OGS-Betreuung in Bonn Zu wenig Plätze in den Ganztagsschulen

Bonn · Die Bonner Familie Smuda erntet überall nur Absagen fürs neue Schuljahr. Politiker wollen höhere Landeszuschüsse in mehr Personal stecken.

Familie Smuda wohnt in der Südstadt an der Argelanderstraße und ist eine der Familien, die beim Rennen um einen Betreuungsplatz in einer offenen Ganztagsschule (OGS) für das neue Schuljahr leer ausgegangen ist. Die Tochter (6) hat bisher die Kindertagesstätte der Poppelsdorfer Kirchengemeinde Sankt Sebastian besucht und soll im August auf die Clemens-August-Schule wechseln. Der Schulplatz ist sicher. Die Betreuung nach dem Unterricht nicht.

Für die Eltern ist das ein Problem, denn Vater Bernd Smuda und seine Frau sind beide berufstätig. "Allein an der Clemens-August-Schule sind nach unseren Recherchen zehn Kinder ohne OGS-Platz, an anderen Schulen, wie der Marienschule in der Nordstadt, sind es deutlich mehr", sagt Smuda.

Die Stadt Bonn bestätigt das im Moment nicht. "Eine Übersicht über die aktuellen Wartelisten liegt zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor, da sich noch Verschiebungen ergeben", sagte Isabel Klotz vom Presseamt auf GA-Nachfrage. Sie bestätigte allerdings, dass die Nachfrage über dem Platzangebot liege. Derzeit stünden 8087 Plätze zur Verfügung. Zum Schuljahr 2019/20 erfolge ein Ausbau auf 8 441 OGS-Plätze. Aktuell könne in Bonn 67 Prozent der Grundschüler ein OGS-Platz angeboten werden.

Kinder aus bildungsfernen Famillien sollen mehr Unterstützung erhalten

Das tröstet Familie Smuda kaum. Obwohl sie dem Rat des OGS-Büros der Stadt folgte und alle Grundschulen im näheren und weiteren Umfeld abklapperte, erhielt sie überall Absagen, berichtet Bernd Smuda. "Eigentlich möchte unsere Tochter gerne auf die Clemens-August-Schule, weil dort alle ihre Kita-Freundinnen hin wechseln." Mit anderen Eltern bemühe er sich deshalb um alternative Betreuungsmöglichkeiten dort, sagte er. "Wir hätten gerne eine Übermittagsbetreuung an der Schule, das würde uns schon sehr helfen." Schulleitung und OGS-Träger würden ihm gerne helfen, eine Antwort der Stadt dazu liege ihm aber noch nicht vor.

Derweil hat der Stadtrat einvernehmlich beschlossen, die künftigen höheren Zuschüsse des Landes für die OGS-Plätze vor allem in eine bessere personelle Ausstattung der Grundschulen zu stecken, die einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund haben und deren Familien von Sozialgeld leben. "Wir müssen als Gesellschaft das Versprechen 'Aufstieg durch Bildung' nicht nur vor uns hertragen, sondern mit konkreten Maßnahmen unterlegen", erklärte Schulausschussvorsitzender Tim Achtermeyer (Grüne). Dabei müsse der Grundsatz gelten, dass Kinder aus bildungsfernen Familien mehr Unterstützung benötigen.

Derzeit beträgt die Pauschale für die offene Ganztagsschule der Stadt zufolge pro Kind im Jahr 2 663 Euro, davon trägt das Land 1 085 Euro , die Stadt Bonn 603 Euro und die Eltern im Schnitt 975 Euro (gestaffelt nach Einkommen). Rund 25 Prozent der Familien zahlen aufgrund des geringen Einkommens keinen Beitrag.

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