Denkmalschutz fraglich Wurde die Bonner Oper zu stark umgebaut?

Bonn · Ist ein Denkmalschutz für die Bonner Oper möglich? Das LVR-Amt überprüft seine eigene Entscheidung aus dem Jahr 2005. Zu dem Sachverhalt macht die Stadtverwaltung widersprüchliche Angaben.

Ist die Oper denkmalschutzwürdig oder nicht? Im Zusammenhang mit dem Gutachten, das vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland erstellt wird, tauchen immer neue Widersprüche auf. Am Mittwoch stellte sich heraus: Die Experten aus Brauweiler haben das 1965 eröffnete Gebäude im Jahr 2005 auf Anregung der Stadt Bonn schon einmal begutachtet und sind zu einem negativen Ergebnis gekommen.

„Nach damaliger Einschätzung war der Denkmalwert eher nicht gegeben“, so Sprecherin Sabine Cornelius. Das Resultat sei der Stadt damals per E-Mail mitgeteilt worden, die aber wohl nicht angekommen sei. Ablehnungsgründe vor zwölf Jahren: Das Haus sei zu stark umgebaut worden – etwa durch die Erweiterung des Zuschauerraums in den 90er Jahren und die Erneuerung von Glasfassaden. „Weil die Oper jetzt in der Diskussion ist, wollen wir die damalige Entscheidung auf breitere Basis stellen“, erläuterte Helmtrud Köhren-Jansen, zuständige Abteilungsleiterin im LVR-Amt für Denkmalpflege. Heute gebe es einen besseren Forschungsstand zu Bauten der 60er Jahre als 2005. Köhren-Jansen: „Wir schauen uns das noch einmal an. Ich gehe aber eigentlich davon aus, dass die Entscheidung weiter trägt.“

Anlass für die neue Überprüfung war laut LVR-Amt eine „Info-E-Mail“ des Grünen-Politikers Rolf Beu, der auf Facebook die Vorzüge des Opernhauses gepriesen und den Text auch per Mail verschickt hatte – nach seinen Angaben aber nicht an die Behörde. Anlass dafür wiederum: Die Ratssitzung vor genau einer Woche, bei der über eine Instandsetzung der Oper entschieden werden sollte. CDU, FDP und SPD setzten aber zunächst einen Prüfauftrag durch, ob Abriss und Neubau eine Alternative sei.

Denkmalschutz erschwert einen Abriss und kann Instandsetzung verteuern: Viele Ratspolitiker sind deshalb sauer, dass die Stadtverwaltung sie vor der entscheidenden Sitzung nicht rechtzeitig über die erneute Prüfung informierte. Erst aufgrund eines GA-Berichts nahm der verantwortliche Stadtbaurat Helmut Wiesner direkt in der Sitzung Stellung. „Es ist nicht gut, dass die Politik im Unklaren gelassen wurde“, sagte SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter dem GA. Darin ist sie sich einig mit dem FDP-Fraktionsvorsitzenden, Werner Hümmrich: „Es gehört zur Informationspflicht der Verwaltung, eine so wichtige Mitteilung zu machen – auch wenn sie unsere Entscheidung nicht geändert hätte.“ Bei der Instandsetzung sei „die Frage des Denkmalschutzes nicht relevant“, weil es keinen starken Eingriff ins Gebäude gebe, erklärte das Presseamt am Mittwoch.

Am 8. November, dem Tag vor der Ratssitzung, hatte das Presseamt zur Denkmal-Prüfung noch mitgeteilt: „Der Stadt ist nicht bekannt, dass ein offizielles Verfahren liefe.“ Das ist erstaunlich. Denn schon am 23. Oktober schrieb Katrin Bisping, Leiterin der städtischen Unteren Denkmalbehörde, einem Ratsmitglied, dass das LVR-Amt sich mit der Oper befasse – und sich der „Dringlichkeit aufgrund der aktuellen Diskussionen“ bewusst sei. Eine Kopie der Mail ging auch an Michael Isselmann, den Leiter des Stadtplanungsamtes.

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