Bonner Demo gegen Atomraketen Zehntausende demonstrierten vor 30 Jahren auf der Hofgartenwiese

Bonn · Vor 30 Jahren haben auf der Bonner Hofgartenwiese rund 100.000 Menschen gegen nukleare Aufrüstung demonstriert. Es war die größte Demo nach dem so genannten "heißen Herbst" von 1983. Der Demonstration war ein tagelanger juristischer Streit vorausgegangen.

 Hundertausend Demonstranten fordern am 13. Juni 1987 die Beseitigung der Atomraketen.

Hundertausend Demonstranten fordern am 13. Juni 1987 die Beseitigung der Atomraketen.

Foto: Heinz Engels (GA-Archiv)

Grau und trüb war der wolkenverhangene Himmel über der Bonner Hofgartenwiese, auf der sich am Samstag, 13. Juni 1987, rund 100.000 Menschen einfanden, um für die sofortige Abschaffung aller Atomraketen zu demonstrieren. Heute vor 30 Jahren erlebte die damalige Bundeshauptstadt Bonn ihre bis dahin größte Friedensdemonstration seit dem "heißen Herbst" im Jahr 1983, als an einem kalten Herbsttag rund eine halbe Million Menschen gegen den Nato-Doppelbeschluss auf die Straße gegangen waren. Der General-Anzeiger war vor Ort und berichtete über Kundgebung der Friedensbewegung.

Im Juni 1987 hatten sich die Demonstranten am Vormittag aus dem gesamten Bundesgebiet an drei Sammelplätzen versammelt und sich von der Josefhöhe, dem Beueler Rheinufer und der Servatiusstraße bei strömendem Regen auf den Weg in Richtung Hofgarten gemacht. "Den ersten Schritt tun - Atomraketen verschrotten" lautete das Motto dieser Kundgebung der Friedensbewegung. Der erst am Vortag verabschiedete SPD-Parteivorsitzende Willy Brandt und der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine gingen von Auerberg aus mit in Richtung Hofgarten.

Prominentester Redner der Kundgebung war der SPD-Parteivorsitzende Hans-Jochen Vogel. Seine Rede wurde von Pfiffen und Buh-Rufen begleitet. Eine Gruppe Vermummter warf Eier auf den Politiker. Weitere Redner waren die Grünen-Abgeordnete Petra Kelly, der Schriftsteller Bernt Engelmann und der Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing. Dieser warnte vor den "unfaßbaren" Folgen eines Atomkrieges und erntete für seine Rede viel Beifall.

Juristisches Tauziehen um die Hofgartenwiese

Der Demonstration war ein tagelanger Streit um den Ort der Austragung vorangegangen. Die Uni Bonn hatte sich als Eigentümerin gerichtlich gegen die Kundgebung auf der Hofgartenwiese gewehrt. Bereits in den Vorjahren war die Wiese zum juristischen Zankapfel geworden. Nachdem die Uni zunächst Recht bekommen hatte, die Fläche vor dem Hauptgebäude als Tabuzone für Großveranstaltungen zu erklären, legten mehrere Veranstalter Widersprüche dagegen ein. Mal wurde ihnen stattgegeben, mal wurden sie zurückgewiesen. Wenige Tage vor der Demonstration hatte das Verwaltungsgericht Köln noch einem Eilantrag der Uni stattgegeben, wonach die Friedensbewegung nicht im Hofgarten demonstrieren durfte.

Wie der GA damals berichtete, hatte schließlich Polizeipräsident Hans Wilhelm Fritsch im Einvernehmen mit NRW-Innenminister Herbert Schnoor die Universität gezwungen, die Hofgartenwiese als Demonstrationsort freizugeben und sich dabei auf das Polizeigesetz in NRW sowie das Demonstrationsrecht zu berufen.

Friedlicher Ablauf, demolierter Rasen

Die Demonstration fand gegen 16 Uhr ihren Abschluss. Die Polizei und das Deutsche Rote Kreuz sprachen von einem friedlichen Ablauf. 174 Helfer waren demnach im Einsatz und leisteten in 50 Fällen Hilfeleistungen. Weniger schonend ging die Demo hingegen für die Hofgartenwiese aus, wie der GA berichtete: "Am Abend sah es im Hofgarten ziemlich trostlos aus. Die Buden und Verkaufsstände waren zum größten Teil abgebaut; Hunderte von Bier- und Weinflaschen, Tausende zertretener Flugblätter und ein demolierter Rasen zeugten davon, daß sich vor Stunden dort 100.000 Menschen versammelt hatten."

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