Einkaufen am Hauptbahnhof Wie das Maximiliancenter in Bonn von innen aussieht

Bonn · Für die Projektplaner ist das Untergeschoss das Herzstück des Maximiliancenters am Bonner Hauptbahnhof. Die unterirdische Einkaufspassage öffnet Ende April.

Jeden Tag kommen rund 100.000 Reisende am Bonner Hauptbahnhof an. Von dort fahren sie mit Bussen und U-Bahnen weiter oder machen sich zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt. „Das ist einer der meistfrequentierten Ort der Stadt“, sagt Moritz Tank. Der Projektleiter beim Immobilienunternehmen Ten Brinke steht in der Linie 16 und hält sich an den gelben Stangen fest. Hinsetzen lohnt nicht, wenn er vom Bonner Büro am Juridicum zum Hauptbahnhof fährt – zwei Haltestellen und knapp fünf Minuten dauert die Fahrt. Als er aussteigt, hat er „das Herzstück“ des neuen Maximiliancenters, das er betreut, direkt vor Augen: die unterirdische Einkaufspassage, die Ende April eröffnen soll.

Egal, von wo Passanten kommen: Fast jeder Weg führt an den künftigen Läden vorbei. Zwei Tunnel verbinden die Gleise der Deutschen Bahn mit der City. Eine Etage tiefer halten die Stadtbahnen. Ein dritter Durchgang, die eigentliche Einkaufspassage, endet mit einer Rampe am Omnibusbahnhof. Das verspricht gute Geschäfte – vor allem, weil rund um die Uhr Publikumsverkehr herrscht. „Der dazu auch noch unabhängig von der Witterung ist“, sagt Tank.

In den vergangenen Tagen kommt Tank häufiger vorbei, um sich die Fortschritte auf der Baustelle anzusehen. Der Normalbürger sieht bislang nur durch die groben Maschen der Bauzäune, dass der sogenannte Bahnhofsvorplatz an der Maximilianstraße mit hellgrauen Steinen gepflastert wird. Die beigefarbene Fassade mit ihren großen, spiegelnden Fenstern ist schon länger fertig. Im Innern ist seit einer Woche die Modekette Primark zugange: Auf drei Etagen will die das Unternehmen ab Herbst Textilien zu Kampfpreisen verkaufen. Trotz immer wieder aufkommender Kritik gilt Primark als Kundenmagnet. Die Einrichtung wird sich indes nicht von der in den anderen Filialen unterscheiden.

Lange Jahre in Bonn gelebt

„Am spannendsten ist, was darunter passiert“, sagt Tank. Er hat lange Jahre in Bonn gelebt und kennt die alte Südüberbauung, die 1978 fertiggestellt und 2017 abgerissen wurde, nur zu gut. „Das siechte alles vor sich hin, schön war das nicht.“ Mit dem Maximiliancenter soll sich das ändern. Ein hoher Anteil an Gastronomie werde für Aufenthaltsqualität sorgen. „Das setzt aber auch eine gewisse Kleinteiligkeit voraus.“

Wie kleinteilig, verraten zwei Zahlen. Auf gerade einmal 3000 Quadratmetern entstehen 22 Läden. Die flächenmäßig größten Mieter sind Rewe, der Drogeriemarkt dm und die Fastfood-Kette KFC – „das Grundgerüst wichtiger Marken“, wie Tank es nennt. Hinzu kommen Backwerk, Le Crobag, ein Kiosk, eine Apotheke, Dean & David, eine Eisdiele, Filialen von „Pommesfreunde“, „Haferkater“ und Wonder Waffle, die Pizzeria Kiss sowie zwei asiatische Restaurants, darunter „Hotalo“. Auch ein Schuhgeschäft und ein Nagelstudio sind unter den Mietern. Theoretisch dürfen sie 24 Stunden am Tag öffnen.

Fevzi Salici, der mit „Essah Anatolia“ einen Imbiss mit Döner und orientalischen Spezialitäten eröffnet, findet die Mischung gut – auch wenn es für seinen Geschmack zu viele Bäckereien sind. „Endlich ist diese Bausünde weg, das ist eine gute Tat für Bonn“, sagt er. Und zeigt Unverständnis für die Kritiker, die das Areal um das benachbarte Bonner Loch erhalten wollten. Salici war einer der vielen Eigentümer, von denen Ten Brinke die Südüberbauung kaufte. Früher hatte der Düsseldorfer einen Laden vermietet, jetzt mietet er selbst – und verspricht sich ein gutes Geschäft, „weil die Leute hier gerne sein werden“. Die Läden werden keine Wände zur Passage hin haben, sondern entweder große Glasfassaden, die man komplett einklappen kann, oder Rolltore, die hochfahren.

Hohe Anforderungen an die Haustechnik

Das bringt hohe Anforderungen an die Haustechnik mit sich, die genauso wie die Aufzüge und Rolltreppe schon installiert ist. „Der gesamte Dunst der Kochstellen aus den Restaurants muss abgesaugt werden“, erklärt Tank. Eigentlich hätten die Planer die Decken gerne noch höher angesetzt – ein knapper Meter ist für die Technik notwendig. Trotzdem haben die Passanten künftig mehr Kopffreiheit als früher. Was daran liegt, dass Ten Brinke die ehemalige Decke entfernen ließ und eine neue einzog.

Der Lichtschacht ist verschwunden, stattdessen bringen LED-Spots Licht in die Passage. Das trifft auf hellgraue Fliesen am Boden und Steinplatten an den Wänden. Ein Detail, das laut Tank viel diskutiert wurde, sind die vogelnestartigen Deckenplatten aus feinen Metallstreifen, die zwischen die weißen Paneele gehängt werden. „Echtes Designmaterial“, sagt er.

Einen Blick darauf werden die Bonner schon Ende März werfen können: Dann nimmt Ten Brinke die Treppe zum Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt in Betrieb, womit das derzeitige Gerüst-Provisorium ausgedient hat. Eine Eröffnungsfeier wird es nicht geben. „Wir bleiben erst einmal bei einer stillen Eröffnung.“ Belebt und laut wird es ohnehin.

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