Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Anna Elisabeth Schwüppe: "Frieden Christi war mein Leben"

BAD GODESBERG · Anna Elisabeth Schwüppe ist eine der Ehrenamtlichen, ohne die das Gemeindeleben nicht liefe. Treffpunkt? Na klar, vor Frieden Christi. "Diese Kirche war doch mein Leben", sagt Anna Elisabeth Schwüppe strahlend.

 Über Jahrzehnte in der Frieden-Christi-Gemeinde aktiv: Anna Elisabeth Schwüppe vor ihrer Kirche am Heiderhofer Tulpenbaumweg.

Über Jahrzehnte in der Frieden-Christi-Gemeinde aktiv: Anna Elisabeth Schwüppe vor ihrer Kirche am Heiderhofer Tulpenbaumweg.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Und die Frau, die da an diesem Morgen das katholische Pfarrzentrum am Tulpenbaumweg in den Blick nimmt, meint es ernst. "“War mein Leben„ kann ich doch ruhig sagen, so alt wie ich bin", fügt die 79-Jährige kichernd hinzu. Ansteckender Humor, aber auch mühelose Selbstironie sind ganz gewiss ihre Stärken. Schwüppe ist eine dieser vielen unermüdlichen Ehrenamtlichen, die ein Leben lang dafür sorgen, dass die Kirchen überhaupt noch stehen. Was in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist. Fast vier Jahrzehnte Planerin, Kirchenvorstand, Feste-Vorbereiterin und Mädchen für alles war sie. "Am 12. August 1973 bekam ich einen Anruf, ich möchte doch mal kommen", erinnert sich Schwüppe noch genau an die Anfänge.

Der für den Ortsteil legendäre Pfarrer Simeon Rozestraten wollte die zweifache Mutter unbedingt in seinem Kirchenvorstand haben. Man steckte mitten in der Bauplanung. 1978 sollte Frieden Christi fertig sein. Elisabeth Schwüppe stieg sofort mit ein. 1966 war sie mit ihrem Mann, der im Auswärtigen Amt arbeitete, auf dem Heiderhof zugezogen.

Diese zupackende Frau, die in Stolberg bei Aachen geboren worden war und ihre Kindheit kriegsbedingt in Nordfriesland verbracht hatte, konnte und wollte in der frisch formierten Gemeinde im neuen Höhenortsteil Verantwortung übernehmen. "Und ich blieb 39 Jahre im Kirchenvorstand", sagt Schwüppe und schaut ins Weite. "Ach, wissen Sie", berichtet sie über ihre Fürsorge für die Kirche, "da läuft man bei Gewitter doch mal ganz schnell 'rüber und schaut im Gotteshaus nach dem Rechten." Oder wenn Anlieger angerufen hätten, da sei doch nachts Bewegung in Frieden Christi zu sehen: "Da schaust du natürlich nach und rufst die Polizei."

Als "Obermutti", deren Töchter den Kindergarten durchliefen, war sie über Jahrzehnte auch mit Herz und Seele für diese Einrichtung da - und das bis vor kurzem, bis der komplizierte Umbau des Pfarrzentrums und damit der Einzug des Kindergartens nach langer Bauphase gefeiert werden konnte. Rund um die Uhr war Schwüppe auch auf der Baustelle am Ball geblieben. Die Heiderhofer hätten doch mit allen Kräften ihre Kirche erhalten wollen, "weil wir sie lieben - und auch, weil wir ihre gesamte Inneneinrichtung finanziert haben, ohne einen öffentlichen Groschen".

Kirche und Pfarrzentrum bilden aber einen Baukörper. Angesichts aktuell knapper kirchlicher Gelder musste also der Kindergartenbau aufgegeben werden. Kaum waren die Umbaustrapazen beendet, brach sich Schwüppe ein Bein. "Das hat mich nach so vielen Jahren plötzlich selbst hilfsbedürftig gemacht", meint sie nachdenklich. Aber dann sei sie schier überrollt worden von einer Welle der Hilfsbereitschaft.

"Wochenlang kochten Nachbarinnen für mich. Immer war ökumenische Hilfe da - ich brauchte nur zu bitten. Das muss man natürlich können: 'Bitte hilf mir' zu sagen", meint die 79-Jährige. Jetzt will sie erst einmal Atem holen und schränkt ihr Engagement auf Kirch- und Bauausschuss ein. Sie freut sich auf den Besuch der Enkel, aufs Reisen ins geliebte Nordfriesland, aufs Bücherlesen, aufs selbst Schreiben. "Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt. Und da gibt es jede Menge bemerkenswerte, es gibt skurrile, aber auch verrückte Menschen." Schwüppe lacht herzlich. Und fügt sofort hinzu: "Ich bin ja auch 'ne komische Alte."

Die Liebe zu Frieden Christi, das aufopferungsvolle Engagement für die Kirche hat sie innerhalb der Familie übrigens "vererbt". Tochter Dorothee hat längst den Stab übernommen. Unlängst trat sie, wie berichtet, den Vorsitz des Bonner Katholikenrats an.

Typisch bönnsch

Das sagt Anna Elisabeth Schwüppe über ihre Heimat:

An Bonn gefällt mir die Hilfsbereitschaft und Nachbarschaftlichkeit meiner Mitmenschen.

In Bonn fehlt mir eine konsequente und realistische Stadtplanung, die nach den Bürgern guckt und dann wirklich entscheidet, was ihnen guttut.

Mein Lieblingsplatz ist eindeutig der Platz vor der Kirche Frieden Christi.

Typisch bönnsch ist für mich die Begabung, Feste zu feiern.

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