Käpt'n-Book-Fest in Bonn Wolfgang Hohlbein: „Ich mag alles, was rätselhaft ist“

BONN · Mehr als 44 Millionen Bücher hat Wolfgang Hohlbein verkauft. Nun kommt der Fantasyautor im Rahmen des Lesefests Käpt'n Book zu acht Lesungen nach Bonn. ga-bonn.de hat mit ihm gesprochen.

Sie lesen im Haus der Bildung aus „Laurin“. Mitautorin ist Ihre Frau Heike. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit aus?

Wolfgang Hohlbein: Oh, gut. Wir kommen uns nicht ins Gehege. Unsere Bücher entstehen im intensiven Austausch. Die Worte zu Papier bringe ich allein. Und ab und zu streiten wir dann darüber (lacht).

Wo haben Sie sich für „Laurin“ inspirieren lassen?

Hohlbein: Bis zum Buch hat es Jahre gedauert. Es fing mit einem Besuch der Feengrotte in der Nähe der Wartburg an. Das ist ein umgebautes Bergwerk und hat mich beeindruckt. Jahre später war ich in der Steiermark, wo man ein uraltes Höhlenlabyrinth entdeckt hatte, das offensichtlich von Steinzeitmenschen angelegt war.

Ein gefundenes Fressen für Sie…

Hohlbein: Klar. Kleiner Scherz nebenbei: Der Sohn des dortigen Buchhändlers hatte ein T-Shirt mit einem riesigen „Laurin“ auf der Brust an. Dieser Laurin war gefühlte zweieinhalb Meter groß...

...also etwas größer als der gleichnamige Zwergenkönig der Sage.

Hohlbein: Richtig. Das fand ich witzig. Und ab da stand der erste Satz des Romans fest: „Für Laurin bist du einfach zu groß.“ So geht es eigentlich bei allen meinen Geschichten. Ich brauche immer irgendeinen noch so banalen Anlass. Und von da aus geht es dann beim Schreiben weiter. Bei „Laurin“ also damit, die alte Legende mit der modernen Welt zu verbinden.

Bei ihnen werden die Zwerge zu Sklaven. Klingt da Gesellschaftskritik an?

Hohlbein: Das bleibt ja nicht aus, wenn irgendjemand aus irgendeinem Grund gegen einen anderen kämpft. Ich lebe ja in dieser Welt. Und es fließt natürlich ein, was ich sehe und wozu ich dann auch eine Meinung habe.

Man sagt ja so leicht: Jugendliche lesen heute nicht mehr. Das stimmt aber bei Ihnen nicht, oder?

Hohlbein: Nicht nur bei mir nicht. Dieses Gejammer kenne ich, seit ich selbst zur Jugend gehörte. Ich glaube, die Trennung zwischen denen, die gar nichts mehr lesen, und denen, die Bücher verschlingen, wird einfach krasser. Aber die Alternativen sind heute auch viel größer. Als ich 13 war, da gab's kein iPad.

Und was machen Sie, wenn in Ihrer Lesung Smartphones piepen?

Hohlbein: Ich habe ja gar keins.

Ich meine die Smartphones der Kinder.

Hohlbein: Ach so. Das ist mir in 30 Jahren eigentlich nur ein, zwei Mal passiert. Kein Problem.

Sie haben in Ihrer Jugend Karl May verschlungen?

Hohlbein: Damit habe ich sozusagen Lesen gelernt. Mein erstes Buch war sinnigerweise Winnetou III.

Och, da musste der Apachenhäuptling gleich sterben?

Hohlbein: (lacht) Richtig. Dann habe ich aber in zwei Jahren die ganzen anderen Karl-May-Bücher nachgeholt. Seitdem traue ich mich nicht mehr, da reinzugucken. Man wird bestimmt enttäuscht.

Sie erzählen Geschichten mit übersinnlichen Elementen, Fantasy?

Hohlbein: Fantasy, den Begriff mag ich nicht so sehr. Übersinnlich passt besser. Ich mag alles, was rätselhaft ist. Ich mag keine Geschichten, bei denen man vorher schon weiß, wie sie ausgehen.

Sie schreiben auch wirklich drauf los?

Hohlbein: Ja, und ich komme fast immer an einem Punkt an, mit dem ich nicht gerechnet habe. Bei historischen Romanen muss ich mich zwar in etwa nach der Wirklichkeit richten. Obwohl ich da manchmal auch keine Hemmungen habe, die ein bisschen zu verbiegen.

In Ihrem neuen Hagen-von-Tronje-Roman haben Sie aber genau die übersinnlichen Nibelungenlied-Elemente herausgeschnitten?

Hohlbein: Richtig. Das war hier genau die Herausforderung. Bei mir gibt’s keinen Drachen. Ich dachte mir: Dreh die Geschichte einfach herum. Hagen ist auch im Nibelungenlied nicht wirklich der Böse und der blonde Siegfried der Gute. Das hat mich gereizt.

Letzte Frage: Wie lebt Wolfgang Hohlbein? Auf einer Burg?

Hohlbein: Nö, in einem Reihenhaus. Zwei Katzen, vier Hunde, sechs Kinder, sechs Enkel. Aber das mit den Hunden klingt jetzt schlimmer, als es ist: Die reichen mir nur bis zum Knöchel. Ich brauche Leben um mich herum. Absolute Ruhe ertrage ich nicht. Also ich bin kein Autor, der im Elfenbeinturm sitzt und einen Lorbeerkranz ums Haupt gewunden hat.

Anlässlich des Käpt'n-Book-Lesefests kommt Wolfgang Hohlbein zu acht Terminen zum Teil in Schulen, unter anderem am Samstag, 12. November, 15 Uhr, und Mittwoch, 16. November, 9 Uhr ins Haus der Bildung, Mülheimer Platz 1, sowie am Dienstag, 15. November, 18 Uhr, in die Thalia-Buchhandlung im Metropol.

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