Rudern bei Hochwasser Warnung vor den Tücken des Rheins

BONN · Mit Blick auf die hochsommerlichen Temperaturen warnt die Stadt Bonn erneut dringend davor, sich im Rhein abzukühlen. Selbst in Ufernähe könne solcher Leichtsinn tödlich enden, erklärte das Presseamt.

Aber nicht nur Schwimmer setzen sich auf dem Fluss einem Risiko aus, sondern auch Kanufahrer, die in den vergangenen zwei Wochen zwei Feuerwehreinsätze ausgelöst haben.

Bei Daniel Kowalski und Olaf Schwarz ging bisher alles gut. Wenn sie auf dem Rhein ihrem Hobby nachgehen, dürfte das aber manchen Beobachter irritieren. Stand-up-Paddeln (SuP) ist laut Kowalski eine alte Sportart, die von Surfern auf Hawaii wiederentdeckt wurde: Sie stehen auf speziellen Brettern und steuern mit einem Paddel. Die Sportler vom Verein Blau-Weiß Bonn drehten vor Kurzem auf Rhein und Sieg ihre Runden.

"Bei Hochwasser kann man Sachen entdecken, die man sonst nicht sieht", sagt Schwarz. "Man kann über die Felder fahren und Ecken erreichen, zu denen man sonst nicht kommt." Allerdings muss man das Wassersportgerät sehr gut beherrschen. "Olaf Schwarz und ich gehörten zu den ersten in dieser Gegend, die mit SuP angefangen haben", so Kowalski. Seit vier Jahren seien sie dreimal in der Woche unterwegs, hauptsächlich auf der Sieg, wofür sie aber den Rhein überqueren.

Man müsse das Gleichgewicht halten können und "mental voll da sein", sagt Kowalski. Das sei anspruchsvoller als Rudern, eine Sportart, die er und Schwarz ebenfalls seit Jahrzehnten betreiben. Sie stehen regelrecht auf dem Wasser, nur gesichert durch eine flexible Leine, die sie mit dem Brett verbindet. Deshalb sei der Rhein keineswegs für SuP-Anfänger geeignet. Schwarz empfiehlt, Schwimmwesten zu tragen, nicht nur beim Stand-up-Paddeln.

Dem schließt sich Meik Betke, Leiter der Wasserschutzpolizei, an. Er erinnert sich an drei Todesfälle 2006 und 2007, die zu verhindern gewesen wären, wenn die betroffenen Ruderer Westen getragen hätten. Seitdem sei es zum Glück ruhig geblieben. Fünf bis zehn gekenterte Personen müsse man im Jahr durchschnittlich aus dem Rhein fischen, beim aktuellen Hochwasser waren es zwei. Vor einer Woche mussten Augenzeugen in Höhe der Oper einen erschöpften Kanufahrer aus dem Fluss ziehen. Die meisten Verunglückten, so Betke, seien keine Freizeitpaddler, sondern erfahrene Vereinsruderer.

Nach den Todesfällen habe man versucht, die Sicherheitsvorschriften so zu ändern, dass der Rhein nur mit Schutzwesten befahren werden dürfe, was aber von Interessenverbänden verhindert worden sei. Gesetze gebe es nicht: Der Rhein darf von jedermann befahren werden. "Das ist erst verboten, wenn die Schifffahrt generell eingeschränkt ist", erklärt Betke. Ruderer müssen in Ufernähe bleiben; beim Queren des Rheins hat die Schifffahrt Vorrang.

"Im Großen und Ganzen" passiere wenig, sagt der Wasserschutzpolizist. Jedenfalls nicht genug, um den Gesetzgeber in diesem Bereich zum Eingreifen zu veranlassen. Kollisionen der Ruderer mit Schiffen, die für erstere sehr unglücklich ausgehen würden, habe es noch nicht gegeben - auch weil die Wasserschutzpolizei immer mal wieder bei den Vereinen die Gefahren verdeutlicht.

Eine dieser Gefahren sei, dass ein Schiff viele Winkel hat und nicht sehr schnell reagieren kann, betont zum Beispiel Alexander Dahm, Kapitän der MS Beethoven. Darüber hinaus werde besonders bei Hochwasser viel Treibgut mitgespült, das auch für sein 200-Tonnen-Schiff ein Risiko darstellen könne - und für die leichten Ruderboote erst recht.

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