Musikclub Wie geht es eigentlich der Harmonie in Endenich?

Endenich · Die Harmonie in Endenich erweitert ihr Programm. Im Herbst startet eine Konzertreihe mit Nachwuchsbands. Dafür hat sich das Harmonieteam mit Rockurgestein Wolf Fabian zusammengetan.

 Jane Lee Hooker in der Harmonie

Jane Lee Hooker in der Harmonie

Foto: Thomas Kölsch

Noch ist alles ruhig. Kein Andrang, kein Trubel, kein Stress. Noch einmal durchschnaufen. Das ist um 17 Uhr normal in der Harmonie, in der man sich kurz vor dem Öffnen der Türen für den Abendbetrieb bereit macht. In gut zwei Stunden wird es anders sein. Dann werden sich mehrere hundert Besucher in den Konzertsaal an der Frongasse in Endenich drängeln, dazu noch zahlreiche Gäste in der Gastronomie. Dürfte ein guter Tag werden.

„Insgesamt zählen wir allein bei unseren Veranstaltungen rund 50.000 Besucher pro Jahr“, weiß Wolfgang Koll, der die Harmonie zusammen mit Bert Jakwerth und Josef Schnorbus betreibt. Und das ganz ohne Subventionen. Seit das Trio 1994 das einstige „Bonner Caféhaus“ übernommen und aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat, ist der Musikclub aus der Stadt nicht mehr wegzudenken. „Die Leute kommen von überall her, für einige Konzerte sogar aus dem Ausland, nur um bei uns eine bestimmte Band zu erleben“, sagt Jakwerth. „Das ist längst nicht selbstverständlich – und erst recht nicht, dass die Endenicher das alles mitmachen. Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass wir von der gesamten Nachbarschaft viel Verständnis erhalten und mit allen ein gutes Verhältnis haben.“

Etwa 180 Veranstaltungen stehen pro Jahr in der Harmonie an und sichern etwa ein Drittel des Umsatzes, den Rest decken das Lokal im vorderen Teil sowie im Sommer der Biergarten ab. „Wir sind mit dem Konzept eigentlich sehr zufrieden“, sagt Jakwerth. Also eine gute Küche mit einer kleinen, aber ständig wechselnden Karte sowie ein abwechslungsreiches Programm auf der Bühne. „Genau. Wir brauchen die Vielseitigkeit.“ Dennoch hat sich der Club vor allem in der Rock- und Bluesszene einen Namen gemacht.

"Next Generation Concerts"

Die Hamburg Blues Band kommt schon seit fast 20 Jahren, ebenso Mitch Ryder oder Guru Guru. „Für viele ist die Harmonie ihr zweites Wohnzimmer“, sagt Koll. Und zwar eins mit einem exzellenten Sound – nicht umsonst werden dort immer wieder Live-CDs und DVDs aufgenommen, von den regelmäßigen Aufnahmen für das Crossroads-Festival des WDR Rockpalasts ganz zu schweigen.

Während sich Jakwerth, Koll und Schnorbus darauf verlassen können, dass bestimmte Bands regelmäßig für ein volles Haus sorgen, sind sie doch zugleich beständig auf der Suche nach neuen, innovativen Künstlern. „Wir wollen vermehrt auch junges Publikum ansprechen“, erklärt Jakwerth. „Deswegen haben wir uns unter anderem mit Wolf Fabian zusammengetan.“ Als Urgestein der Bonner Rockszene und als ehemaliger Lehrer am Friedrich-Ebert-Gymnasium kennt er viele Nachwuchsbands aus der Stadt und der Region.

Mit Fabian wird ab diesem Herbst eine Reihe namens „Next Generation Concerts“ organisiert. „Damit bieten wir lokalen Bands eine Plattform, um auf sich aufmerksam zu machen“, sagt Koll. Zunächst seien vier Konzerte geplant, bei denen je zwei Formationen auftreten können. „Danach schauen wir mal, wie das ankommt.“

Und was sagt das Harmonie-Team zur geplanten Westwerk-Konzerthalle an der Immenburgstraße? „Wir sehen diese Entwicklung eigentlich recht positiv“, betont Koll. „Ursprünglich sind wir ja sogar selbst gefragt worden, ob wir da einsteigen wollten, aber wir haben uns dagegen entschieden, weil wir in der Harmonie überaus zufrieden sind. Grundsätzlich ist die Entwicklung des Geländes aber eine gute Sache für die Stadt. Und ich glaube nicht, dass das Westwerk und wir uns sonderlich in die Quere kommen werden.“ Nicht zuletzt wegen der treuen Kundschaft. Und der treuen Bands. Ein Wohnzimmer gibt man nun einmal nicht so schnell auf. „Unsere Gäste fühlen sich in der Regel sehr wohl bei uns“, sagt Koll denn auch. „Der Blick in ihre glücklichen Gesichter, wenn sie die Harmonie verlassen, ist mit das Schönste an diesem Job.“

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