Hans Riegel ist tot Wegbegleiter aus Bonn nehmen Abschied

BONN · Trauer und Anerkennung für eine große Persönlichkeit mischten sich in den Reaktionen auf den plötzlichen Tod von Hans Riegel.

"Er war einer der letzten großen Unternehmer, der seine Firma mit Bauchgefühl und nicht mit Marktforschung zum Erfolg führte", sagte Entertainer Thomas Gottschalk, der seit den frühen 90er Jahren für Haribo wirbt. "Mal war er lustig, mal war er streng, aber es war eher eine familiäre als eine geschäftliche Beziehung", so Gottschalk weiter.

Sänger Heino zählt ebenfalls zu Riegels Freunden. Er überraschte die Haribo-Auszubildenden mit einem Gastauftritt bei McDonalds, als der Firmenchef im Kreis der Lehrlinge seinen 90. Geburtstag nachfeierte. Heino denkt an "einen sehr großzügigen Menschen zurück". Es sei ihm gelungen, ein deutsches Markenprodukt in die die ganze Welt zu tragen.

Bruno Unkel, ehemaliger Haribo-Mitarbeiter und langjähriger Vorsitzender des Ortsausschusses Kessenich, hat mit Hans Riegel oft über die gemeinsamen Jugendjahre im Ortsteil gesprochen, durch den oft ein Hauch von Lakritz wehte. Er sagte: "Das ist ein großer Verlust, nicht nur für die Firma, sondern auch für mich persönlich. Ich habe einen Freund und Jagdgenossen verloren, mit dem ich viel Zeit verbracht habe."

Einer der letzten lebenden Duz-Freunde des Haribo-Patriarchen war Manfred Knopp, wie der Bonner Fotograf selbst berichtet. Er hatte Riegel über seine Jagdbegeisterung kennengelernt und auf zahlreichen Reisen begleitet und fotografiert. "Ich habe ihn als hervorragenden Unternehmer erlebt", erinnert sich Knopp. "Streng, aber auch gütig." Riegels größte Leidenschaft sei die Jagd gewesen. "Er wusste enorm viel über die Tierwelt."

Betroffenheit herrschte auch in der Sporthalle an der Hermann-Milde-Straße, die den Namen von Hans Riegel trägt. Said Arbab, Betreiber des Badminton-Centers auf dem Haribo-Gelände, war 20 Jahre lang Squash-Partner des Chefs. "Er war immer präsent und konnte von seinem Büro direkt auf diese Halle sehen, die er selbst erbaut und 1953 eröffnet hat", sagte Arbab.

Immer mittwochs sind Plätze für Haribo-Mitarbeiter reserviert, die Riegels Begeisterung für Badminton teilen. "Die Halle soll weiter seinen Namen tragen und eine Erinnerung an ihn sein", wünscht sich Arbab. Den "Pionier des deutschen Badmintons" würdigte auch der Deutsche Badminton-Verband, die Schwimm- und Sportfreunde (SSF) Bonn trauern um ihren Ehrenpräsidenten.

IHK-Präsident Wolfgang Grießl und IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille sprachen über die "eindrucksvolle Unternehmerpersönlichkeit" Hans Riegel, die über Jahrzehnte die Entwicklung des Bonner Traditions-Unternehmens und Weltmarktführers Haribo bestimmt habe. "Die Region und die Stadt Bonn haben ihm viel zu verdanken." Auch in Sachen Ausbildung sei Haribo ein Vorzeigeunternehmen in der Region.

[kein Linktext vorhanden]Einen engen Bezug gab es auch zur Wissenschaft. "Hans Riegel war der Universität Bonn seit vielen Jahrzehnten verbunden. Er ist Alumnus, denn er hat hier studiert und wurde 1951 mit einer Arbeit über die Weltzuckerwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg promoviert", sagte Uni-Rektor Jürgen Fohrmann. In den vergangenen Jahren habe er sich insbesondere mit dem Dr. Hans Riegel-Fachpreis dafür stark gemacht, Schüler für Universität und Wissenschaft zu begeistern (siehe Text links).

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch kann sich Bonn ohne Hans Riegel kaum vorstellen: "Deshalb ist es tröstlich zu wissen, dass er durch seine Produkte unvergesslich bleibt. Unvergesslich ist auch die Unternehmerpersönlichkeit, die im Wortsinn vom alten Schrot und Korn war, kantig, geradeheraus und immer genau wissend, was er erreichen wollte."

[kein Linktext vorhanden]Riegels Verhältnis zur Stadt Bonn war allerdings nicht konfliktfrei, vor allem wenn es um fehlende Erweiterungsflächen für Haribo ging. Weil er "wider den Stachel löckte", bekam der Unternehmer 2006 den Bröckemännche-Preis des Bonner Medien-Clubs. Dessen Vorsitzender Andreas Archut erinnerte an einen unabhängigen Geist, einen "Patron der guten alten, klassischen Art" und nicht zuletzt an einen, der seine Mitarbeiter noch persönlich kannte.

Kastanien-Tauschaktion

Die Kastanien-Tauschaktion wird auch nach dem Tod von Hans Riegel in der nächsten Woche stattfinden. Das bestätigte Firmensprecher Marco Alfter. "Das hätte Hans Riegel mit Sicherheit so gewollt", sagte er. Zum 77. Mal haben Sammler die Möglichkeit, Kastanien und Eicheln auf dem Haribo-Werksgelände an der Truchseßstraße in Bad Godesberg gegen Süßes zu tauschen. Die Tauschquote bleibt: zehn Kilo Kastanien oder fünf Kilo Eicheln (maximal 50 Kilo pro Person) gegen ein Kilo Haribo. Die Tauschaktion läuft an zwei Tagen, am Donnerstag, 24. Oktober, und am Freitag, 25. Oktober, jeweils von 7 bis 16 Uhr.

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