Stadtrat berät nichtöffentlich Zukunft des "Kleinen Theaters" in Bad Godesberg weiter ungewiss

Bad Godesberg · Die Bonner Parteien sind uneins, ob sie dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Verkauf des Hauses an einen privaten Förderer zustimmen sollen. Es gibt wohl noch weitere Interessenten.

Knapp vier Wochen ist es her, da schien die Rettung des „Kleines Theaters“ an der Koblenzer Straße zum Greifen nah. Ob der Stadtrat im nichtöffentlichen Teil seiner Sitzung an diesem Dienstag indes dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Verkauf des Gebäudes an einen privaten Förderer zustimmt, das stand am Montagabend, als die Fraktionen auch über diesen Punkt berieten, noch in den Sternen. Zumal inzwischen weitere Interessenten Kaufangebote abgegeben haben sollen.

Der bisherige Plan lautet: Der private Theaterförderer, der aus einer bekannten Bad Godesberger Familie stammt und anonym bleiben möchte, soll die denkmalgeschützte frühere Bürgermeistervilla für 410.000 Euro kaufen, sie renovieren und an die Kölner Theatermacherin Bettina Montazem und den Verein „Kleines Theater“ vermieten. Montazem will das Konzept von Theatergründer und Intendant Walter Ullrich nahtlos fortführen. Ullrich (86) selbst hat angekündigt, mit Ende des Mietvertrags in den Ruhestand zu gehen. Wie berichtet, läuft der Vertrag bis Sommer 2019, dann fallen auch die bisherigen städtischen Zuschüsse von 80.000 Euro pro Jahr weg.

Die Miete beträgt laut Ratsvorlage seit 1969 unverändert symbolische zwölf Mark, beziehungsweise sechs Euro pro Jahr. „Dafür obliegt Herrn Ullrich die Unterhaltung des Gebäudes“, so die Vorlage. Nach GA-Informationen will das Städtische Gebäudemanagement allerdings einen Sanierungsbedarf von bis zu einer Million Euro festgestellt haben. „Das ist völliger Quatsch, das Haus ist gut bespielbar“, sagte Ullrich auf Nachfrage verärgert. Er sei seinen Verpflichtungen stets nachgekommen. Dass bei einem mehr als 100 Jahre alten Haus zusätzliche Schäden aufträten, sei nicht zu verhindern. „Die Stadt soll das Haus wie geplant verkaufen, dann hat sie doch nichts mehr damit zu tun“, sagte er.

Verkehrswert liegt bei 650.000 Euro

Doch so einfach geht die Rechnung offenbar nicht auf, denn die seit Dezember auf dem Tisch liegende Beschlussvorlage zum Verkauf des Hauses hat bei nicht wenigen Politikern für Kopfschütteln gesorgt. Sie haben nicht nur Bauchschmerzen damit, dass für den Theaterförderer und auch für Montazem eine Erbpacht nicht infrage kommt. Auch der Kaufpreis von 410.000 Euro für das Gebäude erscheint ihnen zu niedrig. Laut Stadt beträgt der Verkehrswert zwar 650.000 Euro, sie empfiehlt aber, die Summe „unter Berücksichtigung einer kulturellen Nutzungsbindung“ zu reduzieren. Die kulturelle Nutzung soll für zwölf Jahre festgeschrieben werden.

Öffentlich wollten sich die Fraktionen der Jamaika-Koalition nicht zum Vertragsentwurf äußern. Dem Vernehmen nach wollten CDU, Grüne und FDP aber in ihren Fraktionssitzungen am Montagabend über mögliche Änderungen im Vertragsentwurf diskutieren. So solle die „kulturelle Nutzung“ näher beschrieben und das Haus lediglich mit den notwendigen Abstandsflächen verkauft, also das Grundstück parzelliert werden. Angesichts weiterer Kaufinteressenten wollte man auch die Frage einer öffentlichen Ausschreibung diskutieren.

Ergebnisse wurden am Montagabend nicht bekannt. Linke und BBB wollen dem Verkauf nicht zustimmen. Die SPD steht laut Fraktionschefin Bärbel Richter dem Verkauf dagegen „sehr wohlwollend gegenüber, weil er über Jahre hinweg die kulturelle Nutzung dieses historischen Hauses garantiert". Der potenzielle Käufer erklärte auf GA-Nachfrage: „Eine Nachverhandlung kommt für mich nicht infrage.“ Montazem sagte, dass sie aus Planungsgründen jetzt einen Ratsbeschluss pro Verkauf erwarte, sonst werde sie das Theater nicht fortführen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort