Kommentar Was soll der Knatsch?

BONN · Gerhard Schröder war damals noch Ministerpräsident von Niedersachsen und Jürgen Trittin sein Minister für Bundesangelegenheiten. Als sie sich den Neubau der Landesvertretung in Bonn damals ansahen, soll ihnen ob des Bombastes die Spucke weggeblieben sein.

Der Bau sei wohl eine Nummer zu groß geraten, sollen sie bemault haben. Das war auch ein Grund, warum die Immobilie lange Zeit als nicht vermittelbar galt: Sie war zu sehr auf Repräsentation ausgerichtet. Und nun soll dieser Bau als "symbolischer Zeitzeuge", so der Bürger Bund, erhalten werden?

Nach Abriss des Vorgängerbaus an der Dahlmannstraße, der neoklassizistischen Villa Dahm, vieler Büros der Hauptstadtpresse und Studios fällt der Politik plötzlich der Denkmalschutz ein? Für die Telekom wurden so typische Hauptstadtbauten wie die CDU-Parteizentrale, die Britische Botschaft und die DRK-Zentrale entfernt.

Als der damalige Landeskonservator Udo Mainzer vorschlug, das gesamte Regierungsviertel unter Denkmalschutz zu stellen, gab es Widerstände. Denn man wollte ja dieses Quartier, das nun Bundesviertel hieß, entwickeln. In diesem Areal zwischen B 9 und Rhein hat sich in den vergangenen 20 Jahren viel getan. Immerhin das Ensemble am Tulpenfeld ist erhalten, aber sonst ist das alte Regierungsviertel kaum wiederzuerkennen. Und die niedersächsische Landesvertretung stellt bestimmt kein Zeugnis der alten Bundeshauptstadt dar. Also, was soll der Knatsch?

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