Wer kontrollierte das Ako-Pro-Seminar?

BAD GODESBERG · Nach der Razzia beim Verein nimmt Kolleg-Rektor Johannes Siebner Stellung.

Der Schock über die Razzia am Montag sitzt im Aloisiuskolleg (Ako) tief. Die Bonner Staatsanwaltschaft hatte Räume des Ako-nahen Vereins Ako-Pro-Seminar und die Wohnung des ehemaligen Leiters durchsucht. Der Verein soll laut Rechnungsprüfungsamt von 2008 bis 2010 zu Unrecht sechsstellige Fördergelder kassiert haben.

Die Razzia sei dem Ako in die Knochen gefahren, sagte Rektor Pater Johannes Siebner. "Aber ich finde es gut, dass da jetzt ermittelt wird. Die Untersuchungen finden unsere uneingeschränkte Unterstützung." In der Frage, ob es in den Jahren kein buchhalterisches Kontrollsystem gegeben habe, will Siebner den laufenden Ermittlungen nicht vorgreifen. Das Ako-Pro-Vereinsregister etwa von 2005 weist als Vorstand den Beschuldigten, als Beisitzer seinen Vorgänger sowie den zurückgetretenen Ako-Rektor Pater Theo Schneider sowie einen Ako-Pater und einen -Erzieher aus.

Der Beschuldigte konnte sich sozusagen selbst kontrollieren: Er war Vereinsvorsitzender, Geschäftsführer, pädagogischer Leiter und Ako-Angestellter in einer Person. Die Jahresabschlüsse seien jedoch von externen Steuerfachleuten erstellt worden, sagte Siebner dem GA.

Auch das Ako bewege das Problem der Dienst- und Fachaufsicht. Man werde dies untersuchen. Die enge Zusammenarbeit des Beschuldigten mit dem Jugendamt und seine Mitgliedschaft im Jugendhilfeausschuss hätten dem Kolleg stets Seriosität suggeriert, gibt der Rektor zu bedenken.

Vereinsvorstand tagt regelmäßig

Nach der Trennung von dem Mitarbeiter und einer schwierigen Übergangsphase nehme der neue Vereinsvorstand die Verantwortung jetzt tatsächlich wahr und tage regelmäßig, betonte Pater Siebner. Nach GA-Informationen gehören ihm drei Ako-Lehrer sowie eine Richterin an. Die drei Ako-Lehrer sowie eine Richterin tagten regelmäßig. "Entscheidend ist, dass die Verantwortung jetzt auf mehreren Schultern verteilt ist. Es gibt zudem eine klare Trennung von Vorstandsarbeit und pädagogischer Leitung", sagte Siebner. Diese vakante Position soll demnächst ein Sozialpädagoge antreten.

Mit "gespaltenen Gefühlen" reagieren die Betroffenen von möglichem sexuellem Missbrauch am Ako. "Zwar begrüßen wir ausdrücklich alle Ermittlungen, die Licht in die autokratischen Herrschaftssysteme bringen.

Anderseits wundern wir uns, dass erst jetzt, wo es um Geld geht, derartig ermittelt wird", so Rudolf Jekel vom Eckigen Tisch. Als es um mutmaßlichen Missbrauch und Nacktfotos von Schülern im Besitz von Jesuiten gegangen sei, wären Razzien aus Sicht der Initiative ebenfalls zur Wahrheitsfindung und gegen Verdunklung nötig gewesen.

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