NS-Projekt von Hardtberger Schülern Zum Andenken an Berta und Louis Mamlock

Bonn/Hardtberg · Schüler des Hardtberg-Gymnasiums dokumentieren das Schicksal einer jüdischen Familie. Die Urenkelin schickt aus den USA einen Dankesbrief.

 Hannah Dickmann (l.) und Mohammed Mourad (M.) überreichen Astrid Mehmel den Eintrag ins Gedenkbuch.

Hannah Dickmann (l.) und Mohammed Mourad (M.) überreichen Astrid Mehmel den Eintrag ins Gedenkbuch.

Foto: Barbara Frommann

Es war ein bewegender Moment, als den Schülern des Hardtberg-Gymnasiums bei einer Feierstunde in der Bonner Gedenkstätte an der Synagoge Post aus den USA verlesen wurde. Professor Susan Heuman, Enkelin von Berta und Louis Mamlock, zweier Bonner Opfer des Nationalsozialismus, dankte ihnen. Sie hätten ihren Großeltern dazu verholfen, „nicht bloße Statisten des Holocaust geblieben zu sein“.

Heuman hatte die Schüler im Juni vergangenen Jahres im Rahmen einer Projektwoche, die Gedenkstättenleiterin Astrid Mehmel konzipiert hatte, besucht. Die Gruppe arbeitete sich durch Dokumente über das Schicksal der ehemaligen Bonner Familie Mamlock. Nun überreichten sie Mehmel in der Gedenkstätte ihre Ergebnisse für den Eintrag ins Gedenkbuch. Auch Bürgermeister Reinhard Limbach und Hardtbergs Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand zollten den Schülern für ihr Engagement großes Lob.

Ihrem Eintrag hatten die Schüler ein erschütterndes Zitat aus dem Abschiedsbrief von Berta Mamlock vorangestellt. Die damals hoch geschätzte Musikerin hatte an ihre drei Töchter, die rechtzeitig in die USA fliehen konnten, kurz vor der Reise in den Tod geschrieben. „Gehofft haben wir, dass der Krieg bald beendet wäre, dann wären wir zu euch geeilt, der Gedanke war so herrlich, er hielt mich aufrecht, aber leider kann man seinem Schicksal nicht entgehen.“

Gefangenschaft im Endenicher Kloster

Berta Mamlock, die mit ihrem Mann und weiteren Bonner Juden 1941 und 1942 im Endenicher Kloster gefangen gehalten worden war, hatte den Horror ihrer letzten Todesfahrt schon vor Augen: Sie sollten mit Tausenden anderen wie Vieh Richtung Osten gekarrt und in einem Wald beim Vernichtungslager Maly Trostenez in Weißrussland vergast werden. Alles das haben die Schüler genau aus den Akten herausgearbeitet.

In dem von Astrid Mehmel verlesenen Brief dankte die Enkelin auch einer Zeitzeugin, die ebenfalls in der Gedenkstätte dabei war: Christa Hawel. Die alte Dame war einst „das liebe Töchterchen“ der Freundesfamilie Ürdingen, das Berta Mamlock ebenfalls in ihrem Abschiedsbrief erwähnte. „Meine Großmutter schrieb: Mein Herz ist so voller Dankbarkeit. Gott segne Euch alle, meine letzen Worte werden es sein“, adressierte Heuman an Christa Hawel. Die kleine Christa hatte 1941 den Mut, das jüdische Freundespaar in ihrem Endenicher Gefängnis zu besuchen.

Astrid Mehmel dankte den Schülern, Lehrern und Christa Hawel für ihr Engagement. Den Beitrag der Schüler nehme man nun gerne in die Dauerausstellung auf, und das bewusst am 27. Januar, dem Gedenktag für alle Nazi-Opfer.

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