Mensch und Kirche Weiberaufstand in der katholischen Kirche

Bonn · Die Journalistin Christiane Florin spricht in einer Lesung über ihr kirchenkritisches Buch „Der Weiberaufstand“. Sie erinnerte daran, wie vehement sich die katholische Kirche über die Jahrtausende weigerte, über die Priesterweihe für Frauen zu sprechen.

 Christiane Florin im Gespräch mit Michael Köhler.

Christiane Florin im Gespräch mit Michael Köhler.

Foto: Stefan Hermes

Den Preis für ihr Lebenswerk hat die 49-jährige Journalistin und Autorin Christiane Florin bereits vor sechszehn Jahren mit dem Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik in Bonn erhalten. Nun war sie auf Einladung der Oberkasseler St. Cäcilia-Gemeinde zu einem Gespräch mit Lesung aus ihrem aktuellen Buch „Der Weiberaufstand – Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen“ in den Pfarrsaal der katholischen Kirche eingeladen.

„Vermutlich wäre es vor fünf oder zehn Jahren unmöglich gewesen, in einem Raum wie diesem über die Frauenweihe zu sprechen“, erinnerte Florin die etwa 50 Zuhörer daran, wie vehement sich die katholische Kirche über die Jahrtausende weigerte, über die Priesterweihe für Frauen zu sprechen. „Die Tür war zu“, fasste Florin alle Bestrebungen zusammen, die durch das 1994 verfasste, einem Diskussionsverbot gleichkommende apostolische Schreiben von Papst Johannes Paul II. im Keim erstickt wurden. Erst durch Papst Franziskus sei die Tür wieder einen Spalt geöffnet worden. Doch gebe es seitens der Kirchenmänner „große Ängste vor den Frauen“, nicht nur in Bezug auf Veränderung, sondern speziell vor der Frau als dem „fremden Wesen“, sagt Florin.

„Ich sage gerne, dass sie nicht nur gut schreibt, sondern eine der besten spitzen Federn in der Republik hat“, lobte Moderator Michael Köhler Christiane Florin, deren Texte er aus der Zusammenarbeit mit seiner Redakteurskollegin beim Deutschlandfunk genauestens kenne. Er nannte Titel der Autorin wie „Die Ehe, ein riskantes Sakrament“, „Gewissen – eine Gebrauchsanweisung“ oder auch „Warum unsere Studenten so angepasst sind“ als lesenswerte Auseinandersetzungen mit Themen, die Florin beschäftigen.

Dass auch ihr Buch über die verweigerte Priesterweihe für die Frau in der katholischen Kirche auf ein breites Interesse engagierter Frauen stoße, habe Florin erwartet. Dass es essentiell etwas verändern könne, glaube sie eher nicht. Das Buch sei ein Denkanstoß. Es beklage einen Aufstand, den es nicht gibt. Dass es dies in leicht und äußerst unterhaltsam zu lesender Sprache tut, macht es auch für Nicht-Katholiken zu einer lesenswerten Lektüre über unsere Zeit, unsere Gesellschaft und unsere Religion.

Florin beschreibt in ihrem „Anfang vom Aufstand“ genannten Kapitel, wie sie ein Pontifikalamt aus dem Mainzer Dom im Fernsehen verfolgt. Als ihre damals 13-jährige Tochter das Wohnzimmer betrat, fragt sie auf den Bildschirm deutend, ob ihr etwas auffalle. „Findest du es nicht komisch, dass lauter Männer am Altar sind, dass weder Messdienerinnen noch Chorsängerinnen zu sehen sind?“ Nö, das sei doch in der Kirche immer so, antwortete sie.

Der Weiberaufstand: Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen, 176 Seiten, Kösel-Verlag, 17,99 Euro

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