Masterarbeit Wie Bonner sich per Warnapp informieren

Bonn · Christoph Schaaf untersucht, wie die Bevölkerung via Handy rechtzeitig über Katastrophen informiert werden kann. Ein Problem sei, dass die Apps nicht einheitlich und nicht flächendeckend verbreitet seien.

Wie erfahren die Bonner, dass der Rhein bald über die Ufer tritt? Oder davon, dass eine giftige Rauchwolke auf die Stadt zutreibt? Bei besonders schweren Unglücken und Unwettern heulen Sirenen, im Radio gibt es Durchsagen. Wer eine Warnapp auf seinem Handy installiert hat, kann unmittelbar eine ausführliche Meldung samt Handlungsempfehlungen erhalten. „Doch das Problem ist, dass die Apps nicht einheitlich und nicht flächendeckend verbreitet sind“, sagt Christoph Schaaf. Er will nun in seiner Masterarbeit herausfinden, wie es um die Akzeptanz der Warnapps in der Bevölkerung steht, wie man sie verbessern kann und ob sie überhaupt bekannt sind. Seine Onlinebefragung, an der sich bislang knapp 1000 Menschen beteiligt haben, läuft noch bis diesen Sonntag. Drei Warnapps dominieren den Markt:

Katwarngibt es seit 2011 und wurde vom Fraunhofer Institut entwickelt. Schon damals gab es eine kostenlose Alarmierung per SMS, finanziert wird das von den öffentlichen Versicherern.

Nina, die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit Sitz in Bonn, folgte 2015. Die Entwicklungskosten und den Betrieb der Software übernimmt der Bund aus dem Staatshaushalt. Vor allem in Bonn und Umgebung ist Nina stark verbreitet. „Das liegt wahrscheinlich am Netzwerk der lokalen Akteure“, sagt Schaaf. Die Dienstwege sind kurz: Er arbeitet in der Zentrale des Technischen Hilfswerks, das im selben Gebäude wie das BBK sitzt und absolviert gerade den Masterstudiengang Katastrophenvorsorge und -management an der Bonner Uni. Fährt man in den Süden, erhält man dagegen zumeist Meldungen über Katwarn.

Wichtige Ergänzung zu den Notfallmeldungen

Biwappist eine dritte App und besonders in den neuen Bundesländern beliebt. Biwapp war ursprünglich dafür gedacht, Kommunen im kleinen Rahmen die Möglichkeit zu geben, die Bürger zu informieren. Wettermeldungen gibt es zudem vom Deutschen Wetterdienst.

Was alle Apps gemein haben: „Sie sind eine wichtige Ergänzung zu den Notfallmeldungen in TV, Radio und im Internet und können lokal begrenzt warnen“, sagt Schaaf. Das hat auch das BBK erkannt und deshalb das modulare Warnsystem entwickelt, kurz Mowas. Es ermöglicht den lokalen Leitstellen, Warnmeldungen über Nina abzusetzen. Die beiden Rettungsleitstellen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis machen das regelmäßig, wie aktuell für Sturmböen und den steigenden Rheinpegel. Auch die Polizeileitstellen haben mittlerweile Zugriff darauf. Bei der Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof im vergangenen Oktober setzte die Polizei erstmals eine Nina-Meldung ab.

Werbung für die Apps verbessern

Aktuell testet das BBK in einem Pilotprojekt in Hamburg, wie diese Warnungen über digitale Werbetafeln gezeigt werden können, die es auch immer häufiger in Bonn gibt. „Unser Ziel ist es, alle am Markt befindlichen Apps für unser System zu nutzen und deren Warnungen auch über Mowas zu verteilen“, sagt BBK-Sprecherin Marianne Suntrup. Doch das gestaltet sich mitunter schwierig, weil es Vereinbarungen mit den verschiedenen Anbietern geben muss. Auch bei den Werbetafeln seien zusätzliche Verträge mit den jeweiligen Unternehmen notwendig. Was Schaaf schon jetzt aus der Befragung ableiten kann: Jemand, der einen Bekannten bei der Feuerwehr, einer Hilfsorganisation oder im Rettungsdienst hat, scheint auch eher eine Warnapp auf dem Handy zu nutzen. „In diesem Umfeld ist man wohl eher sensibilisiert.“

Dementsprechend müsste die Werbung für die Apps verbessert und sie mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. Dazu tragen beispielsweise Probealarme bei, die dann wiederum auch Schwächen des Systems aufzeigen. So wurde vor einigen Monaten bei einem sogenannten Warn-Tag in NRW festgestellt, dass Nina trotz modernster Technik Ausfälle hat. Aber auch Katwarn hatte solche Probleme, zum Beispiel beim Amoklauf in München.

Die Umfrage gibt es unter www.soscisurvey.de/warnapps

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