-Waldorf lässt sich das Rheintal gut überblicken. Oder auf die da unten hinabblicken? Nicht jedem echten Bonner dürfte es schmecken, dass ein 29-jähriger "Schnösel" ihm sagt, was er und seine Stadt können und was nicht. "Das ist der Plan", sagt Frenz. Er wolle wachrütteln. Da darf man ruhig auch mal ein bisschen forsch formulieren. "Und ich glaube nicht, dass die Bonner sagen ,Guck mal, da kommt ein 29-Jähriger, der alles besser weiß'. Sondern 30.000 Leute bestätigen mir, dass ich einen Nerv getroffen habe."

[kein Linktext vorhanden]In Bornheim wohnt Frenz seit einem Jahr, weil er wollte, dass die Tochter im Grünen aufwächst. Frenz wuchs in Bonn auf, besuchte die Marienschule und wohnte an der Heerstraße. Seine Mutter hatte einen Schrebergarten in Dransdorf, und er war auf dem Collegium Josephinum in seinem Jahrgang der einzige Junge, der von einer alleinerziehenden Mutter aufgezogen wurde.

Was ist das bönnsche Lebensgefühl?
17 Bilder

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Er hat sich hochgearbeitet. Im Wohnzimmer des blitzblank geputzten Einfamilienhauses stehen einige DVDs, darunter alle Sopranos-Staffeln. "Ich liebe Mafiafilme", sagt Frenz. Und schwärmt von Tony Montana, der Hauptfigur aus "Scarface". Ein Mann, der für seine Ziele über Leichen geht. "Klar, der Mann ist kein Vorbild. Aber der kommt aus der Gosse und reißt etwas im Leben. Wenn man was will, schafft man es auch."

Aus Bonn eine Stadt zu machen, die mit dem scheinbar übermächtigen Nachbarn Köln mit Blick auf Nachtleben und Veranstaltungen konkurrieren kann, das klingt - zurückhaltend ausgedrückt - schwierig. "Man kann mich leicht provozieren: Den Satz ,Das geht nicht' kann ich nicht leiden", sagt Frenz.

Ihn würden Missionen reizen, die hoffnungslos erscheinen. Womit man wieder beim Bonner SC ist. Denn dass eine Stadt mit drei Dax-Unternehmen keinen Profi-Fußballverein habe, das könne auch nicht angehen. "Und bis es so weit ist, bleibe ich", sagt Frenz. Aus dem BSC wieder einen Profi-Club zu machen oder aus Bonn eine quirlige Metropole zu machen - wie gesagt, Frenz reizen Missionen, die aussichtslos erscheinen.

Typisch bönnsch

Das sagt Sascha Frenz über seine Heimat:

An Bonn gefällt mir, dass es so viele verschiedene Gesichter hat.

Ich vermisse bei vielen Bonnern Lokalpatriotismus, Mut und Selbstbewusstsein.

Mein Lieblingsplatz ist die Hofgartenwiese im Sommer.

Typisch bönnsch ist, mit einem Glas Kölsch am Rhein zu sitzen und über Gott und die Welt zu quatschen.

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