Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Francisco Lahora: Ein Leben für den Fußball

BONN · Der 18-Jährige opfert für den Fußball nicht nur seine Wochenenden. Dabei bleibt keine Zeit, selbst zu spielen.

Lebt für den Fußball: Francisco Lahora ist 18 Jahre alt, trainiert die C-Jugend des 1. FC Bonn 06, pfeift rund 100 Spiele pro Saison und möchte als Schiedsrichter hoch hinaus.

Lebt für den Fußball: Francisco Lahora ist 18 Jahre alt, trainiert die C-Jugend des 1. FC Bonn 06, pfeift rund 100 Spiele pro Saison und möchte als Schiedsrichter hoch hinaus.

Foto: Barbara Frommann

"Na, kommste etwa schon wieder inne Zeitung?", fragt eine Mutter Francisco Lahora, kurz vor dem Training ihres Sohnes auf dem Ascheplatz des 1. FC Bonn 06. Der 18-Jährige gibt sich zurückhaltend. Schließlich ist sein Name tatsächlich erst im Dezember im General-Anzeiger aufgetaucht, als er die Ehrenamtskarte der Stadt Bonn bekommen hat. So viel Medienpräsenz ist man bei dem Verein aus Dransdorf nicht gewohnt. Doch Francisco Lahora arbeitet daran, dass sich das ändert. Nicht weil er es darauf anlegt. Weil er einfach tut, was er tut - ganz selbstverständlich.

Rückblende: Im Alter von fünf Jahren beginnt Francisco mit dem Handballspielen. Doch sein Vater Antonio, mittlerweile seit 30 Jahren Fußball-Schiedsrichter, nimmt ihn regelmäßig mit auf Fortbildungen. Die Schiedsrichterei muss sich damals wie ein Virus eingenistet haben. Mit 14 hört Francisco auf mit Handball, versucht sich ein Jahr als Spieler auf dem Fußballplatz und entscheidet dann: Mein Glück liegt bei allem, was mit dem Spiel zu tun hat. Nur nicht im aktiven Kicken.

"Ich lebe für den Fußball", sagt der junge Mann heute. Und wenn er in seiner ruhigen Art erzählt, welchen Stellenwert der Sport bei ihm einnimmt, klingt der Satz fast wie eine Untertreibung. Mehr als 100 Spiele pfeift er pro Saison in den Kreis- und Jugendligen. Er hofft, in der nächsten Saison vom Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) als Bezirksliga-Schiedsrichter berufen zu werden. Die Chancen stehen gut, derzeit ist er im Verbandsförderkader. Und er hat sich hohe Ziele gesteckt: "Ich möchte hoch hinaus. Wenn es geht in die Bundesliga."

In der Schiedsrichterei sei es wie im Sport, sagt Lahora: "Man kämpft jedes Jahr um den Aufstieg. Zwar sei der Job als Schiri auch hin und wieder frustrierend, "weil irgendwer immer meckert", aber die Zweifel an der eigenen Leistung sind schnell verflogen. "Aus jedem Spiel kann ich so unendlich viel mitnehmen, weil jede Situation neu und anders ist. Das zu meistern, gibt mir großes Selbstvertrauen." Dieses Selbstvertrauen versucht er an den Nachwuchs weiterzugeben. Für den Fußballkreis Bonn beobachtet er junge Schiedsrichter und leitet sie an. Zudem organisiert er den gesamten Spielbetrieb der Mädchenmannschaften im Kreis, sitzt im Kreisjugendausschuss und ist Vertreter der jungen Generation beim Fußballkreis Bonn.

Doch Francisco Lahora wirkt keinesfalls überlastet, wenn er das alles erzählt und nebenbei fallen lässt, dass er auch noch Schülersprecher am Friedrich-Ebert-Gymnasium sei, wo er gerade sein Abi macht. Er hat in dieser Funktion gemeinsam mit Mitschülern viel angepackt und viel verändert, etwa die Schulordnung, die mittlerweile die Handynutzung auf den Fluren wieder zulässt.

Doch eine Sache liegt ihm ganz besonders am Herzen: Die rund 14 Kinder der C-Jugend des 1. FC Bonn. Es ist die einzige Mannschaft des Vereins, den sein Vater 2006 mitgegründet hat. Francisco betreut die Jungen im dritten Jahr - "keine Aufgabe für jedermann", sagt er. Die meisten seiner Schützlinge kommen aus der direkten Umgebung des etwas versteckt liegenden Sportplatzes.

Das bedeutet für Lahora neben Fußballtraining vor allem auch Sozialarbeit. "Ich bin Erzieher, Berater und Streitschlichter in einem. Das ist eine große Herausforderung, aber auch eine tolle Erfahrung und wertvoll für meine eigene Persönlichkeitsentwicklung", sagt der 18-Jährige, als hätte er das doppelte Lebensalter auf den Schultern.

"Wir wollen den Kindern hier eine Perspektive geben." Der Sport stehe im Hintergrund. Dennoch hat es Lahora geschafft, aus einer Truppe von Problemfällen ein lernwilliges Team zu formen, das kürzlich seinen zweiten Saisonsieg in der untersten Spielklasse geholt hat: 5:4. Das Hinspiel war noch 0:12 verloren gegangen. "Da gehe ich richtig ab an der Linie. Das ist Emotion pur", sagt Lahora.

Er hat zwar den ersten Schein der Trainerausbildung, doch in Dransdorf kann er sein Wissen kaum anwenden. "Hier ist fußballerische Basisarbeit notwendig. Aber es ist einfach toll, den Spaß der Kinder und ihre Fortschritte zu sehen." Zweimal in der Woche ist Training, am Wochenende ein Spiel. Freitagabends beobachtet er Nachwuchsschiedsrichter, zwei Partien pfeift er selbst. Alles ehrenamtlich. So kommt man privat zu nicht viel. Dafür aber in die Zeitung.

Typisch bönnsch

Das sagt Francisco Lahora über seine Heimat:

An Bonn gefällt mir vor allem die Ruhe. Es ist eine super Stadt mit viel Grün, in der man ohne Stress leben kann. Dazu hat man viele Möglichkeiten, sportlich und kulturell.

Ich vermisse die Rheinkultur und das Verständnis der Menschen füreinander.

Mein Lieblingsplatz ist der Fußballplatz des 1. FC Bonn in Dransdorf.

Typisch bönnsch ist, dass alles, was man braucht, direkt um einen herum zu finden ist.

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