Natur und Umwelt Wo sich Frosch und Kammmolch wohlfühlen

Röttgen · Im Kottenforst entstehen zurzeit 25 neue Tümpel als Lebensräume für Amphibien. Sie entstehen im Rahmen des Life+ Projekts „Villewälder – Wald- und Wasserwelten“ des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft mit der Biologischen Station.

 Karina Jungmann und Klaus Striepen vor einem neuen Amphibiensee, der gerade ausgebaggert wird.

Karina Jungmann und Klaus Striepen vor einem neuen Amphibiensee, der gerade ausgebaggert wird.

Foto: Stefan Knopp

Für Baggerfahrer, die bei der Arbeit gerne ihre Ruhe haben, ist das der ideale Arbeitsplatz: Im Kottenforstwald zwischen Röttgen und Meckenheim gilt es Löcher für Amphibienseen auszuschachten, da ist man ungestört und an der frischen Luft und kann sich ganz auf die Feinarbeit konzentrieren, die dafür notwendig ist. Die Gewässer entstehen im Rahmen des Life+ Projekts „Villewälder – Wald- und Wasserwelten“ des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft mit der Biologischen Station als neue Lebensräume für Amphibien im Kottenforst.

Da hat man besonders den Kammmolch und den Springfrosch im Visier. Karina Jungmann von der Biostation zeigt auf einer Karte: Das Zentrum der Population für diesen Frosch in NRW liegt im Kottenforst. Gezählt werden nicht die Tiere, sondern die Laichballen: 2016 wurden 1325 Ballen erfasst, alleine 250 davon fand man im Gewässer am Bahnhof Kottenforst. Jedes Springfroschweibchen legt einen Ballen, die Zahl der Männchen ist laut Jungmann auf jeden Fall höher. Den Molch trifft man noch seltener an: Bei Heimerzheim und eben im Kottenforstwald wurden 175 gezählt. Beide Tierarten schätzen gewässerreiche Wälder und finden hier ideale Bedingungen.

Fische sind unerwünscht

Die Teiche – 25 entstehen über das Gebiet verteilt neu – sind besonders auf ihn zugeschnitten: „Das sind Gewässer, die bis Ende des Sommers halten“, so Jungmann. Sie dürften nicht austrocknen, weil die Molche spät laichen und die Larven sich über Monate hinweg im Wasser entwickeln. Weiterhin müssen die Seen wenigstens 100 Quadratmeter groß sein. An denen sind natürlich nicht nur diese beiden Tierarten willkommen. „Da, wo sich die Zielarten wohlfühlen, fühlen sich auch die anderen wohl“, sagt Projektleiter Klaus Striepen vom Regionalforstamt. Insgesamt leben im Kottenforst etwa zehn Amphibienarten, darunter Erdmolch, Grasfrosch, Erdkröte und Feuersalamander.

Die Seen werden höchstens 1,20 Meter tief, abhängig von den Bodenbedingungen. Man müsse sehr sorgfältig arbeiten, sagt Jungmann, weshalb die Baggerfahrer zunächst Probelöcher ausheben, die später ausgeweitet werden. Präzisionsarbeit: Die Baggerschaufel darf laut Jungmann die wasserstauende Bodenschicht nicht durchstoßen, da das Wasser sonst versickert. Zuvor müssen mitunter Brombeersträucher und sonstiges Unterholz entfernt und auch mal der eine oder andere Baum gefällt werden, der den See verschattet oder zu viele Blätter über dem Wasser verliert.

Der fertige See wird mit dem Wasser aus den Wegebegleitgräben gespeist. Die verlaufen parallel zu Waldwegen und Rückegassen und unterqueren diese durch Rohre. So gewährleiste man, dass immer eine Wasserversorgung stattfindet, erklären die Fachleute. Alles weitere überlässt man der Natur: Bewuchs, Kleintiere und anderes komme mit der Zeit oder mit dem Wasser.

Fische sind unerwünscht, denn sie fressen den Laich. Von selbst kommen sie nicht in die Seen. „Wir haben große Probleme mit Leuten, die ihre Goldfische im Wasser aussetzen“, so Striepen. Auch Wasserschildkröten würden der Amphibienpopulation schaden.

In diesem Jahr wird bis Ende März im Wald gearbeitet, dann beginnt die Brutzeit. Im Herbst geht es dann weiter, im Februar 2018 hofft man mit allen 25 Gewässern fertig zu sein. Mit den ersten Springfröschen in den neuen Lebensräumen rechnet man schon in diesem Jahr.

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