Die alte Bayernvertretung wird renoviert Zwischen Energiesanierung und Denkmalschutz

BONN · Sep Ruf war seiner Zeit voraus, was energieeffizientes Bauen anging. Der renommierte Architekt des Kanzlerbungalows hatte 1954 in seinen Bauplänen für die bayerische Landesvertretung dazu Vorschläge vermerkt: Schwingfenster für eine bessere Durchlüftung, dazu Rollmarkisen gegen die hochstehende Sonne, außerdem ein Kühlsystem mit einem Kaltwasserdurchlauf als Alternative zur Klimaanlage.

"Vieles davon ist nicht umgesetzt worden", so Katja Hoffmann, Mitarbeiterin beim Referat Denkmalkunde der Stiftung Deutscher Denkmalschutz, die seit 2011 in dem Gebäude untergebracht ist. "So wurde es im Winter wahnsinnig kalt und im Sommer nicht wirklich kühl."

Andere Dinge hätten die Bayern vor allem in den 80ern und 90ern entfernt, sagte sie gestern am Rande einer Tagung, die sich mit der energieeffizienten Sanierung der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes befasste. Rund 70 Architekten und Denkmalschützer diskutierten darüber, wie man dabei das bestmögliche Ergebnis erzielen kann: optimale Dämmung und zugleich Erhalt der Charakteristik des Denkmals. Der Tagung lag ein dreijähriges Forschungsprojekt zugrunde, das die Denkmalschützer zusammen mit der Deutschen Stiftung Umwelt durchführten.

Danach sollen die Überlegungen, die für das Ruf-Gebäude gemacht werden, auch für andere Nachkriegsdenkmäler Anwendung finden. Die ursprüngliche Inneneinrichtung nach Sep Rufs Plänen hat die Stiftung wieder so gut wie möglich hergestellt.

"Der Standard im Moment ist ja: Man bringt von außen Wärmedämmverbundsysteme auf der Fassade an und schottet es nach außen ab", erklärte Hoffmann. "Die Fassade ist nicht mehr wiedererkennbar." Die günstigste und einfachste Methode dafür sei, Verbundplatten aus dem Baumarkt zu verarbeiten. Bei Denkmälern könne man das aber nicht machen. Stattdessen könne man zum Beispiel Hohlräume nutzen, die man zur Dämmung mit Zellulose auffüllt. Das Haus habe solche Bereiche unter dem Dach. Weiterhin könne man die Schwingfenster und Markisen wieder an der Straßenfront anbringen, wo sie vor den Veränderungen der Landesvertretung auch schon mal waren.

Der blau-weiße Anstrich, den die Bayern angebracht hatten, ist inzwischen entfernt, und man möchte die Steinplatten wieder in den ursprünglichen dunkleren Grauton bringen. Ansonsten stehen akut noch keine Maßnahmen an den Fassaden an.

"Wir warten drauf, dass es nötig wird", sagte Ursula Schirmer, Pressesprecherin der Stiftung. "Es gibt erste Schäden, gerade an der Straßenseite, und wir hatten auch schon Wasserschäden im ersten Obergeschoss." Auf der anderen Seite seien die eingesetzten Fenster noch in Ordnung. "Wir haben das Haus voll mit denkmalerfahrenen Architekten", sagte Ursula Schirmer. Diese würden Schäden aufnehmen und in die Diskussion einbringen.

In einigen Jahren könnte man also mit der Außensanierung beginnen. Die letzte Energieeinsparungsverordnung habe den Denkmalschützern die Arbeit vereinfacht, so Hoffmann: "Wir haben nicht mehr die Auflage, die Standardwerte, die für alle anderen gelten, zu erreichen. Auch ein Denkmal muss Brandschutzstandards erfüllen, das ist unabdingbar. Aber man muss nicht Passivhausniveau erreichen." Denn heute werde ein Gebäude in energetischer Hinsicht nicht mehr einzeln, sondern im Verbund mit anderen in einem Quartier betrachtet.

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