Abfallentsorgung in Bonn Wohin mit dem Grünschnitt der Bonner?

Bonn · Mit einem neuen Grünschnittkonzept in Bonn sollen verschiedene Probleme bei der Müllentsorgung behoben werden. Die geplanten Maßnahmen in der Übersicht.

Elisabeth Zaun steht neben dem stationären Grüncontainer am Ückesdorfer Friedhof Kottenforst. „Schauen Sie, die Röttgener müssen durch das gesamte Wohngebiet fahren, um ihren Grünschnitt hierher zu bringen“, sagt die SPD-Stadtverordnete und schüttelt den Kopf. „Eine Zumutung“, fügt sie hinzu.

Elisabeth Zaun hat vor genau einem Jahr begonnen, in der Bonner Bezirksvertretung gegen den von Bonnorange durchgeführten Abbau des ohnehin chronisch überfüllten Röttgener Grüncontainers zu kämpfen. Nach einem über halbjährigen Hin und Her blieb alles beim Alten: Der städtische Entsorger argumentierte, der Friedhof Kottenforst sei nur vier Fahrminuten entfernt, so dass haushaltsübliche Mengen, also Kofferraumladungen an Laub, Strauch-, Hecken- und Rasenschnitt sowie Äste, dort leicht gebührenfrei abgegeben werden könnten. „Die Röttgener haben sich aber jede Menge weiterer grüner Tonnen zugelegt, um nicht so weit zu fahren“, erläutert Zaun. Ob das der Sinn der Sache sei?

In seinen Stellungnahmen hatte Bonnorange in den Ausschüssen argumentiert, die Probleme hier wie andernorts in Bonn würden sich mit dem kommenden neuen Grünschnittkonzept lösen. Das lag nun Ende Oktober dem Verwaltungsrat vor und soll mit Mitteln des Wirtschaftsplans 2017 zum Laufen gebracht werden.

Und zwar erstens dadurch, dass mehr Bürger konsequent organische Abfälle selbst kompostieren, dadurch keine Biotonne mehr benötigen und weit weniger Restmüll produzieren, so die Prognose. Und zweitens dadurch, dass die Bürger den aktuell weiter zunehmenden Grünschnitt nur noch zu „qualifizierten Grünannahmestellen (GAS)“ bringen sollten. „Das führt in der Gesamtheit zu sinkenden Verwertungskosten, da Grünschnitt deutlich günstiger verwertet werden kann als Bioabfall“, rechnet Bonnorange vor.

Oberste Prämisse sei die Abfallvermeidung durch Eigenkompostierung, so das Entsorgungsunternehmen. Das kann allerdings nur für Bonner gelten, die einen Garten haben. Die Attraktivität der Methode will man durch den Einsatz von geschulten Ehrenamtlern erreichen, die Aufklärungsarbeit bei Bürgern, in Schulen und bei öffentlichen Anlässen leisten sollen. Für eine bessere Durchlüftung und beschleunigte Verrottung der Ausgangsmaterialien legt Bonnorange den Bürgern ans Herz, dem Kompost zerkleinertes holziges Strukturmaterial hinzuzufügen. Hierfür wolle man auch Häckslerdienstleister vermitteln.

System-Optimierung durch Grünannahmestellen

Den zweiten Eckpfeiler des neuen Konzepts soll die Optimierung des Systems mittels qualifizierter Grünannahmestellen bilden. Um das Abladen des Grünschnitts für die Bürger zu vereinfachen und um zügiger größere Mengen verladen zu können, soll auf Flächen von 20 mal 20 Metern die Bodendecke asphaltiert und eine Art Schüttbox gestellt werden.

Bürger könnten ihr loses Grüngut in dieser Box zu verbraucherfreundlichen Öffnungszeiten ablegen. Das Grün werde täglich abgefahren. Die Sammelstellen sollten per verschließbarem Zaun und Grünbewuchs sichtgeschützt und durch jeweils einem Bonnorange-Mitarbeiter überwacht sein. So soll eine gewerbliche Nutzung der Annahmestelle verhindert werden – im Moment wohl eine der Ursachen für die häufig überquellenden Grünschnittcontainer.

Als erste Anlaufstelle sei die Fläche des Waldfriedhofs Kottenforst in Ückesdorf geplant, die seit Ende 2015 auch den Bedarf des geschlossenen Standorts Röttgen abdecke. Der Umbau weiterer Flächen zu qualifizierten GAS könne dann sukzessive über die kommenden Jahre verteilt werden, so die Planung von Bonnorange.

Eine Anfrage des General-Anzeigers beim Bonner Planungsdezernat hat ergeben, dass für alle Grünannahmestellen eine Bauvoranfrage gestellt wird. Bei Annahme des Grünschnittkonzepts wird Bonnorange ein Planungsbüro mit der Durchführung der Vorprüfungen und der Erstellung der Genehmigungsunterlagen beauftragen.

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