Zirkus verkauft bereits Karten Stadt Bonn hat keinen Platz für Roncalli

BONN · Der Zirkus Roncalli verkauft bereits Karten für sein Bonner Gastspiel ab Mai. Der Haken daran: Wo das Zelt steht, ist noch unklar.

Der berühmte Circus Roncalli macht auf seiner Tournee vom 10. Mai bis 2. Juni Station in Bonn. Beworben wird das Gastspiel auf großflächigen Plakaten im Stadtgebiet, und auch der Ticketverkauf läuft bereits. Alleine der Platz, wo der Zirkus sein Zelt aufbauen wird, ist offenbar noch in der Abstimmung. Auf Anfrage des General-Anzeigers erklärte der Circus Roncalli lediglich: „Wir haben Planungssicherheit.“ Den genauen Standort im Stadtgebiet wolle man bald bekanntgeben.

Der Circus Roncalli, der keine Auftritte wilder Tiere im Programm hat und auf Akrobatiknummern spezialisiert ist, wird laut eigenem Internetauftritt in diesem Jahr insgesamt acht deutsche Städte besuchen. In sechs Fällen sind die Spielstätten genannt, nur für Bonn und München fehlen die Angaben zum Standort.

Die Stadt Bonn verfügt nach Auskunft aus dem Presseamt derzeit „auf städtischen Grundstücken über keine eigenen Zirkusflächen“. Den Circus Roncalli habe man nach einer Anfrage für ein Gastspiel auf Flächen privater Betreiber verwiesen. Eine gleichlautende Antwort gab es schon in Bezug auf den Bonner Weihnachtscircus, der bis in den Januar hinein auf der Festwiese an der Siegburger Straße in Pützchen sein Zelt aufgeschlagen hatte. Sprecher Thomas Lenz hatte kürzlich erklärt, es werde künftig schwierig, in Bonn einen Standort zu finden. Die Festwiese steht nicht mehr zur Verfügung, weil dort ein Supermarkt und Wohnungen bebaut werden. Die Frage, ob diejenige städtische Fläche für Veranstaltungen geeignet wäre, auf der Pützchens Markt stattfindet, vermochte die Stadtverwaltung bis Freitagabend nicht zu beantworten.

Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR.

Der Stadtgarten am Alten Zoll fällt aus

In der Vergangenheit hatte unter anderem auch Roncalli auf der Wiese vor der Beethovenhalle gastiert. Abgesehen von der laufenden Sanierung der Halle wird dieser Standort künftig überhaupt nicht mehr für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Stadtkonservatorin Katrin Bisping führte dazu aus: „Die Stadt nimmt sehr viel Geld in die Hand, um die Beethovenhalle und ihr gesamtes Umfeld herausragend instand zu setzen. Der entstehende Mehrwert sollte nicht durch eine Zirkusfläche beeinträchtigt werden.“ Vor zwei Jahren hatte Roncalli im Stadtgarten neben dem Alten Zoll seine Shows veranstaltet. Wie auch schon an der Beethovenhalle standen nur die schönen alten Zirkuswagen und das Zelt dort, Transportfahrzeuge waren außerhalb der Innenstadt geparkt.

Aber der Stadtgarten am Alten Zoll fällt ebenfalls aus, „weil dort ab 2019 umfangreiche Umbauarbeiten geplant sind“, sagte Andrea Schulte vom Presseamt. Neben Eisbahn, Stadtgartenkonzerten und Marathonzelt wäre kein weiteres Zeitfenster vorhanden. Zumal zum jetzigen Zeitpunkt unklar ist, wie es überhaupt am Stadtgarten weitergehen wird.

Wie der General-Anzeiger berichtete, will die Stadt Veranstaltungen wie die Eisbahn weiterhin genehmigen. Die Denkmalschützer des Landschaftsverbandes Rheinland beharren allerdings darauf, die Wiese unter Denkmalschutz zu stellen, was die Nutzungsmöglichkeiten zumindest einschränken würde.

Lage für die Hofgartenwiese unverändert

In Innenstadtnähe gibt es außerdem die Hofgartenwiese, auf der Roncalli am 18. Mai 1976 seine Weltpremiere gefeiert hat. Dort hat die Bonner Universität Hausrecht – und damit das Sagen. In der Vergangenheit hat das Rektorat Anfragen Dritter in der Regel abgelehnt. Bis auf das eigene Zelt, das einmal im Jahr zum Abschlussfest der Studenten aufgebaut wird, solle das Grün die restliche Zeit frei bleiben. „Die Lage hat sich nicht verändert“, erklärte Uni-Sprecher Andreas Archut am Freitag.

Was Roncalli konkret betrifft, so hat Direktor Bernhard Paul, der 2018 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen bekommen hat, beispielsweise bei Gastspielen in Wien das Zelt auf dem Rathausplatz aufgebaut. Roncalli sucht stets zentral gelegene Orte jenseits üblicher Zirkusplätze. Aus Sicht der Stadt wäre das auf Münster- oder Marktplatz alleine aus Platzgründen nicht möglich. Außerdem scheide ein mehrwöchiges Gastspiel welcher Art auch immer aus, weil auf beiden Plätzen eine Vielzahl von Veranstaltungen über das ganze Jahr hinweg stattfänden. Zum grundsätzlichen Prozedere erklärte die Stadtverwaltung, bei Anfragen von Zirkussen oder anderen Veranstaltern versuche sie stets, geeignete öffentliche Plätze zu finden.

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