Winter in Bonn Darum friert der Rhein selbst bei eisigen Temperaturen nicht mehr zu

Bonn · Bonn und die Region erleben in diesen Tagen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Der Rhein würde allerdings selbst bei deutlich geringeren Temperaturen nicht einfrieren. Dafür gibt es eine einfache Erklärung.

Bonn: Als der Rhein zugefroren war
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Als der Rhein zugefroren war

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Bonn erlebt einen Wintereinbruch. Die Temperaturen sanken unter die Null-Grad-Marke. Den Rhein lässt dieses Wetter allerdings unbeeindruckt. Selbst bei eisigen Temperaturen weit unter null Grad, bildet sich auf dem Rhein keine Eisschicht.

Anders sah das noch bis vor rund 60 Jahren aus, als sich auf dem Rhein in kalten Wintermonaten durchaus ab und an eine Eisschicht bildete. So zum Beispiel im Winter 1962/1963, der mit einem Mittelwert von minus vier Grad in NRW als kältester Winter des vergangenen Jahrhunderts in die Geschichte einging.

Auch im Jahr 1929 war es so kalt, dass sich eine dicke Eisschicht auf dem Rhein bildete und viele Menschen auf den Rhein gingen (zu sehen auf unserem historischen Foto). Im Mittelwert war es in jenem Winter minus drei Grad kalt, wie Diplom-Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Deutschen Wetterdienst sagt. Der Februar 1929 erreichte sogar eine Durchschnittstemperatur von eisigen minus 6,7 Grad. Der Winter 1928/1929 gilt damit als zweitkältester Winter des vergangenen Jahrhunderts in NRW.

Heutzutage friert der Rhein allerdings nicht mehr zu. „Dass so etwas nochmal passiert, ist eigentlich auszuschließen“, meint der Meteorolge. Ein zugefrorener Rhein sei in Zeiten des Klimawandels fast undenkbar. Dafür würde es auch nicht ausreichen, wenn es mal für eine Woche richtig kalt werde, sagt der Wetterexperte. Da brauche man schon eine mehrere Wochen anhaltende Kälte mit Minusgraden.

Hinzu komme, dass sich auch der Rhein selbst verändert habe. Das Wasser des Flusses sei heute durch die Abwärme der Industrie deutlich wärmer als damals, sagt Kesseler-Lauterkorn. Und auch die Fließgeschwindigkeit habe sich durch Flussbegradigungen verändert und sei schneller geworden.

Auch Jan Böhme vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Duisburg bestätigt: „Mittlerweile ist das Wasser im Rhein schlichtweg zu warm.“ Die Wassertemperaturen hätten in den vergangenen zehn Jahren kaum noch die Zwei-Grad-Grenze unterschritten. Selbst bei Frost, der über mehrere Tage hinweg anhält, friert der Rhein deshalb heute nicht mehr ein.

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