Public Viewing in Bonn Zusammen fiebern und feiern

BONN · Egal ob zu Hause, beim Public Viewing oder auf der Straße: Fußballfans haben den Sieg im Elfmeter-Krimi gegen Italien enthusiastisch gefeiert. Im Kameha Grand Hotel sahen das Spiel 3000 Leute auf der Großleinwand.

 Fußballverrückt: Zu jedem Deutschlandspiel lädt die Familie Kellmann Familie, Freunde und Nachbarn ein.

Fußballverrückt: Zu jedem Deutschlandspiel lädt die Familie Kellmann Familie, Freunde und Nachbarn ein.

Foto: Franziska (FM) Andre

Der Sieg im Nerven aufreibendem Elfmeter-Krimi ist seit wenige Minuten perfekt, da rollt auf den Bonner Straßen der Autokorso mit feiernden Fußballfans durch Bonn. Ziel: der Bertha-von Suttner-Platz. Mit dabei sind dort auch einige, die zuvor in Buschdorf den Einzug des Nationalteams ins EM-Halbfinale bejubelt haben. Public Viewing hat seit der WM 2006 in Deutschland Konjunktur.

Damals begann auch die Tradition der „Kelly’s-Arena“: Familie Kellmann aus Buschdorf organisierte in ihrem Garten zum ersten Mal Public Viewing für Familie, Freunde und Nachbarn im Garten. Seitdem werden zu jeder Welt- und Europameisterschaft Gäste zum gemeinsamen Fußballgucken eingeladen.

Für das Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien haben die die Kellmanns drei Pavillons zum Großraumzelt umgebaut und mit Fahnen, Lampions in den Nationalfarben und Fußball-Tischdecken dekoriert. Nicht fehlen darf auch die schwarz-rot-goldene Tribüne aus Colakästen, die Vater Matthias von seinem Kegelclub geschenkt bekam. „Ich hab immer gesagt, mein Traum ist eine eigene Tribüne im Garten“, sagt er. Am wichtigsten fürs Public Viewing ist aber der Fernseher: Gleich vier Geräte und eine Leinwand mit Beamer werden vor jedem Spiel aufgebaut.

Public Viewing am Kameha (Deutschland - Italien)
87 Bilder

Public Viewing am Kameha (Deutschland - Italien)

87 Bilder

Nur eine Leinwand, dafür aber in XXL-Größe, gibt es in der EM-Arena des Kameha Grand-Hotels. Knapp 3000 Menschen verfolgen am Samstagabend das Deutschlandspiel. Seit der WM vor zwei Jahren gibt es Public Viewing am Beueler Rheinufer. „Das hat in Bonn noch keiner angeboten und dann haben wir es halt gemacht“, sagt Sebastian Leifgen, F&B-Manager des Hotels.

Daniel Gerten ist mit Sohn Ben gekommen. Der Siebenjährige darf ausnahmsweise länger aufbleiben. „Wenn Deutschland spielt und Wochenende ist, dann geht das“, sagt Gerten. Die Stimmung im Publikum finden beide gut: „Mit vielen Leuten macht es viel mehr Spaß“, meinen beide. Und da sie beide ganz vorne säßen, sei auch der Blick auf die Leinwand gut. Anders geht es Dominik Werewka und seinem Fußballverein: Sie sind spät gekommen – und stehen ganz hinten. „Die Leinwand könnte ruhig einen Meter höher hängen, dann würden wir auch das ganze Bild sehen“, sagt Werewka.

In Buschdorf sind die Fernseher so in der Mitte des Zelts aufgestellt, dass alle etwas sehen können. „Beim ersten Deutschlandspiel waren wir 98 Leute“, sagt Matthias Kellmann. Um bei der hohen Gästezahl den Überblick zu behalten, gibt es eine Liste im Internet. „Dort wird eingetragen, wer kommt und wer was mitbringt.“ Er selbst sorge für Getränke wie Bier, Fassbrause und Wein. Die Gäste brächten in der Regel das Essen mit. „Zum Spiel gegen Italien wollten viele passend dazu Pizza haben.“ Außerdem gibt es Snacks wie Brot mit Dips, Chips und Gummibärchen in Schwarz-Rot-Gold.

Autokorso an der Kennedybrücke (Deutschland - Italien)
21 Bilder

Autokorso an der Kennedybrücke (Deutschland - Italien)

21 Bilder

Die meisten Gäste bei Kellmanns kommen aus dem Ort und der Nachbarschaft. Ein Freund der ist extra aus Aachen angereist. „Ich hatte versprochen, dass ich wenigstens für ein Spiel komme, obwohl gerade Klausurphase ist“, sagt Student Fabian Eichler. Die gemeinsamen Fußballabende bei Kellmanns sind Tradition.

„Hier Fußball zu schauen ist einfach entspannter als Public Viewing. Es ist nicht teuer und man hat keinen langen Rückweg“, sagt Marcel Schmidt. Bei jedem Spiel dabei ist auch Nachbarin Angela Kretschmann: „Hier herrscht einfach so eine Wärme und Herzlichkeit unter den Leuten.“ Beim Singen der Nationalhymne stehen alle auf, bei jeder Torchance fiebern sie lautstark mit. „Wenn Deutschland gewinnt, gibt es später einen Autokorso bis in die Stadt“, sagt der Hausherr. Bis dahin rollt schon mal die La-Ola-Welle durchs Zelt.

Auch am Rheinufer ist die Stimmung gut: Das 1:0 Tore für Deutschland wird lautstark von der Menge gefeiert. Und als Als Jonas Hector seinen Elfer versenkt und damit nach Verlängerung und Elfmeter-Drama den Einzug ins Halbfinale perfekt macht, kennt der Jubel keine Grenzen. Bier wird verschüttet, Fahnen werden geschwenkt, die Nachbarn umarmt.

Nach dem Siege sieht und vor allem hört man Autokorsos auf den Straßen, darunter sicher auch Kellmanns, die den Sieg feiern. Das Zelt in ihrem Garten kann noch eine Woche stehenbleiben. Am Donnerstag geht die Fußballparty dann weiter – im Buschdorfer Garten, am Beueler Rheinufer und ...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort