Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Leni Thelen: Engagement für die Menschen im Ort

BONN · Wäre Helene "Leni" Thelen ein Mann, würde man sie als "Hans Dampf in allen Gassen" bezeichnen. Komisch, dass es für Frauen, die sich so wie die 77-Jährige seit Jahrzehnten in vielen Ämtern und Funktionen engagieren, keine vergleichbare Bezeichnung gibt. Zurzeit ist die gebürtige Beuelerin wieder schwer im Einsatz, denn am Samstag, 31. August, steht in Endenich das "Baachjassefest" auf dem Programm.

Als Mitbegründerin der über die Stadtgrenze hinaus bekannten Traditionsveranstaltung zugunsten karitativer Zwecke hält Thelen die Fäden fest in der Hand. Und schon Wochen vorher ist kaum ein Termin mit ihr zu bekommen. "Liebelein, ich muss in meinen Kalender gucken, wann wir uns treffen können", antwortete sie auf die Frage, wann sie denn mal für ein Interview für die Serie "100 Köpfe" Zeit hätte.

Natürlich hat Leni Thelen dann doch noch einen Termin frei. Und für das Treffen zu Hause selbstverständlich die Kaffeetafel gedeckt. Kein Besucher verlässt das Haus hungrig oder durstig. Sie erzählt gerne. Und fordert ihre Zuhörer, wenn sie in einem unglaublichen Tempo Satz für Satz aneinanderreit. Wo sie geht und steht, sprudelt es aus ihr heraus. Im Supermarkt oder auf der Straße.

Wo immer man sie trifft. Und das tut man oft. Denn Leni Thelen ist viel unterwegs. Wenn nicht, wie zurzeit, dem Bachjassefest ihre volle Aufmerksamkeit gehört, dann ist sie für das Endenicher Damenkomitee "Lustige Bucheckern" im Einsatz oder hat irgendeine Aufgabe für die katholische Pfarrgemeinde Maria Magdalena übernommen.

Eine tragende Säule ist sie seit fast zehn Jahren beim ökumenischen Kirchenfest, das Maria Magdalena und die evangelische Schwestergemeinde Trinitatis seither gemeinsam feiern. "Dabei bin ich eigentlich nicht die typische Rentnerin, die dafür die Zeit hat ", sagt sie und lacht.

Vier Enkelkinder haben ihr die beiden Töchter, darunter Ex-Bonna Marion Leyer, geschenkt. Für alle vier kocht Leni Thelen in ihrer Wohnung an der Endenicher Straße nach wie vor regelmäßig das Mittagessen und ist stets für die Enkel da.

Vor zwei Jahren saß auch noch ihr Mann Josef mit am Tisch. "Der gute Geist im Hintergrund", sagt sie. Leni Thelens Augen füllen sich mit Tränen, wenn sie von ihrem Jupp spricht. Der Endenicher Kartoffelhändler war im Frühjahr 2011 mit 75 Jahren überraschend verstorben. Er hatte Leni Thelen mit der Heirat von Beuel nach Endenich geholt. "Damit habe ich die Sonne hierher gebracht", scherzt sie. Die junge Frau lebte sich schnell ein.

Den Grundstein für ihr Engagement für Endenich legte sie mit der Einschulung ihrer Töchter in der Grundschule, als sie Ämter in der Schulpflegschaft übernahm. "Aus der Nummer bin ich dann nie wieder herausgekommen", sagt die gelernte Lebensmitteleinzelhändlerin und erinnert an ihre Mitstreiter von damals: Ex-Harmonie-Wirt Karl Heinz "Bölles" Faßbender, Ex-Ortsausschussvorsitzenden Josef Hamacher und Walter Heinzen.

Sie arbeitete in einem Geschäft am ehemaligen Poststadion, als sie ihren späteren Mann kennenlernte, der den Laden mit Kartoffeln belieferte. Das Paar wurde in Endenich schnell zur Institution: Sie, die Macherin, ein Multitalent, das auf der Bühne im Karneval brilliert und gleich hinterher zu Hause Kuchen backt und Marmelade für den Kirchenbasar einkocht. Er, der im Hintergrund wirkte und sich im Ehrenamt vor keiner Arbeit scheute. "Er fehlt mir an allen Ecken und Enden", sagt Leni Thelen leise.

Sie erinnert sich gerne an die Goldhochzeit. Ein großes Fest, an dem fast ganz Endenich dem Jubelpaar gratulierte. Im Hausflur hängt sogar eine Urkunde mit päpstlichem Segen. Springmaus-Kabarettistin Margie Kinski, Frau des Schauspielers Bill Mockridge, hatte ihre italienischen Wurzeln ausgespielt und die Urkunde anlässlich der Goldhochzeit besorgt.

Typisch Bönnsch

Das sagt Leni Thelen über ihre Heimat:

  • Mein Lieblingsplatz ist eine Bank auf der Endenicher Straße.
  • An Bonn gefällt mir, dass die Menschen hier sehr aufgeschlossen sind.
  • Typisch bönnsch ist für mich, dass alle echten Bonner so reden, wie ihnen der Mund gewachsen ist.
  • Ich vermisse meinen Mann.

Bachjassefest

Vor 34 Jahren gründeten Frauen des gemischten Kegelclubs "Stief Brett" das Baachjassefest, das am Samstag, 31. August, auf der Straße "Am Burggraben" gefeiert wird. Nach dem Gottesdienst im Hof der Endenicher Burg (12 Uhr) schlägt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch das erste Fass an.

Anschließend sorgt ein ein buntes Programm mit viel Musik und einigen Überraschungsgästen für die Unterhaltung von Groß und Klein. Erwartet werden unter anderem Bill Mockridge aus der "Lindenstraße" und der Springmaus, die Tanzschule Lepehne Herbst, die Altenrather Sandhasen und der Junge mit der Mundharmonika. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Der Erlös ist für soziale Zwecke bestimmt.

Die Serie

Eine Stadt ist so vielfältig wie die Gesichter der Menschen, die hier wohnen und arbeiten, lernen und kreativ sind. Es gibt Erfolgsgeschichten, Liebesgeschichten, Lebensgeschichten oder Alltagsgeschichten. In der Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" porträtieren wir jeweils einen Bonner Kopf.

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