Notizen aus B. Weniger ist manchmal mehr

Bonn · Weniger ist manchmal mehr! Ein Spruch, den wir früher gerne unseren Töchtern mit auf den Schulweg gaben, als sie im besten Teenageralter waren und morgens oftmals aussahen, als seien sie in den Schminktopf gefallen.

Den wir aber auch gerne all denen zurufen wollen, die die Kirschblüte in der Altstadt mit einer Riesenparty begleiten wollen und meinen, dieses ohne Frage bezaubernde Spektakel in Rosarot könne erst mit Remmidemmi, Würstchenbuden und Glücksrad so richtig zur Geltung kommen.So ein Unsinn. Wie gesagt, weniger ist mehr. Und spätestens seitdem die Heerstraße mit ihren „Prunus serrulata“, wie die Japanische Blütenkirsche auf Lateinisch heißt, auf der Liste der „Places to see before you die“ steht, ist die Kirschblüte in der Bonner Altstadt auch ohne Kirmestreiben zu einem Selbstläufer geworden.

Auf diese Liste der Plätze, die man gesehen haben muss, bevor man stirbt, kommt das Viktoriakarree unter Garantie nicht. Jedenfalls nicht, solange es dort so trostlos aussieht wie im Moment. Da hilft auch die Putzaktion von Signa nicht viel, von der gestandene Hausfrauen meinen, sie habe wohl eher Symbolcharakter. Dem Investor nun den Schwarzen Peter zuzuschieben und zu behaupten, er sei schuld an der Verwahrlosung des Viertels, ist allerdings starker Tobak. Es ist halt immer eine Frage von Ursache und Wirkung. Aber schon der gute alte Goethe wusste: „Wer besitzt, der muss gut gerüstet sein.“

Sie meinen, das ist Schwarz-Weiß-Malerei? Auf der einen Seite die Guten, auf der anderen die Bösen? Egal. „Wo man am meisten drauf erpicht, grad das bekommt man meistens nicht“, reimte Wilhelm Busch. Apropos Schwarz-Weiß: Es grenzt schon an Realsatire, dass das Weiße Haus die Amerikanerinnen öffentlich auffordert, die Klamotten von Ivanka Trump zu kaufen. Wie bitte? Wem sollen denn die Fummel der Präsidententochter passen? 40 Prozent der Amerikaner sind zu dick, hat eine Studie ergeben. Tendenz steigend. Und betroffen sind überwiegend Frauen. Wir empfehlen Bademäntel. Die sollen zurzeit ja auch schwer in Mode sein.

Bevor wir nun das Kind mit dem Bade ausschütten, fragen wir uns, wie es wohl mit dem neuen Schwimmbad in Bonn weitergehen wird. Sie meinen, das sei eine postfaktische Diskussion? Nun ja, post festum, also hinterher, ist man natürlich immer schlauer. Und in unserer postindustriellen Gesellschaft stehen halt viele auf das Postmoderne. Um noch einmal auf Ivanka und ihren Papa zurückzukommen: Ihre Kollektion interessieren uns ja schon sehr. Auch wenn unsereins darin wohl eher wie postfaktisch angezogen wirken dürfte.

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