Businessplan-Prüfung Wirbel um Festspielhaus-Gutachten

BONN · Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hat per Dringlichkeitsentscheidung den Prüfauftrag für den Festspielhaus-Businessplan vergeben.

Die Actori GmbH aus München soll die Plausibilität des Plans untersuchen, um eine Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat zu schaffen. Das Gutachten kostet die Stadt einschließlich Spesen 44 700 Euro, wie aus einer vertraulichen Mitteilung hervorgeht. Die Festspielhaus-Initiativen kritisieren unterdessen, dass die Auftragsvergabe trotz des engen Festspielhaus-Zeitplans mit Verzögerung erfolgt ist.

Die Stadtverwaltung hatte sieben Beratungsfirmen angeschrieben und drei Angebote erhalten. Eines lag mit 77 000 Euro relativ hoch. Das dritte hätte zwar nur 16 000 Euro gekostet, Kulturdezernent Martin Schumacher hatte aber Zweifel an der Eignung der Firma. Die Actori GmbH dagegen verfüge über das nötige Wissen und Referenzen anderer Städte, heißt es in der Dringlichkeitsentscheidung, die von Stefan Freitag (Grüne) mitgezeichnet ist.

Irritationen bei den Ratsfraktionen löste eine personelle Verbindung zwischen Actori und der Metrum Management GmbH aus, die den Businessplan im Auftrag der Deutschen Post als Festspielhaus-Sponsor erstellt hatte: Stefan Mohr, geschäftsführender Gesellschafter bei Actori, war bis 2005 Partner und Geschäftsführer bei Metrum. Die AfD-Fraktion fragte deshalb bei Dezernent Schumacher nach, ob trotzdem eine unabhängige Plausibilitätsprüfung gewährleistet sei. Ja, antworte er in einer Rundmail an alle Fraktionen. Maurice Lausberg, Mit-Geschäftsführer bei Actori, habe versichert, dass es keine Beziehungen zwischen den Firmen gebe. "Bei uns sind die Bereiche Kultur und Sport, für den ich zuständig bin, organisatorisch getrennt", erklärte Mohr auf GA-Anfrage. "Deshalb bin ich auch nicht in die Businessplanprüfung involviert." Zu Metrum habe er keinen Kontakt mehr.

Die Prüfer sollen bis spätestens 10. Juni liefern, damit der Rat acht Tage später entscheiden kann, ob die Stadt als Mitgründerin die geplante Betriebsstiftung für das Festspielhaus ins Leben rufen soll - der nächste politische Schritt für das umstrittene Projekt. Eigentlich hatte die Stadtverwaltung das Gutachten schon für April angekündigt, nachdem am 4. März mit den Fraktionen ein Fragenkatalog abgestimmt war. Dann hätte der Rat in seiner Sitzung am 7. Mai beschließen können. Die Post hatte erklärt, dass sie Ende April ein klares Signal erwarte, um den Zeitplan halten zu können. Doch das Vergabeverfahren verzögerte sich.

Die Festspielhaus-Initiativen kritisieren das scharf. Der Businessplan sei der Stadt bereits am 23. Februar vorgestellt worden. "Wenn man schon meint, den von den Weltunternehmen Post und Telekom geprüften Plan auf Kosten der Steuerzahler noch einmal begutachten lassen zu müssen, so muss das zügig gehen", schreiben die Beethoventaler-Genossenschaft, die Bürger für Beethoven, der Festspielhaus-Förderverein und die Festspielhausfreunde in einer Pressemitteilung. Das Beethoven-Jubiläum 2020 lasse sich schließlich nicht verschieben.

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