Varieté zu Gast in Bonn Zauberhaftes Chaos

Bonn · Das GOP präsentiert mit „Toys“ einen Genuss für die ganze Familie, wie sich bei der Premiere zeigt. Die Künstler schaffen eindrucksvolle Bilder.

 Kateryna Kurichenko verführt das GOP-Publikum mit ihrer Hula-Hoop-Nummer.

Kateryna Kurichenko verführt das GOP-Publikum mit ihrer Hula-Hoop-Nummer.

Foto: Thomas Kölsch

In der Phantasie und im Varieté ist alles möglich. Selbst Spielzeug, das des nachts zu leben beginnt und das Geschäft, in dem es auf neue Besitzer wartet, in eine ebenso chaotische wie wunderbare Bühne verwandelt. „Toy Story“ trifft „Nachts im Museum“: Mit dieser magischen Mischung hat das Bonner GOP-Theater einen Genuss für die ganze Familie geschaffen. Am Freitag hat „Toys“ nun seine offizielle Premiere gefeiert und mit gewohnt erstklassiger Artistik sowie grandioser, aber zum Glück nicht überbordender Komik eine der schönsten Shows präsentiert, die seit der Eröffnung des Hauses vor einem Jahr zu sehen waren. Spektakuläre Luftnummern treffen auf fein ziselierte Körperkunst, Einrad-Nummern auf leicht verpeilte Stoffschäfchen – und all das auf jede Menge Blockflöten.

Ein permanenterFlirt mit dem Scheitern

Diese sind das Markenzeichen von Gabor Vosteen. Bis zu fünf Flöten kann der allzeit strahlende Musikclown gleichzeitig spielen, indem er in atemberaubender Geschwindigkeit aus allen nur denkbaren Löchern pfeift und dabei dermaßen charmant wirkt, das man ihm so ziemlich alles verzeiht. Gut, auf den „Flohwalzer“ mitsamt einiger in Geiselhaft genommener Zuschauer hätte er verzichten können, andererseits sollte dem Publikum klar sein, dass es mitunter mehr machen muss als nur zu rezipieren. Zum Beispiel beim Transport eines Weichbodens quer durch den Saal helfen, damit sich Salim Musa Yusuf und Roos Hermanides gefahrlos ans Trapez schwingen können. Diese Sicherheitsmaßnahme ist auch dringend notwendig, da das Duo permanent mit dem Scheitern flirtet: Ihre Slapstick-Nummer hätte selbst Charlie Chaplin nicht besser inszenieren können. Herrlich. Und dennoch nur ein Teil eines ebenso unterhaltsamen wie poetischen Gesamtkunstwerks, das das Ensemble mit seiner Spielfreude entstehen lässt.

Auch andere Künstler schaffen eindrucksvolle Bilder. Vor allem Igor Boytsov, der sich mit dem russischen Barren für einen dreifachen Salto in die Höhe katapultieren lässt, bringt das Publikum zum Staunen. Daneben begeistern die sinnliche Hula-Hoop-Künstlerin Kateryna Kurichenko, die ihre Reifen scheinbar stillstehen lassen kann, sowie der vielseitige Vitaliy Ostroverkhov, der mit einem Einrad auf einem Schlappseil balanciert und ganz nebenbei noch ein paar Hüte jongliert. Letzterer ist übrigens eine der beiden Inspirationsquellen für „Toys“, wie der künstlerische Leiter der GOP-Theater, Werner Buss, im Vorfeld der Premiere bekannte. „Ich bin bei einem meiner Spaziergänge durch Paris an einem Antiquitätenladen vorbeigekommen, in dem nur altes Spielzeug im Schaufenster stand“, sagte er. „Einen Tag später lernte ich Vitaliy kennen und hatte meinen ersten Künstler für die Show.“ Ein Treffen, das sich gelohnt hat: „Toys“ macht einfach nur Spaß und passt insofern perfekt in die Weihnachtszeit. Ein besseres Geschenk hätte das GOP Bonn kaum machen können.

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