Diskussion um marode Straße Wurzeln beschädigen Meckenheimer Allee

Bonn · Buckelpiste, Stolperfalle, Schlaglöcher: Bei einer Sanierung der maroden Meckenheimer Allee müssten laut Verwaltung die bis zu hundert Jahre alten Bäume fallen. Das passt den Grünen gar nicht.

Die Meckenheimer Allee, gerühmt als eine der schönsten Straßen Bonns, zehrt seit Jahren nur noch von ihrem einstigen Glanz. Radfahrer beschweren sich über die Buckelpiste. Fußgänger stolpern über den Bürgersteig. Autofahrer umkurven Schlaglöcher. Als Hauptursache für den maroden Zustand hat die Verwaltung die Wurzeln des „satzungsgeschützten und erhaltenswerten Baumbestands“ ausgemacht. Das Presseamt verneint auf Anfrage, dass es deswegen zu Unfällen kam, doch Anwohner berichten von Stürzen von Fußgängern und Radlern.

Jeder kann sehen, dass die Straße saniert werden müsste – doch die bis hundert Jahre alten Platanen stehen im Weg. So ist auf den Punkt zu bringen, was Helmut Haux, Abteilungsleiter Verkehrsplanung im Stadtplanungsamt, den Bonner Bezirksverordneten zum Punkt „Sanierung Meckenheimer Allee“ mitteilte. Eine Baumreihe könnte möglicherweise erhalten werden. In der Vergangenheit habe die Stadt einigen Hausbesitzern wegen entstandener Schäden durch Baumwurzeln Zahlungen leisten müssen, räumte Haux ein.

Doch ausschlaggebend für das weitere Verfahren ist, dass diese Sanierung bei der Mehrheit der Politiker - und auch bei den zuständigen Verwaltungsämtern - nicht oben auf der Prioritätenliste steht. Daher wurde der Antrag der CDU-Bezirksfraktion zur Kostenermittlung für die Neuplanung in der Bezirksvertretung abgelehnt. Wie aber auch ein Änderungsantrag der Linken, die festschreiben wollten, dass eine Sanierung nur unter Erhalt der alten Platanen geplant werden soll.

Die Verwaltung solle nicht mit Aufträgen beschäftigt werden, die noch gar nicht an der Reihe sind, so der Tenor der Mehrheit. „Die Bäume sollen im Weg stehen?“, spottete Hartwig Lohmeyer von den Grünen. „Es kann nicht sein, dass die Straße auf Kosten der Allee saniert wird. Dann ist die Fahrbahn eben nicht perfekt. Damit muss man leben.“ Dem CDU-Bezirksverordneten Wolfgang Maiwaldt, einer der Antragsteller für die Kostenermittlung der Sanierung, missfiele ebenfalls, wenn Platanen gefällt werden müssten. Aber er ist sicher: „Der Zeitpunkt kommt, wo etwas passieren muss.“

Bäume sind von einem Pilz befallen

Das Thema taugt zur Kontroverse. Auch Anwohner der Meckenheimer Allee wollen nicht unbedingt eine Entscheidung fällen müssen, obschon sie eine Liste von Beschwerden vorbringen. Als Martha Lohmar 1963 an die Meckenheimer Allee zog, „waren die Platanen noch nicht so hochgewachsen. Sie wurden besser gepflegt.“

Die Bäume sind von einem Pilz befallen. Daher werfen sie besonders im Frühjahr junge Triebe ab. „Dann sind Gehweg und Straße von einer breiigen, rutschigen Masse überzogen. Das ist unangenehm.“ Martha Lohmar ist zwiegespalten. „Nein, gefällt werden sollen die Bäume nicht, aber regelmäßig gestutzt.“ So wie es auf der anschließenden Clemens-August-Straße gemacht werde. Von der Stadt sei ihnen gesagt worden, das sei zu teuer. Sie zuckt die Achseln. „Fragt sich, ob Platanen die Die geeigneten Alleebäume in der Stadt sind.“

Wuchernde Wurzeln

Seit 30 Jahren wohnt Andreas Pellens auf der Meckenheimer Allee. „Damals waren die Bäume weniger Schatten. Aber dem kann er Positives abgewinnen. „Kommen Sie im Sommer mal vorbei, wenn es heiß ist, dann ist es schön kühl.“ Über die wuchernden Wurzeln der Platanen hat er sich allerdings schon häufiger geärgert. Sie hatten das Einfahrtstor gesprengt und sich unter die Zufahrt gewühlt. Also fällen? „Um Himmelswillen“, sagt er entsetzt. „Die Meckenheimer Allee ohne Bäume, das wäre wie Butter ohne Brot.“

Dieser Tage hat Nachbarin Barbara Lechner das Tiefbauamt zu Besuch. Die Fachleute sollen sich anschauen, mit welcher Kraft das Wurzelwerk der Platanen die Bodenplatten in ihrem Keller anhebt und zum Zerbersten bringt. Wie andere Anwohner berichtet sie davon, dass die Wurzeln Kanalrohre zerdrückt haben. Damit kann sie leben. Auch damit, dass die herabfallenden Blätter über Monate die Regenrinnen auf dem Dach verstopfen. „Aber der Pilz, der jedes Frühjahr auf Neue ausbricht, der ist für mich ausschlaggebend, weil Familienmitglieder darauf mit Asthma reagieren. Ich fege mit Mundschutz die Blätter. Wir leiden“, sagt sie. Und bezieht eindeutig Position.

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