Nissan Navara: Vom reinen Nutzfahrzeug weit entfernt

Der Pick-up Navara fühlt sich auch auf dem Boulevard zu Hause. GrößteLadepritsche seiner Klasse. Zwei Versionen: King Cab und Double Cab

Im Amerika finden sie sich überall im Straßenbild. Bei uns sind sie eher selten anzutreffen: die Pick-ups. Die bullig auftretenden Autos mit offener Ladepritsche sind technisch und optisch mit den Geländewagen verwandt. So auch der neue Nissan Navara, dessen Plattform und Motor vom Pathfinder stammen. Beide Fahrzeuge werden gemeinsam im Nissan-Werk Barcelona gebaut. Den Pick-up von Nissan gibt es in zwei Versionen, als Navara King Cab und als Double Cab. Die Preispalette beginnt bei 25 750 Euro, die Auslieferung am 22. Juli.

Der Navara wächst in allen Abmessungen gegenüber seinem Vorgänger. In der Länge misst er nun stolze 5,22 Meter und in der Breite 1,85 Meter. Typisch für diese Spezies ist auch der Radstand von 3,20 Meter. Das Plus kommt den Passagieren zugute. Vor allem in die Doppelkabine mit vier Türen ist der Zugang zu den hinteren Sitzen leichter und das Platzangebot besser. Bei der viertürigen Kabine schwingen die beiden kleineren Türen nach hinten auf; sie lassen sich bis zu 90 Grad weit öffnen. Die B-Säule entfällt.

Für das Ladegut steht ebenfalls mehr Platz zur Verfügung, beim zweitürigen King Cab sind es immerhin 1,86 Meter in der maximalen Laderaumlänge (Double Cab: 1,51 Meter). In der kleineren Kabine finden sich hinten nur zwei Klappsitze, die allerdings mehr den Charakter von Notsitzen haben. Der Double Cab bietet bis zu fünf Personen Plätze. Auf der Ladefläche lassen sich Mountain-Bikes oder Motorräder, aber auch, weil es gerade in Mode ist, ein vierrädriges Quad unterbringen. Nissan-Manager sprechen von der größten Ladepritsche der Klasse. Die Ladung wird mit praktischen Verzurrösen gesichert, auf Wunsch kann der Kunde ein Schienensystem ordern.

Unter der Motorhaube arbeitet der vom Pathfinder bekannte 2,5-Liter-Turbodiesel mit Common-Rail-Einspritzung. Er leistet 128 kW/174 PS und stemmt ein Drehmoment von beachtlichen 403 Newtonmeter bei 2000 Touren. Das Vierzylinder-Kraftpaket ermöglicht gute Fahrleistungen, wenn es sein muss beschleunigt der große Wagen in knapp elf Sekunden von 0 auf die 100-er-Marke. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 170 km/h angegeben. Wer den Navara zurückhaltend bewegt, kommt mit dem Normverbrauch im EU-Gesamtzyklus von 8,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer aus. Der Diesel erfüllt die Euro 3-Abgasnorm, ein Partikelfilter soll Ende des Jahres zur Nachrüstung parat stehen. Serienmäßig liefert Nissan das Sechsgang-Schaltgetriebe, gegen Aufpreis ist eine Fünfgang-Automatik lieferbar.

Nissan greift beim Navara auf den Leiterrahmen mit separat montiertem Aufbau zurück. On-Road oder auf befestigtem Untergrund läuft der Pick-up mit Heckantrieb. Off-Road, das heißt, bei Bedarf in unwegsamem Gelände, ist der Frontantrieb während der Fahrt per Drehschalter an der Armaturentafel elektronisch zuschaltbar. Die Verteilung der Kraft auf Vorder- und Hinterachse beträgt im 4x4-Programm 50:50 Prozent. Auf schwierigen Passagen kann der Fahrer zusätzlich eine Geländeuntersetzung wählen. Bodenfreiheit (knapp 24 Zentimeter) und Böschungswinkel von 33 (vorne) und 25 Grad (hinten) machen den Navara zu einem krabbelfreudigen Geländewagen. Nicht zuletzt eignet sich der Navara gut als Zugwagen: Drei Tonnen Anhängelast können bei zwölf Prozent Steigung auf den "Haken" genommen werden.

Nissans neuer Pick-up taugt sowohl als Lastenträger als auch für den Boulevard. Die Zeiten, in denen diese Art Auto überwiegend von Baufirmen und Landwirten genutzt wurde, sind lange vorbei. Zur inzwischen angepeilten Kundschaft, darunter aktive Sportler, passt die angemessene Sicherheitsausstattung und ein Interieur, das sich nicht mehr an Nutzfahrzeugen orientiert. Zu große Ansprüche an den Komfort zu stellen, wäre allerdings falsch: Die hintere Starrachse mit Blattfedern (hier weicht der Navara vom ansonsten eng verwandten Pathfinder ab) teilt gröbere Unebenheiten den Insassen recht unverblümt mit.

Der Navara hält laut Nissan-Sprecher Michael Bierdümpfl mit 36 Prozent Anteil die Position des Marktführers im Segment. Im Vergleich zur Konkurrenz spricht die stärkere Motorisierung für den Pick-up von Nissan. Künftig will der Importeur in Brühl bei Köln besonders die Freizeitsportler und Privatkunden ansprechen. Vom Neuen sollen in der zweiten Hälfte des Jahres 2100 Einheiten verkauft werden.

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