GA-Serie "Bonner Köpfe" Zwangspause für den Feuerwerker Hansi Zinn

Bonn · Der Bonner Ex-Prinz und stadtbekannte Gastronom, Hansi Zinn, kämpft sich nach einem Fahrradunfall und zwei Operationen mit Sport zurück.

Hansi Zinn trainiert auf einem Ergometer.

Hansi Zinn trainiert auf einem Ergometer.

Foto: Roland Kohls

Dieser Mann lässt's gerne krachen: Hansi Zinns Leidenschaft für Raketen war Silvester-Gästen in seiner ehemaligen Südstadt-Gaststätte „Apfel“ und „Zinnober“ am Roonplatz schon immer bekannt. Nachdem er im Jahr 2002 nach 28 Jahren als Gastronom aufgehört hatte, machte er das Hobby zum Beruf, drückte noch einmal die Schulbank und gründete seine Firma, die Feuerwerke für jeden Zweck anbietet.

Aber so, wie es Ende Juli krachte, hätte er sich das im Leben nicht vorgestellt. Zinn war mit dem Fahrrad auf einem Radweg an der Reuterstraße unterwegs und prallte nach einem Moment der Unachtsamkeit gegen einen Stahlpoller, der dort aufgestellt war. Oberschenkelhalsbruch diagnostizierten die Ärzte, seitdem kämpft der 68-Jährige darum, wieder gesund zu werden.

Und dazu erreichten ihn viele Genesungswünsche, das Mitgefühl war groß: Innerhalb von zwei Stunden, nachdem der stadtbekannte Ex-Prinz (1989) die Netzgemeinde per Facebook über sein Pech informierte, hatte er 200 persönliche Nachrichten auf dem Handy. Von guter Besserung konnte jedoch erst mal nicht die Rede sein, obwohl die Ärzte ihm eine gute körperliche Verfassung attestierten. Doch die erste OP verlief nicht wie gewünscht, nach vielen Schmerzen musste er sechs Wochen später erneut unters Messer und bekam eine künstliche Hüfte.

Seitdem geht es wieder langsam bergauf. Allerdings ist die Reha ein mühsamer Weg. Am Mittwoch saß Hansi Zinn in der Kaiser-Karl-Klinik erstmals auf dem Ergometer, die Folge war ein veritabler Muskelkater. „Aber ich bin auf dem aufsteigenden Ast.“

Die Krücken muss er immer noch benutzen, was für den Weg nach Hause eine echte Herausforderung ist. Denn von der Trierer Straße aus geht es 115 Stufen hinauf, bis er in seinem Schlafzimmer ist. Da braucht es ein bisschen Hilfe von Ehefrau Kathrin (41) oder den beiden Söhnen Moritz (19) und Till (15).

Überhaupt ist die lange Krankheitsphase eine neue Erfahrung. Für einen, der immer gerne unter Leute geht und viel unterwegs ist, ist das zugleich eine Geduldsprobe. Einerseits. Andererseits stellte er durch die Behandlung in der Uni-Klinik fest: „Anderen geht's noch viel schlechter als mir.“

Trotzdem: Das Ziel, sich auf Pützchens Markt wieder unters Volk zu mischen, scheiterte ebenso wie der traditionelle Besuch des Poppelsdorfer Straßenfests. Aber für solche Fälle müsse man positiv denken, so Hansi Zinn: „Ich habe nach meinem Unfall acht Wochen lang keinen Schluck Alkohol getrunken.“ Zum ersten Mal seit Jahren. Die Folge der gesunden Lebensweise waren zumindest ein paar verlorene Kilos.

Ende Oktober will Zinn wieder arbeitsfähig sein, seine Raketen aufbauen und Feuerwerke abschießen. Der größte Auftrag bisher kam übrigens von der Lachenden Kölnarena, in der er an allen 13 Abenden ein Indoor-Feuerwerk zum 50. Jubiläum abbrannte. „Das war mit insgesamt 130.000 Zuschauern die größte karnevalistische Veranstaltung der Welt.“ Dass dieser Großauftrag ausgerechnet ins kleine Bonn ging, macht ihn stolz.

Doch Hansi Zinn schaut weiter voraus. Für das Beethoven-Jubiläum 2020 hat er ein paar Ideen im Köcher und würde sich gerne beteiligen. Und dieses Jahr 2020 soll auch für ihn persönlich einen Abschluss darstellen. Bis dahin will er noch Feuerwerk machen und sich dann langsam zur Ruhe setzen. Dann wäre er 72 Jahre alt. Und nicht viele können von sich behaupten, so lange gearbeitet zu haben.

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